Google präsentiert eigenen Tablet-Rechner: Angriff auf Amazon und Apple
Google mischt nun auch im Tabletmarkt mit: Das neue Nexus 7 sieht aus wie der Kindle Fire und ist wesentlich billiger als ein iPad. Nur bei den Inhalten kann es noch nicht mithalten.
NEW YORK dapd | Nach Apple und Microsoft stößt auch Google in den boomenden Markt der Tablet-Computer vor. Bei seiner jährlichen Entwicklerkonferenz stellte der Konzern am Mittwoch eine Reihe von Neuerungen für das mobile Betriebssystem Android, ein ausgebautes Unterhaltungsangebot und einen eigenen Tablet-Computer vor.
Während Microsoft mit dem Tablet Surface direkt den übermächtigen Konkurrenten Apple angreift, zielt Google auch auf Nutzer eines anderen Tablet-Produktes, dem in den USA erfolgreichen Kindle Fire von Amazon.
Nexus 7 heißt das Gerät und es gleicht Amazons Tablet nicht nur vom Aussehen, sondern auch vom Nutzen. „Es ist gebaut für Google Play“, sagte ein Google-Manager bei der Präsentation in San Francisco, und bezog sich damit auf Googles Unterhaltungsplattform. Wie Amazons Kindle Fire ist das Google-Gerät deutlich günstiger und kleiner als das Ipad von Apple. Es verfügt über einen 7-Zoll-Bildschirm, ist mit 10,4 Millimetern einen Hauch dünner und mit 340 Gramm deutlich leichter – „etwa so schwer wie ein Buch“.
Auch im Preis gleichen sich die Geräte, beide sind für etwa 200 Dollar erhältlich. Vorerst jedoch nur in den USA, Australien, Großbritannien und Kanada. Andere Länder würden bald folgen, hieß es. Im Inhaltsangebot kann Google zwar weder mit Apple noch mit Amazon mithalten, doch es wurde deutlich ausgebaut. Neu können auch TV-Serien und Magazine in Google Play gekauft werden. Zu den Partnern gehören die TV-Sender ABC und NBC, und für Zeitschriften der Verlag Condé Nast, der unter anderem die Magazine „Wired“ und „New Yorker“ herausgibt.
„Google versucht Apple anzugreifen, indem sie Amazon kopieren“, sagte Informa-Analyst Andy Analyst Castonguay. Zusammen mit Google Play schaffe Nexus ein Öko-System wie es von Apple bekannt sei. Das Tablet ebne aber auch den Weg für andere, günstigere Tablets, sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi: „Es ist ein Signal an andere Hersteller, um denen klar zu machen, dass mit teuren Tablets niemand eine Chance gegen Apple hat.“ Apple dominiert den Tablet-Markt mit einem Marktanteil von mehr als 60 Prozent.
Sprung aus dem Flugzeug
Auf der Entwicklerkonferenz stellte Google außerdem die neuste Version des mobilen Betriebssystems Android vor. Es arbeitet schneller, verfügt über eine umgebungsbasierte Suche, ein verbessertes Benachrichtigungszentrum und semantische Web-Suche per Sprachbefehl – ähnlich dem Sprachassistenten Siri von Apple. Jelly Bean, so der Name, ist ab sofort für Google-Geräte und Motorolas Xoom-Tablet verfügbar.
Der Schluss der Präsentation war actiongeladen: Google-Gründer Sergey Brin zeigte unter großem Applaus die als „Google Glass“ bekannten Brillen mit Smartphone-Funktionen. Gefilmt von diesen Brillen konnten die Zuschauer in Echtzeit einen Sprung aus einem Flugzeug miterleben. Ausgewählte Entwickler konnten die Brillen vorbestellen, geliefert werden sie nächstes Jahr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge