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Goodyear in FrankreichFührungskräfte gekidnappt

In Amiens haben Mitarbeiter zwei Tage lang zwei ihrer Chefs als Geiseln gehalten. Sie forderten höhere Abfindungen.

Ein Riesenreifen versperrt den Weg hinaus: In Amiens waren der Personalchef Bernard Glesser (l.) und Produktionsleiter Michel Dheilly Geiseln der Belegschaft. Bild: ap

AMIENS dpa | Eine Geiselnahme von zwei Führungskräften des US-Reifenherstellers Goodyear in einer französischen Fabrik ist gewaltfrei zu Ende gegangen. Die von Mitarbeitern seit Montagvormittag festgehaltenen Manager wurden am Dienstag nach rund 29 Stunden wieder freigelassen.

Arbeitnehmervertreter kündigten dafür aber eine Besetzung des Werkgeländes im nordfranzösischen Amiens an. Es werde erst geräumt, wenn Goodyear höhere Abfindungen zahle, hieß es.

Arbeiter hatten zwei Führungskräfte seit Montag als Geiseln gehalten. Die an der Aktion beteiligten Mitarbeiter forderten vom Management unter anderem höhere Abfindungen.

Goodyear hatte bereits im vergangenen Januar die Schließung des Standorts Amiens-Nord mit rund 1200 Mitarbeitern angekündigt. Als Grund nannte die Unternehmensführung damals geplatzte Verhandlungen mit den Gewerkschaften über Sanierungspläne, die sich über mehrere Jahre hingezogen hatten.

Das Goodyear-Management hatte am Dienstag eine sofortige Freilassung der Führungskräfte gefordert. Vorher werde es keine neuen Gespräche mit Arbeitnehmervertretern geben, hieß es. Der französische Unternehmerverband Medef bezeichnete die Geiselnahme als „vollkommen inakzeptabel“ und „vorsintflutliche Praktik“. Bei den festgehaltenen Führungskräften handelte es sich um den Produktionsleiter und den Personalchef des Standorts in Nordfrankreich.

In Frankreich kommt es immer wieder zu militanten Aktionen von Arbeitnehmern. Wirtschaftsvertreter und etliche Politiker werten sie als höchst schädlich für das Image des Industriestandorts Frankreich.

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8 Kommentare

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  • RK
    Radi Kal

    Gib Gummi

     

    Ich kann den Führungskräfteschweiß

    auch nicht länger riechen

  • J
    JadotA

    Goodyear!

    Oui, bonne année !

  • Wenn die den Laden dichtmachen wollen, warum denn nicht verstaatlichen. So sind doch dann die Arbeitsplätze gerettet und der Staat kann die ganzen Profite einstreichen.

    Hat doch bei uns im Bergbau lange funktioniert bis der Kohlepfennig abgeschafft wurde (was gut für die Umwelt ist, muss man7frau ja auch bedenken).

    • S
      Sakus
      @Demokrat:

      Wenn der Laden Profit machen würde, hätte ihn Goodyard garantiert nicht geschlossen. Die machen sowas auch nicht aus Jux und Dollerei.

  • K
    Kawabunga

    Ach die armen Wirtschaftsvertreter und Politiker, armes Image des Industriestandorts Frankreich.

     

    Nur Menschen, bei denen nicht das gesamte Leben von ihrem Job bestimmt wird und die trotzdem finanziell nie auf einen grünen Zweig kommen, oder sich "verwirklichen", "ihren Traum leben" und "Leidenschaft und Beruf vereinen" können, sind in der Lage so einen Müll zu reden.

     

    Ja, die Wirtschaft hat ihre Bedürfnisse. Ja, in unserer Wirtschaftsordnung hängen die Staaten extrem von der Wirtschaft ab. Und letztenendes haben beide vollkommen andere Interessen als die arbeitende Bevölkerung.

  • A
    ama.dablam

    Im Westen nichts Neues.

     

    Schon in den Neunzigern sagte mir in Paris der CFO eines amerikanischen Automobilzulieferers "I don't want any assets in this country", nachdem ihm dank der CGT dasselbe passiert war...

  • Na dann ein Good-year to all Workers!

  • FR
    Flora rot

    Vive la France!