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Goldrausch in El SalvadorMordserie an Umweltaktivisten

In El Salvador soll Gold in einer zentralen und bitterarmen Provinz abgebaut werden. Dafür werden Umweltaktivisten ermordet. Die Polizei spricht hingegen von gewöhnlicher Kriminalität.

Den betroffenen Gemeinden wurde ein „grüner“ Untertagebau versprochen, doch bereits 2008 wurden Schürflizenzen wegen nicht beachteter Umweltauflagen abgelehnt. Bild: reuters

SAN SALVADOR taz | „Wahrscheinlich haben sie mich gesucht“, sagt der Umweltaktivist José Santos. „Aber sie haben mich nicht gefunden und so haben sie eben meine Frau umgebracht.“ Dora Alicia Sorto, 32, Mutter von sechs Kindern und im achten Monat schwanger, wurde am 26. Dezember in dem Weiler Trinidad im Zentrum von El Salvador mit fünf Schüssen in den Rücken niedergestreckt.

Sie war am Fluss gewesen und hatte dort Wäsche gewaschen. Auf dem Heimweg trug sie ihren zweijährigen Sohn auf dem Arm. Der wurde bei den Attentat verletzt. Der Mord war schon der dritte an Umweltaktivisten in der ländlichen Provinz Cabañas. Sechs Tage zuvor war Ramiro Rivera erschossen worden. Am 18. Juni verschwand Gustavo Marcelo Rivera. Seine Leiche wurde später mit Folterspuren gefunden.

Cabañas ist eine der elendsten Provinzen El Salvadors. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. „Man hat uns immer vergessen“, sagt Francisco Pineda, Koordinator des Umweltkomitees von Cabañas. „Aber jetzt hat man unglücklicherweise Gold bei uns gefunden.“

José Santos und seine ermordete Frau lebten nur ein paar Schritte vom Berg El Limón. Aus diesem Hügel will die kanadische Minengesellschaft Pacific Rim Gold gewinnen. Santos und andere Anwohner haben sich dagegen gewehrt. Sie befürchten schwere Umweltschäden durch Zyanid, mit dem das Gold vom Gestein gestrennt werden soll. Ihr Widerstand hatte nicht nur die drei Morde zur Folge. Es gab Todesdrohungen und Attentatsversuche gegen Umweltaktivisten, Pfarrer und Journalisten lokaler Radiostationen. Rivera war bereits im August von acht Schüssen getroffen worden und hatte überlebt. Er stand unter Polizeischutz. Doch das hinderte die Killer nicht.

Die Polizei hat zwar drei Personen verhaftet, geht aber davon aus, dass die Morde nichts mit dem Widerstand gegen die Minen zu tun haben, sondern der gewöhnlichen Kriminalität zuzuschreiben sind. Das knapp sechs Millionen Einwohner zählende El Salvador ist das gewalttätigste Land Lateinamerikas. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 4.300 Menschen ermordet. Umweltaktivist Pineda dagegen glaubt, dass die wahren Hintermänner der Morde geschützt werden sollen. „Hätte man nach dem ersten Mord nach den Auftraggebern gesucht, wären die anderen beiden nicht passiert“, sagt er. Anfang Dezember hatte das Umweltkomitee um einen Termin beim linken Präsidenten Mauricio Funes gebeten, war aber nur von einem untergeordneten Beamten empfangen worden.

Pacific Rim mit Sitz in Vancouver und Interessen in mehreren Ländern Lateinamerikas vermutet laut einer Mitteilung „Dutzende von Millionen Unzen Gold“ in Cabañas. Die Kanadier und sechs weitere Bergbauunternehmen waren von rechten Vorgängerregierungen mit Explorationslizenzen ausgestattet worden. Pacific Rim hatte die Goldsuche mit Geschenken an Bürgermeister und mit der Finanzierung von Dorffesten unterstützt. Den betroffenen Gemeinden waren Arbeitsplätze und ein angeblich „grüner“ Untertagebau versprochen worden. Trotzdem hat die Regierung des rechten Präsidenten Antonio Saca bereits 2008 die Vergabe von Schürflizenzen abgelehnt, weil Umweltauflagen nicht eingehalten worden waren.

Pacific Rim hat die Regierung El Salvadors deshalb gemeinsam mit einer weiteren Bergbaufirma vor dem Internationalen Zentrum der Beilegung von Investitionsstreitigkeiten - einem zur Weltbank gehörenden Schiedsgericht - auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt. Salvadorianische Umweltorganisationen fordern den Abzug der internationalen Minenunternehmen und ein gesetzliches Verbot des Bergbaus in dem überbevölkerten Land.

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5 Kommentare

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  • P
    pekerst

    "Mordserie an Umweltaktivisten" - Nur mal so als freundlicher Hinweis, der nicht der Allgemeinheit mitgeteilt werden muss: Es handelt sich nicht um eine "Serie an Umweltaktivisten", sondern um eine "Serie von Morden...", was etwas anderes ist. Gerhard Henschel hat sich in der taz dazu eigentlich hinreichend geäußert.

  • E
    Ernst

    @Uwe

     

    was bezwecken sie mit solche Kommentaren?

     

    Man wuerde die SPD (wuerde die SPD auch selbst) als Links bezeichnen und trotzdem, verdanken wir ihr z.B. Harz 4 oder Afghanistankrieg...

    Deshalb verscherbeln andere Laender auch ihr Gold trotz linker Regierung...

     

    Was lernen wir daraus? Parlamentarier sind sehr oft Lobbymenschen...

     

    HUUUUIII! Was ganz neues

  • N
    N.

    @"Uwe Richard"

     

    Die Erwähnung dieser Tatsachen im Artikel würde ich als Zeichen dafür betrachten, dass eben nicht eine pauschale Klassifizierung als "gut" und "böse" betrieben wird. Deinen Hohn kannst du dir also - gerade in Bezug auf diesen Artikel- sparen. Im übrigen ist "links" nicht gleich "links" und "rechts" nicht gleich "rechts".

     

    Zurück zum Thema:

    Ein sehr informativer Bericht, der mich schaudern lässt. Was muss eigentlich noch passieren, bis funktionierende Demokratien und Rechtsstaaten die ansässigen Unternehmen für derlei "Auslandsaktivitäten" zur Rechenschaft ziehen?

  • R
    Riin

    Dies ist das Gesicht des Fortschritts. Keine Anomalie und keine Randerscheinung sondern der Kern der Sache.

  • UR
    Uwe Richard

    Hie die Bösen:

    ... hat die Regierung des rechten Präsidenten Antonio Saca bereits 2008 die Vergabe von Schürflizenzen abgelehnt, weil Umweltauflagen nicht eingehalten worden waren ...

     

    Da die Guten:

    ... hatte das Umweltkomitee um einen Termin beim linken Präsidenten Mauricio Funes gebeten, war aber nur von einem untergeordneten Beamten empfangen worden.

     

    Ja, ja, das Leben ist hart...

     

    Uwe Richard