piwik no script img

Golden Globes ohne GlamourBestseller-Verfilmung gewinnt

Mal was anderes: Auf einer nüchternen Pressekonferenz verliest Hollywoods Auslandspresse die Gewinner ihrer Golden Globes. Ein erzwungenes Solidaritätsfasten für die Drehbuchautoren.

Was vom Rummel übrig blieb: ein Arbeitstreffen mit Podium. Bild: ap

LOS ANGELES dpa/ap/taz Es war eine Preisverleihung ohne Preisträger: Die ausgezeichneten Hollywoodstars nahmen an der Veranstaltung nicht teil. Der Verband der Hollywood-Auslandspresse, der die Ehrungen vergibt, ließ die Gewinner durch mehrere Moderatoren verlesen. Die sonst übliche Gala mit rotem Teppich, Abendgarderobe und viel Champagner war abgesagt worden, nachdem sich reihenweise Nominierte mit den streikenden Drehbuchschreibern solidarisiert und eine Teilnahme abgesagt hatten.

So übten sich die Golden Globe-Moderatoren in der Flucht nach vorn: Die nüchtern abgehaltene Pressekonferenz am Sonntagabend in Beverly Hills dauerte nur eine halbe Stunde. Mehrere Moderatoren äußerten Verständnis für die Autoren, bedauerten aber die Absage der Show. "Wir wollen unsere Stars sehen", meinte eine CNN-Journalistin. Fasten für die Drehbuchautoren ist eben nicht jedermans Sache.

Doch zu den Preisen: Der britische Liebesfilm "Abbitte" und das blutige Musical "Sweeney Todd" sind die Hauptgewinner der 65. Golden Globes. Die Bestsellerverfilmung "Abbitte" von Regisseur Joe Wright wurde zum besten Kinodrama gekürt. In dem französisch-britischen Film des Regisseurs Joe Wright geht es um das Leben einer Schriftstellerin, die mit ihren Fantasien zwei Menschen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ins Unglück stürzt.

Tim Burtons "Sweeney Todd" erhielt die goldene Weltkugel als bestes Musical. Hauptdarsteller Johnny Depp, der für seine Rolle als dämonischer, serienmordender Barbier erstmals sang, bekam einen Schauspielerpreis. Die Golden Globes gelten als zweitwichtigster US-Filmpreis - und wie jedes Jahr als Gradmesser für den Jahreshöhepunkt in Hollywood, die Oscar-Verleihung am 24. Februar.

Als beste Schauspieler in einem Drama wurden Julie Christie und Daniel Day-Lewis geehrt. 40 Jahre nach ihrem Oscar für "Darling" bekam Christie die Auszeichnung für ihre Rolle als Alzheimer- Patientin in dem einfühlsamen Ehedrama "An ihrer Seite". Day-Lewis war als rücksichtloser Ölbaron in Paul Thomas Andersons historischem Drama "There Will Be Blood" erfolgreich.

Die französische Schauspielerin Marion Cotillard überzeugte die Jury mit ihrer Darstellung von Edith Piaf in dem Musikfilm "La Vie En Rose". In Nebenrollen wurde Cate Blanchett für ihre Verkörperung von Bob Dylon in dem Film "I'm Not There" geehrt, der spanische Schauspieler Javier Bardem als gnadenloser Menschenjäger in dem Western "No Country for Old Men". Die von der Kritik hochgelobte neue Arbeit der Coen-Brüder war zusammen mit "Abbitte" als Favorit für die Kategorie Bester Film gehandelt worden, erhielt dann neben dem Globe für Bardem am Ende immerhin noch eine Auszeichnung fürs Drehbuch.

Der ebenfalls begehrte Regiepreis ging an den New Yorker Maler und Filmemacher Julian Schnabel für "Schmetterling und Taucherglocke" - die nach einer wahren Begebenheit erzählte Geschichte eines Mannes, der sich nach einem Schlaganfall nur noch mit Augenblinzeln verständlich machen kann. Der in Frankreich und den USA produzierte Film wurde auch zum besten ausländischen Film gekürt und schlug damit den schon mehrfach ausgezeichneten Abtreibungsfilm des rumänischen Regisseurs Cristian Mungius "Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage".

Als bester Animationsfilm setzte sich "Ratatouille" von aus der von Disney erworbenen Filmschmiede Pixar durch, die Geschichte über eine Ratte in Paris mit einem Hang zur Gourmetküche. Dagegen hatten das von Jerry Seinfeld miterfundene "Bee-Movie - Das Honigkomplott" sowie "Die Simspons - Der Film" das Nachsehen. Die beste Filmmusik wurde "Abbitte" zugesprochen, als bester Song schnitt Eddie Vedders "Guaranteed" in der Romanadaption "Into the Wild" ab. Die Golden Globes werden in insgesamt 25 Kategorien für Kino und Fernsehen vergeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!