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KommentarGolden Delicious

■ Warum der Erlebniszoo Hamburg nicht billig, aber käuflich sein soll

Das ist überzeugend, das ist konsequent, das ist visionär. Der Wunschzettel der Handelskammer für die Umgestaltung Hamburgs zum Erlebniszoo lässt nichts aus, was des Technokraten Herz begehren mag. Menschen, Tiere, Sensationen, degradiert zu events, die nicht billig sein sollen, aber käuflich für alle, die es sich leisten können. Da hüpft des Krämers Seele in freudiger Erregung.

Bestechend geradezu ist die immanente Logik der Herren über Handel und Herbergen. Mit einem Tierpark wie Hagenbecks ist doch weder Staat noch Geld zu machen. Für Pampashasen interessiert sich ja eh niemand. Ein Ozean hinter Glas muss es schon sein, damit die Kassen klingeln in der Spaßgesellschaft. Und den Unverbesserlichen, die zum Zwecke der Erholung zur Baumblüte ins Alte Land radeln, schlägt eh bald die Stunde. Wo der A3XX landet, wächst weder Gras noch Apfelbäumchen.

Surrogate müssen her, die mit Phantasie soviel zu tun haben wie ein Golden Delicious mit einem Finkenwerder Herbstprinz: Urban Entertainment Centers aus Beton, Glas und Palmencafés, garniert mit einem Hauch Verruchtem, wie ihn Handelskammers Chefetage in Las Vegas und Paris schätzen lernte.

Die Freizeit, die sie meinen, ist die normierte einer schönen neuen Unterhaltungswelt für die wahren, vermuteten oder im Zweifel PR-mäßig zu weckenden Gelüste eines verbrauchsorientierten Kaufpublikums, dessen Vans Aufkleber der Güteklasse „Eure Armut kotzt mich an“ zieren.

Auch diese message haben die Herren konsequent formuliert. Sven-Michael Veit

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