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AnalyseGold ohne Standard

■ Rohstoffe sind so billig wie nie zuvor. Preise werden sich nicht erholen

Die Asienkrise muß für die Erklärung vielfältiger Probleme herhalten. Unter anderem soll sie den weltweiten Verfall der Rohstoffpreise ausgelöst haben. Ob Schweinehälften, Nickel, Gummi oder Gold – alle in Massen benötigten Rohstoffe sind in den vergangenen Jahren billiger geworden. Am auffälligsten ist die Entwicklung beim Rohöl, das momentan zum Preis von 1986 zu haben ist. Die Staatshaushalte von erdölfördernden Ländern in Afrika, Lateinamerika und Arabien hängen bis zur Hälfte an den Einkünften aus dem Ölexport und drohen daher zusammenzubrechen.

Aber die Asienkrise hat den Preisrutsch nicht ausgelöst, sondern nur beschleunigt, zeigt ein Studie der Weltbank. Die Lebensmittelpreise waren nach ihrem Höchststand im April 1996 schon vor Ausbruch der Asienkrise um 12,7 Prozent gesunken, die Preise für Mineralien und Metalle fielen bis Juni 1997 im Schnitt um elf Prozent gegenüber 1995. Nickel und Kupfer gibt es sogar für die Hälfte des Preises von 1995. Auch diese Grundstoffe verloren schon vor dem Zusammenbruch der aufstrebenden Industrien in Asien.

Die Weltbank macht vor allem technische Verbesserungen und eine veränderte politische Lage für den Preisverfall verantwortlich. Seit die Welt nicht mehr in zwei Blöcke geteilt ist, kann jeder Händler Rohstoffe von überall kaufen. Zu Anfang des befreiten Welthandels haben daher viele Länder ihre Produktion ausgeweitet, denn mit den Rohstoffen konnten sie ihre Staatssäckel füllen. Bis Mitte der 90er Jahre ging das gut, dann waren zu viele Rohstoffe auf dem Markt und drückten die Preise.

Auch gehen Goldsucher und Nickelschürfer nicht mehr mit der Spitzhacke in den Urwald, um aufs Geratewohl zu suchen. Minenunternehmen führen ihre seismologischen Untersuchungen mit Computern durch und haben die Spreng- und Meßtechnik verbessert, so daß sie Rohstoffe noch aus der letzten Felspalte holen können. Notfalls werden die Mineralien oder Erze mit Chemikalien aus der Erde gelaugt. Und gaben früher Ölreservoirs irgendwann mangels natürlichem Druck nichts mehr her, können sie heute künstlich ausgepreßt werden.

Erstaunlich ist, daß viele große Minenunternehmen im Gegensatz zu den Staaten nicht unter den sinkenden Preisen leiden. Sie konnten rationaliseren und mit der verbesserten Technik die Förderpreise senken. So hat der weltgrößte Goldproduzent, die südafrikanische AngloGold, 1998 ihren Gewinn um 20 Prozent gesteigert, obwohl sie zehn Prozent weniger Gold produziert hat. Die Weltbank rechnet übrigens nicht damit, daß die Preise wieder anziehen. Die Liberalisierungen und technischen Fortschritte seien weder rückgängig zu machen noch aufzuhalten. Ulrike Fokken

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