piwik no script img

Görlitzer Park BerlinGroße Erwartungen

In der Bundesrepublik ist das ein Novum: Im Görlitzer Park gibt es einen Parkmanager. Auch sonst gibt es in der Kreuzberger Grünanlage einige Neuerungen.

Am 15. November fängt er an: Der Parkmanager für den Görli, Cengiz Demirci. Foto: dpa

Einen vergleichbaren Posten gibt es nirgendwo sonst in der Bundesrepublik. Nicht nur deshalb ruhen auf Cengiz Demirci große Erwartungen. Umschlagplatz für Drogen, Krach, Gewalt – das Image des Görlitzer Parks könnte kaum schlechter sein. Demirci gehört zu den Leuten, die das ändern sollen. Am 15. November fängt der 43-Jährige im Görli als Parkmanager an. Unterstützt wird er ab März 2017 von Parkläufern, die als direkte Ansprechpartner in der Grünanlage unterwegs sein sollen.

Demirci hat türkische Wurzeln. Im Auswahlverfahren des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg hat er sich unter 75 Bewerbern durchgesetzt. „Ich bin ein sehr bürgernaher Mensch, der vor Ort Lösungen sucht“, sagte der studierte Arbeitssoziologe am Mittwoch bei seiner Vorstellung vor der Presse.

Seine Aufgabe sieht er als Erstes in der Bildung eines Parkrats. Das Gremium, in dem alle im Kiez lebenden oder arbeitenden Menschen mitmachen können, soll weitergehende Lösungsvorschläge für den Park erarbeiten. Es tritt an die Stelle einer aus Anwohnern, Projekt- und Verwaltungsmitarbeitern des Bezirksamts bestehenden Arbeitsgruppe (AG), die im letzten Jahr ein Handlungskonzept für den Park erarbeitet hatte.

Einige Ergebnisse der AG ließen sich am Mittwoch bei einem Presserundgang durch den Görli bereits bestaunen. Vornweg der sichtlich gut gelaunte grüne Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Panhoff. Erste Station: ein neu eröffnetes Toilettenhaus. Es hat drei gesondert zu betretende Kabinen, die Einrichtung ist aus Edelstahl. Einmal täglich wird es gereinigt. Bisher gab es im Park kein öffentliches Klo.

Konzept für den Görli

Seit Juni 2016 gibt es das Handlungskonzept für den Gör­litzer Park. Ein Jahr lang hatte eine aus Anwohnern, Projekt- und Verwaltungsmitarbeitern des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg bestehende Arbeitsgruppe daran gearbeitet.

80 Seiten umfasst das Handlungskonzept. Plädiert wird darin unter anderem für die Einführung eines Parkmanagers, von Parkläufern und Sozialarbeitern.

Das Ziel: Der durch Drogenhandel und Kriminalität in Verruf geratene Park soll für Anwohner und Familien, vor allem aber für Kinder und Jugendliche wieder attraktiver werden. Letztere nutzen den Park nur noch in geschützten Räumen, hat eine Studie ergeben. (plu)

Zweiter Halt: ein von einem Extrazaun abgetrennter neuer Wasserspielplatz für Kinder. Dritte Station: Der hintere Parkeingang an der Görlitzer Straße wurde vergrößert, die Mauer daneben durch einen Gitterzaun ersetzt. Nun habe man einen freien Einblick in den Park und müsse nicht befürchten, dass hinter der Mauer plötzlich jemand hervorspringe, freute sich Panhoff.

In einem Partizipationsverfahren, dass der Parkrat einleiten müsste, wäre darüber zu diskutieren, ob nicht auch an anderen Stellen auf die Mauer verzichtet werden könne, sagt Lorenz Rollhäuser. Er hat in der AG die Anwohner vertreten. „Die Randbereiche sind sehr dunkel.“ Die Mauer ist eine historische Hinterlassenschaft der alten Bahnhofsanlage.

Die sogenannte Mainroad – der Weg von der Wienerstraße durch den Park zur Falckensteinstraße – ist an diesem Mittwochvormittag nahezu menschenleer. Manchmal stünden dort bis zu 80 Westafrikaner, erklärt Panhoff. Viele, aber nicht alle seien Dealer. „Das ist hier auch ein sozialer Treffpunkt, um Kumpels zu treffen.“

Panhoff und die AG sind Anhänger der Maxime: Den Drogenhandel wird man nicht grundsätzlich aus dem Park wegbekommen. Aber Parkwächter und Sozialarbeiter können den Dealer Schranken aufzeigen. Versucht werden solle auch, ihnen eine Lebensalternative anzubieten, sagt Astrid Leicht, die die Drogeneinrichtung Fixpunkt in der AG vertritt.

Letzte Station: Der Kinderbauernhof hat Land dazubekommen. Viel ist es nicht. Aber für einen Chillplatz mit Hängematte, Pool und einem Fußballplatz reicht es. Nur ein paar Enten planschen im Schlamm. Mittwochs ist Ruhetag.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • ihr habt mich echt zum lachen gebracht : "Aber Parkwächter und Sozialarbeiter können den Dealer Schranken aufzeigen" . Lieber Kreuzberger Grüne: träumt weiter von Bullerbü. Ich hab im Görli meistens nur ziemlich üble Gestalten dealen sehen, die sich gerne auch mal Gegenseitig mit Messern angehen. Mit Wg-Tisch Diskussionen wie ihr sie euch vorstellt war da nichts. Und die Ursachen hierfür sind riesengross und global und auch nicht in Kreuzberg lösbar. Hat man ja schon am Oranienplatz und bei der Schule gesehen. Mir tun nur die Menschen (meist afrikanischer Herkunft) leid, die wirklich von allen Akteuren insttrumentalisiert werden.

    • @püppi von Wegen:

      Sie meinen es wird genauso eine Lachnummer wie die erhöhte Polizeipräsenz die die Dealer aus dem Park direkt zu den Anwohnern getrieben hat?

       

      Ich behaupte schlichtweg, dieser Versuch ist billiger und bringt mehr als das was die Polizei im letzten Jahr versucht hat. Aber man bleibt gespannt, wie das Experiment funktioniert.

       

      Den leuten dabei helfen eine sinnvolle Beschäftigung zu vermitteln ist jedoch Erfolgsversprechender als Ihnen ein Arbeitsverbot (CDU) aus zu sprechen und die Polizei hinterherzuschicken, wenn sie irgendwie Geld verdienen wollen.

  • "Demirci hat türkische Wurzeln. Im Auswahlverfahren des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg hat er sich unter 75 Bewerbern durchgesetzt.

     

    Herr Demirci kommt aus Hannover. Welchen Mehrwert hat Ihre Aussage, dass er "türkische Wurzeln" hat?

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @baarpooler:

      Der Mehrwert: Er spricht wahrscheinlich nicht nur Deutsch sondern auch Türkisch. Und das ist für den Posten bestimmt sehr hilfreich.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Und die ganzen Schwarzafrikanerdie mir ständig was im Görli verkaufen wollen, die sprechen alle türkisch bzw türkischstämmig? Oder wie oder was?

        Ich glaube wohl kaum.