Globalisierungsprotest in China: "Lügner und Parasiten" der Wall Street
Chinas angeblich erster Globalisierungskritiker Du Jianguo greift Weltbankpräsident Robert Zoellick an. „Gift für China" sei dessen Bericht. Herr Du wurde hinausgeworfen.
BERLIN taz | Europa kriselt und auch die USA schleppen sich nur mühsam voran. Umso mehr ruhen die Hoffnungen auf den florierenden Schwellenländern, allen voran China.
Erstaunlich, dass nun der scheidende Weltbankchef Robert Zoellick den Chinesen Ratschläge erteilt - und zwar ausgerechnet solche, die überhaupt erst zur Finanzkrise in der westlichen Hemisphäre geführt haben.
So zumindest sieht es Du Jianguo, der wahrscheinlich erste Globalisierungskritiker Chinas, der sich auch öffentlich zu erkennen gibt. Bei Zoellicks Vorstellung des Weltbankberichts "China 2030" am Montag in Peking protestierte er lautstark gegen die Vorschläge.
„Das ist Gift für China", rief der Demonstrant. An der Wall Street gebe es nur „Lügner und Parasiten". Erst würden sie die USA zerstören, nun kämen sie, um China zu schädigen. Sicherheitskräfte versuchten, ihn aus dem Raum zu drängen.
Liberalisierung der Wirtschaft
Der Weltbank-Bericht setzt auf überholt geglaubte Rezepte. Zoellick kritisiert darin eine dominierende Rolle der Staatsunternehmen. Die Märkte müssten auch in China weiter liberalisiert und der chinesische Finanzsektor geöffnet werden.
Die Weltbankanalysten erwarten, dass das chinesische Wachstum von derzeit jährlich neun bis 2015 auf fünf bis sechs Prozent zurückgehen werde. China müsse daher die Rolle des Staates neu definieren.
„Ich war so empört über den Weltbankbericht", begründet der Demonstrant Du Jianguo seinen Protest später. Die Maßnahmen, die die Weltbank nun für China fordert, seien in anderen Ländern bereits gescheitert.
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