Globalisierung konkret: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 3
Schnelle Arbeit im Web
Das Internet ist der Beschleuniger der Globalisierung schlechthin. „Unsere Arbeit funktioniert nur mit dem Netz“, sagt Vorstand Carsten Milbach. Seine Berliner Firma 1000hands AG betreibt eine Außenstelle in der iranischen Hauptstadt Teheran.
Wer Unterlagen traditionell per Luftfracht in den Iran schickt, muss damit rechnen, dass sie ein Weilchen beim Zoll herumliegen. Das frisst jeden Zeitvorteil. Nicht so per Web: Freitagnachmittag bekommt die 1000hands AG in Berlin den Auftrag herein, ein paar ältere Bauzeichnungen für Gebäude zu elektronischen Plänen umzuarbeiten, die Architekten-Computer verarbeiten können. Milbachs Mitarbeiter scannen die Papiere ein und schicken sie Freitagabend los. Ein paar Sekunden später sind sie mittels Datenleitung in Teheran angekommen. Am Samstagmorgen geht dort die Arbeit los – wenn in Berlin das christliche Wochenende ausgebrochen ist. Ist dieses am Montag zu Ende, kommen die Datenpakete schon wieder zurück. Die Firma hat gegenüber der Konkurrenz, die sich in ihrer Arbeitsteilung auf die christliche Hemisphäre beschränkt, glatte zwei Tage gewonnen.
Die Periode, die als „Globalisierung“ beschrieben wird, begann mit der Auflösung des kommunistischen Blocks und der Einführung des Internets für die Normalbürger ab 1993. Seitdem rückt das Web die Welt zusammen und ermöglicht den ultraschnellen, transnationalen Fluss von Wissen und Kapital. Es hat den Beschäftigten in den Industrieländern eine neue Art von Konkurrenz beschert. Das Monatseinkommen eines Berliner Mitarbeiters beträgt bis zu 8.000 Mark brutto im Monat. In Teheran werden höchstens 1.500 Mark gezahlt. Trotzdem freuen sich die Iraner über derart gut bezahlte Jobs, die sonst Mangelware sind. HANNES KOCH
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