: Glanz und Elend des Produkts
■ Und der Trommler kotzt Budvar: „Mňága – Happy End“, ein Film des tschechischen Regisseurs Petr Zelenka im Acud
„Es ging auch ums Geld“, sagt einer. „Mir haben die Texte gefallen“, meint ein anderer. Und der Gitarrist lacht einfach und lacht und lacht. Dann sieht man sie mit ihren Kollegen in Matrosenanzügen vor jubelndem Publikum auf der Bühne stehen.
„Mňága – Happy End“ ist die Geschichte einer Band, die gemacht wurde. Der amerikanische Chef der tschechischen Niederlassung einer großen Plattenfirma wirft seinen Computer an und läßt sein neues Programm laufen: „Band-Maker“. Die Protagonisten werden gecastet und zum Musikunterricht geschickt. Die Melodien schreibt ihnen ein heruntergekommener Studiomusiker (Ivan Kral von der Patti Smith Band quasi als er selbst), die Texte kommen aus der geschlossenen Abteilung einer Anstalt, wo sie als „heilende Poesie“ von Patienten verfaßt werden. Ein Song heißt „Du schmeckst nach Majoran“. Ein erster Versuch im No-Wave-Outfit schlägt fehl, dann kommen dem Manager die Matrosenanzüge in den Sinn. Der Erfolg ist unvermeidlich.
Im Zeitalter der Boygroups mag sich das nicht einmal unrealistisch anhören, aber es ist als Satire gemeint. Ganz wie das große Vorbild, „This is Spinal Tap“ oder auch „Hardcore Logo“, der letzte Film von Bruce McDonald, ist auch „Mňága“, der beim Festival des jungen osteuropäischen Films in Cottbus drei Preise gewann, als Dokumentation inszeniert mit Interviews, Auftritten, Backstage- Szenen. Das kann irritierend sein oder einfach schreiend komisch. Zum einen spielen die Schauspieler sich selbst, denn die Band Mňága a Zdórp gibt es wirklich. Seit 1987 sind sie eine der bekanntesten tschechischen Kapellen, selbst John Peel ist schon auf sie aufmerksam geworden. Aber bereits im nächsten Moment kann die Handlung ins Absurde kippen: Nach dem erfolgreichen Auftritt, bei dem die Zuschauer gerührt Kerzen schwenken, stürzt der Trommler aufs Klo, um sich zu übergeben. Sein Leben lang hat er nur Radegast getrunken, aber der Vertrag schreibt Budvar vor, und das verträgt er nicht.
Als die Bandmitglieder am Ende erzählen, wie das Produkt Mňága designt wurde, will das niemand hören, die Fans am allerwenigsten. „Wir mußten feststellen“, meint der Sänger frustriert, „daß das Publikum noch käuflicher war als wir selbst.“ Also schlagen sie ihre Instrumente kurz und klein und landen prompt im Irrenhaus. Genau dort, wo in gewisser Weise die Geschichte begann.
Daß „Mňága“ hier zu sehen ist, hat man dem Acud zu verdanken, das sich die Rechte für ein Jahr gesichert hat und den Film auch in andere deutsche Kinos schicken wird. Zur Premiere kommt Mňága, die Band, in die Stadt. Thomas Winkler
„Mňága – Happy End“. OmU, 62 Min., ab heute im Acud, Veteranenstraße 21. Konzert + Film am 25.4., 22 Uhr, Pfefferberg
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