Kommentar: Giftgrün
■ Gehen sechs Monate vor der Wahl die grünen Flügelkämpfe wieder los?
Die GALische Linke war so flügellahm geworden, daß die Kür der Reala Krista Sager zur Spitzenkandidatin ein Selbstgänger schien. Viel zu spät und im Hauruckverfahren meldet sich nun die Linke mit einer Gegenkandidatin auf der grünpolitischen Bühne zurück.
Zwar braucht die GAL ein starkes Gegengewicht zu den RealpolitikerInnen, um das gesamte Spektrum der Partei sichtbar werden zu lassen. Natürlich sind auch zwei zur Wahl stehende Kandidatinnen der demokratischen Willensbildung förderlich. Dennoch ist die Vorgehensweise der Linken kein strahlendes Vorbild für innerparteiliche Auseinandersetzung; die Realos müssen diese Überrumpelung als Affront verstehen.
Man kann Krista Sager zweifellos manches vorwerfen, doch sicher nicht, daß sie ihre realpolitische Linie gnadenlos durchzieht. Sie gilt nicht nur als diplomatisch, sie tritt oft in geradezu überzogener Weise als Vermittlerin zwischen den Flügeln auf; als Fleisch gewordene Integration. Wenn sie als übermächtig empfunden wird, projiziert die Linke eigene Schwächen.
Ernsthaft ist nicht zu befürchten, daß Sager um ihre Spitzenstellung bangen muß. Zu viele in der Partei halten die populäre Politikerin für einen „Wahlkampfschlager“. Zu befürchten ist aber, daß mit der Gegenkandidatur sechs Monate vor der Wahl Flügelkämpfe drohen und eine engagierte linke GALierin wie Anna Bruns verschlissen wird. Wenn hinter den Kulissen keine gangbare Alternative gefunden wird, die beide Seiten zufriedenstellt, müssen wir uns auf einen giftgrünen Wahlkampf gefaßt machen. Silke Mertins
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