Gewalt in Birma: Rohingya bekämpfen Buddhisten

Im Krisenstaat Rakhine greift eine Gruppe bewaffneter mutmaßlicher Rohingya Polizeiposten und eine Kaserne an. Es gibt zahlreiche Tote.

Ein Mann in Uniform vor einem Stacheldrahtzaun

Polizeiposten in Buthidaung (Rakhine), der bereits im vergangenen Jahr angegriffen worden war Foto: ap

RANGUN taz | „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, hatte der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan am Donnerstag in Rangun noch gesagt. Wie schnell sich das bewahrheiten sollte, war da noch nicht klar. Nur Stunden nachdem Annans Beraterkommission zur ­Befriedung des ethnisch-religiösen Konfliktes in dem westbirmesischen Pro­blemstaat Rakhine ihren Bericht präsentierte, ist es dort am Freitag erneut zu bürgerkriegsähnlicher Gewalt gekommen.

Die Regierung machte Aufständische der muslimischen Minderheit der staatenlosen Rohingya für die Attacken auf 24 Polizeiposten und eine Militärkaserne verantwortlich. Dabei gab es mindestens 89 Tote.

Zu den Angriffen mit Messern und selbst gebauten Sprengkörpern bekannte sich auf Twitter die Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA), eine Gruppe selbst ernannter Rohingya-Kämpfer. Ob sie, wie zunächst von der Regierung verbreitet, Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen hat, ist nicht gesichert nachgewiesen.

Seit Jahrzehnten werden die muslimischen Rohingya, in Birma als illegale Einwanderer aus Bangladesch betrachtet, systematisch verfolgt. Nachdem 2012 die Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen eskaliert war, wurden die Rohingya in Rakhine in Camps und Dörfer umgesiedelt. Diese dürfen sie nicht ohne Weiteres verlassen.

Früherer Angriff führte zu Flucht und Vertreibung

Die erneuten Gewaltakte bilden einen Höhepunkt in der Krise in Rakhine. Dort führte ein ähnlicher Angriff im Oktober zu einer Militäroffensive, die 80.000 Rohingya nach Bangladesch trieb. Menschenrechtsgruppen berichteten von Vergewaltigungen, Brandstiftung und Erschießungen.

Eine kürzlich von der UNO beschlossene Untersuchungskommission wird von der Regierung von Aung San Suu Kyi abgelehnt. Die Friedensnobelpreisträgerin und de-facto Regierungschefin setzt auf eine Versöhnung mit dem Militär, das Birma jahrzehntelang brutal regierte.

Auf der offiziellen Facebook-Seite der Regierung überschlagen sich Rohingya-feindliche Kommentare. „Was hat Vorrang? Birmas nationale Sicherheit oder Menschenrechte?“, lautet einer.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.