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Gewalt im FußballMit Brotmesser auf den Platz

Berliner Fußballverband und Polizei laden zu einer Tagung "Gewaltfrei im Fußball"ein - und kaum ein Club kommt. Dabei haben Amateure wie Jugendligen zunehmend mit verrohten Sitten zu kämpfen.

Auch kein Vorbild mehr: Argentinischer Exfußballer mit unlustigem Kopfschmuck Bild: Reuters

Die Einladung war offensiv formuliert. "Die Teilnahme möglichst vieler Vereine an dieser Tagung ist mehr als wünschenswert", schrieb Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußballverbandes (BFV). Und: "Ich baue fest auf Ihr Mitwirken." Genutzt hat es wenig. Von den 300 eingeladenen Vereinen machten sich nur 20 Clubvertreter auf den Weg nach Schöneberg. Im Schulungsgebäude des Landessportbundes widmeten sie sich am Freitag und Samstag dem Thema "Gewaltfrei im Fußball".

Die Tagung hatte der BFV zusammen mit der Berliner Polizei organisiert. Es war das erste Treffen dieser Art. Ziel sollte die Erarbeitung von Strategien zur Gewaltvorbeugung sein sowie der Aufbau eines Netzwerkes zwischen Polizei und Vereinen.

Letzteres ist allenfalls bruchstückhaft gelungen. So klang das Resümee des Berliner Polizeipräsidenten Dieter Glietsch fast verbittert: "Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, es fehlt uns an Partnern." Die Workshops der Tagung wurden von etwa 40 Polizeibeamten dominiert. Glietsch kritisierte die Unfähigkeit des BFV, seine Mitglieder zu aktivieren. Bei dem mangelnden Engagement müssten sich die Vereine nicht wundern, wenn immer wieder die Diskussion aufkäme, ob sie die Kosten der Polizeieinsätze übernehmen sollten.

Bei der Tagung ging es allerdings nicht um die Gewaltausbrüche, die trotz hohen Polizeiaufgebots immer wieder bei Begegnungen zwischen ehemaligen DDR-Traditionsclubs zu beobachten sind. Im Mittelpunkt standen die häufigen gewaltsamen Auseinandersetzungen in den unteren Amateurklassen und Jugendligen, die direkt auf dem Platz ausgetragen werden. Erst Mitte Oktober musste bei einer Partie in der neunten Berliner Fußballliga die Polizei gerufen werden, weil ein Spieler seinen Kontrahenten mit einem Brotmesser bedrohte.

Wie gering das Bewusstsein für diese Problematik ausgeprägt ist, bewies Frank Berton, der Präsident des Berliner FC Dynamo. Er verließ die Tagung mit den Worten, diese Themenschwerpunktsetzung sei für ihn nicht relevant - obwohl auch der BFC Dynamo Jugendmannschaften im Spielbetrieb hat.

Die verbliebenen Teilnehmer betrachteten hingegen die kooperative Zusammenarbeit mit der Polizei als sinnvoll. Bei der Ergebnispräsentation wurde eine Fülle von Vorschlägen zusammengetragen. Dem BFV-Präsident gefiel vor allem die Anregung, dass künftig jeder Verein einen ehrenamtlichen Präventionsbeauftragten benennen soll. Auch die Vorschläge einen Anti-Gewalt-Tag zu Saisonbeginn zu veranstalten und die jungen Spieler dazu zu verpflichten, in einem Gelöbnis der Gewalt abzuschwören, wurden von Verbandsseite wohlwollend zur Kenntnis genommen. Auch der anwesende Staatssekretär für Inneres und Sport, Thomas Härtel, konnte sich dafür begeistern.

Härtel betone, die Gesellschaft als Ganzes müsse sich dem Thema stellen, schließlich würde sie auch ihre Probleme in den Fußball hineintragen. Neben der Verbindung zwischen den Vereinen und der Polizei sollte auch für eine Vernetzung mit Streetworkern und Sozialarbeitern gesorgt werden.

Für das Bündnis gegen Gewalt müssen also weitere Partner gefunden werden. Bleibt nur die Frage, wie man die Vereine zur Mitarbeit bewegen kann.

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