Getrübte Bahnbilanz: Entwicklung „schlechter als erwartet“
Die Bahn legt im Umsatz um 1,5 Prozent zu. Man hatte auf mehr gehofft, aber Streiks, Stürme, Fernbusse und niedrige Spritpreise schmälern die Bilanz.
BERLIN taz | Lokführerstreiks und Sturmschäden haben die Bilanz der bundeseigenen Deutschen Bahn AG getrübt. Die Entwicklung im Geschäftsjahr 2014 sei „schlechter als erwartet“ gewesen, sagte Finanzvorstand Richard Lutz am Donnerstag in Berlin. Bahnchef Rüdiger Grube appellierte an die Politik, für faire Wettbewerbsbedingungen im Verkehrssektor zu sorgen. So stiegen die Belastungen durch die EEG-Umlage immer weiter.
Die Bahn steigerte ihren Umsatz zwar um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 39,7 Milliarden Euro, blieb damit aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Der Nettogewinn lag bei 988 Millionen Euro und damit knapp 340 Millionen über dem Wert des Vorjahrs. Schließlich hat der Lokführerstreik nach DB-Angaben 170 Millionen Euro gekostet, das Sturmtief „Ela“ hat die Bilanz mit 60 Millionen Euro belastet, und durch die neue Fernbuskonkurrenz entging der Bahn ein Umsatz von 130 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
Um im Fernverkehr Kunden zurückzugewinnen, werde die Bahn eine „nie dagewesene Angebotsoffensive starten“, sagte Grube. Künftig sollen wieder mehr Städte an den Fernverkehr angeschlossen werden. Sparpreise soll es ab 19 Euro geben, sie sollen auch kurzfristig gebucht werden können. Alle Bahncards bleiben erhalten und um Varianten mit dreimonatigen Laufzeiten ergänzt.
Das unternehmenskritische Bündnis „Bahn für Alle“ kritisierte die Bilanz. Über 70 Prozent des bilanzierten Gewinns ziehe die DB aus den Unternehmensteilen DB Netz und Bahnhöfe sowie DB Regio, hieß es. „Doch diese angeblichen Gewinne sind überwiegend umetikettierte öffentliche Mittel für Infrastruktur und Nahverkehr.“ Die Angebotsoffensive im Fernverkehr begrüßte das Bündnis. Es bestünden jedoch Zweifel, „ob mehr dahinter steckt als der Versuch, noch mehr Staatsgelder zu bekommen“. Die Fahrpreise seien insgesamt zu hoch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein