: Getrockneter Schmuggel
■ Hamburger Zoll zieht Bilanz und wird wegen Hafencity umstrukturiert
Nicht nur die Euro-Einführung und die EU-Osterweiterung bringen Veränderungen für den Zoll: Auch die Großprojekte Hafencity, Olympia und Container-Terminal Altenwerder werden das Gesicht des Hamburger Hafens und die Strukturen seines Freihafens verändern – und damit die Arbeit des Zolls. So hat das traditionelle Zollamt Niederbaum, in dem Hamburgs Teppichhändler seit 1922 ihre Zölle entrichteten, schon jetzt seine Pforten geschlossen. „Die Hafencity und die Ausgliederung der Speicherstadt aus dem Freihafen werden zu Umstruktierungen führen“, sagte Oberfinanzpräsident Horst Kallenbach gestern bei der Vorlage der Jahresbilanz.
Neben dem Zollamt Niederbaum werden weitere Übergänge wie Brooktorkai und Sandtorkai wohl geschlossen. „Für den Fußgängerverkehr bleiben die Übergänge als ,Schlupflöcher' aber erhalten“, verspricht Kallenbach. Dafür werden durch die Hafenerweiterung Altenwerder zusätzliche Grenzübergänge notwendig. Die Inbetriebnahme des HHLA-CTA-Terminals ist für April geplant. Zur Abfertigung der erwarteten Containerberge wird der Zoll auf ein neues Datensytem zurückgreifen, dass bereits seinen Probetrieb erfolgreich absolviert habe. „Anders wären die Aufgaben zukunftsorientiert nicht zu bewältigen“, so Kallenbach.
Überhaupt befindet sich laut Kallenbach der Zoll zurzeit in einer einer Phase der „organisatorischen Verschlankung und Straffung“. So ist das Zollfahndungsamt Hamburg – zuständig auch für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Niedersachsen – seit 1. Januar dem Zollkriminalamt unterstellt. Von Hamburg aus werden alle Vergehen „Schmuggel und Seehäfen“ koordiniert bearbeitet, berichtet Zollfahnderin Sabine Heise. Im vorigen Jahr kann die Fahndung auf eine ansehnliche Bilanz blicken. So sind über 15.000 Vergehen aufgedeckt worden. Spektakulärste Fälle: Die Beschlagnahme von 515 Kilo Kokain im Hafen in Zusammenarbeit mit der italienischen „Guardia di Finanza“ und die Zerschlagung eines internationalen Zigarettenrings. Laut Heise ist „der Handel mit illegalen Zigaretten aus Ostasien über den Hamburger Hafen nach Großbritannien nahezu ausgetrocknet worden“. Kai von Appen
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