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Get Shorty, Digger

Vom 10. bis 17. Juni findet zum 16. Mal das Internationale Hamburger Kurzfilmfestival statt  ■ Von Sven Rhenius

Nunmehr zum 16. Mal findet dieses Jahr das von der KurzFilmAgentur Hamburg ausgerichtete Internationale Kurzfilmfestival statt. In der Kürze mag zwar im Einzelnen die Würze liegen – beachtlich ist es dennoch, was dabei an Masse bewegt wird. An die 400 Filme werfen die Macher zwischen dem 10. und 17. Juni in die Projektoren und auf die Leinwand. Ihr Problem: Der alljährliche Turnus hat längst eine Erwartungshaltung geschaffen, der es jedes Jahr immer schwerer wird, gerecht zu werden. Aber: Vielfalt ist nicht nur allein durch die Anzahl der präsentierten Filme gegeben, sie ergibt sich schon schlicht aus dem Material.

Im Rahmen des Fes-tivals laufen „Weltpremieren“ wie Silverstar (Deutschland 2000) von Harry Flöter und Jörg Siepmann und Bill Morrisons Ghost Trip (USA 2000) in dem die Hauptperson im Zuge von Tod und Wiederauferstehung verschiedenste Welten durchschreitet. Polder offenbart schonungslos die Sinnlosigkeit des Daseins: 6 Minuten lang schlägt ein Mann aus verschiedenen Perspektiven auf einen Straßenbegrenzungpfahl; genauso allerdings mag das von der Sinnlosigkeit erzählen, so etwas filmisch in Szene zu setzten. Namenlose Angst erzeugt die in der Kategorie Flotter Dreier „Mein Lieblingslied“ laufende Real-Time-Altersheim-Doku Bruni: Eine Trachtenfrau in den besten Jahren präsentiert einem gelangweilt bis teilnahmslos guckenden Seniorenpublikum ihre Interpretation von „Blue Bayou“. Dagegen wirkt Black XXX-mas, eine Mischung aus Splattermovie und HipHop-Video aus dem internationalen Wettbewerb fast harmlos und bodenständig.

Aber es gibt auch Filmemacher, die wissen, dass Kurzfilme nicht per se schockieren müssen. Leisere, versöhnlichere Bilder präsentieren Beiträge wie der fast viertelstündige Tokyo Love von Silke Wolter. Ein gefühlvoller Film mit klassischen Mitteln über die Schwierigkeiten des Freitods in einer japanischen Millionenstadt. Etwas Behutsamer geht auch Sportfrei von Anna Klamroth die Sache an: Drei Hängerkids vertreiben sich die Zeit in einer stillgelegten Schwimmarena aus DDR-Tagen. Überzeugend fängt der Film die morbide, leicht ghettoartige Stimmung der Arena ein, während die Kinder auf dem „Abenteuerspielplatz Schwimmarena“ herumfaxen und von sich erzählen. Politisch wiederum wird es im Anti-Haider-Sonderprogramm „Die Kunst der Stunde ist Widerstand“.

All jenen, die vom Kino zuallerst ausgefeilte Bildideen erwarten, seien die Filme Allocation von Jos Neutgens und Aufbau Ost von Uli Happe anempfohlen. Allocation setzt den Braunkohleabbau auf ästhetisch montierte Weise in Szene, während Aufbau Ost mit Wolkenspiegelungen und Computeranimationen arbeitet. Internationale Kurzfilmprominenz ist durch den Musikvideo-Hotshot Chris Cunningham (Arbeiten u.a. für Björk und Prodigy) vertreten. Sein Film Infection behandelt einen Ausschnitt aus dem Leben eines Computervirus.

Bei so viel Angebot verliert man leicht den Überblick. Hier noch einmal die einzelnen Wettbewerbe: Der Internationalen Wettbewerb zeigt, was der Name verspricht: Filme aus aller Herren Länder. Im NoBudget Wettbewerb sind ohne größere Resourcen produzierte Filme zu sehen: Meist sind sie spontan entstanden und zielen nicht auf einen finanziellen Gewinn. Der P&S-Flotte Dreier trägt seinen Namen einmal des Sponsors wegen. Andrerseits wurden in dieser Sparte nur Filme angenommen, die nicht länger als drei Minuten Spielzeit haben. Das bitfilmFESTIVAL widmet sich teilweise oder vollständig computeranimierten Filmen. Es ist auch im Internet unter www.bitfilm.de abrufbar. Zusätzlich informieren im bitfilmFORUM Profis über die junge und aufstrebende Filmbranche.

Im Kinderfilmfestival sind auch dieses Jahr wieder kurze internationale Filme für Kinder zu sehen. So erzählt Jan-Yusuf die Geschchichte eines deutsch-türkischen Jungens, dem es vor seinem bevorstehenden Beschneidungsfest graut. Sehenswerter ist auch Maricel in Manila. Er behandelt den Alltag eines Mädchens in einem Slum an einer Bahntrasse in Manila. Für sehr junge Kinder sind diese Filme allerdings vielleicht etwas zu schwierig; ohne Probleme empfehlenswert für sie sind Schnecken von Pjotr Sapegin oder Nun hab ich dich von Sirin Eide. Besondere cineastische Schmankerl bietet der diesjährige Doppelschwerpunkt: Look at Britain/Glimpses of USA. Look at Britain zeigt Filme der mit John Grierson verbundenen Dokumentarfilmbewegung der 30er Jahre. In Glimpses of the USA werden Filme des Designer-Ehepaares Charles und Ray Eames gezeigt, die von 1950 bis 1978 100 Kurzfilme produzierten. Da dürfte für jeden etwas dabei sein.

Festivalkinos: Metropolis, Zeise, Lichtmesz und Fundbureau; Infos unter www.shortfilm.com , Programme liegen aus

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