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Gesundheits-KampagneMoskau verbietet Schnaps ab 22 Uhr

Ab September dürfen nachts keine Spirituosen mehr in Moskau verkauft werden. Bürgermeister Juri Luschkow will so gegen eines der größten Gesundheitsprobleme Russlands angehen.

Müssen sich auf harte Nächte einstellen: Für Moskauer gibt es nächsten Winter weniger Wodka gegen die Kälte. Bild: dpa

MOSKAU afp | Im Kampf gegen den grassierenden Alkoholmissbrauch hat die Moskauer Stadtverwaltung ein nächtliches Verkaufsverbot für Spirituosen angekündigt. Bürgermeister Juri Luschkow ordnete Medienberichten vom Mittwoch zufolge an, dass zwischen 22.00 Uhr und 10.00 Uhr keine Getränke mit mehr als 15 Prozent Alkohol über den Ladentisch gehen dürfen.

Das Verbot trete am 1. September in Kraft, meldeten die Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und Interfax. Für Wein und Bier gilt das Verbot nicht. Die Maßnahme ist Teil einer Kampagne der Behörden gegen eines der größten Gesundheitsprobleme des Landes.

Das neue Dekret tritt an die Stelle einer Verordnung, die zwar ein Verkaufsverbot für Alkoholika zwischen 23.00 Uhr und 8.00 Uhr vorsah, dabei aber großzügige Ausnahmen ermöglichte. Luschkow verhängte überdies einen Mindestpreis für Spirituosen, um den Verkauf von gepanschtem Wodka zu unterlaufen, an dem Schätzungen zufolge jährlich Tausende zugrundegehen.

Am Alkoholmissbrauch sterben amtlichen Zahlen zufolge jährlich 500.000 Russen, die Lebenserwartung der männlichen Bevölkerung ist dadurch geringer als die in verarmten Ländern wie zum Beispiel Bangladesch.

Zuvor war in diesem Sommer ein völliges Alkoholverbot für Autofahrer in Kraft getreten. "Die Menschen können sich nicht selbst um ihre Gesundheit kümmern. Das muss gelernt werden", hatte Präsident Dmitri Medwedew in einem Interview gesagt, in dem er die Null-Promille-Regel angekündigt hatte.

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8 Kommentare

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  • I
    iBot

    "Geben Sie doch jedem Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt sozialverträglich abzuleben"

     

    Um im zynischen Duktus zu bleiben: An Alkoholismus stirbt man weder selbstbestimmt noch sozialverträglich.

  • W
    willy

    @ Bernd

    Kaum kräht irgendein Hahn nach Verboten, und sei es im fernen Russland, kommt schon wieder ein deutscher Verbotsfetischist und schreit: Ja, das wollen wir in Deutschland auch haben!

    Warum soll nicht jeder erwachsene Mensch sich in den Hals kippen, was er will?

    Das Rentenalter soll in Deutschland erhöht werden. Angeblich, weil die Menschen in Deutschland zu alt werden.

    Geben Sie doch jedem Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt sozialverträglich abzuleben. Das nenne ICH liberal!

    Wieviele Alkoholiker haben Sie denn während Ihres Aufenthaltes dennin Moskau gesehen?

  • W
    Winnfield

    In der Not brennt sich der Russe seinen Fusel selbst. Oder kauft sich den Sprit eben vor 22.00 Uhr.

  • M
    Mac-Lennox

    Glückwunsch Bernd! Sie sind nicht süchtig. Allerdings haben sie auch keine Ahnung was Sucht überhaupt bedeutet. Da ist irrationales Verhalten an der Tagesordnung.

  • EA
    Eser A.

    Lassen wir jeder Kultur seinen Rausch!

  • L
    liladebila

    Wieso ein Mindestpreis den Verkauf von gepanschtem Wodka unterbinden sollte, wissen aber auch nur die Russen. Ordnungspolitisch sinnvoll wäre ein moderater Höchstpreis für unbedenkliche Alkoholika, damit sich der Samisdat nicht lohnt.

     

    Aber jeder, der halbwegs bei Troste ist, wird sowieso immer etwas vom Wodka vor dem Bezahlen auf eine saubere Tischplatte träufeln und in Brand setzen. Nur wenn die Flamme blau und rußfrei brennt, kann das Getränk genossen werden.

  • S
    Schnapsschnecke

    Nanu, liegt Moskau denn in Baden-Würtemberg ?

  • B
    Bernd

    Würde ich für Deutschland auch begrüßen!

     

    Aber in Russland ist das wirklich schlimm, war in Moskau letztes Jahr, sehr viele Alkoholiker auf den Straßen.

     

    Wofür muss man überhaupt Alkohol in den Mengen trinken? Ich trinke auch gerne mal eine Flasche Bier oder einen guten Whiskey. Aber jeden Tag sich damit volllaufen lassen? Ne, das muss wirklich nicht sein.