: Gestern war Abstieg
■ Nach einem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg bleibt Arminia Bielefeld nominell Bundesligist
Bielefeld (taz) – Am Ende verzichteten die Spieler des Tabellenletzten auf die in einer solchen Situation üblichen Gefühlsäußerungen (auf den Boden werfen, Hände vors Gesicht schlagen) und verschwanden rasch in der Kabine. Einzig Torhüter Georg Koch blieb nach dem für Arminia Bielefeld im Abstiegskampf wohl vorentscheidenden 0:1 gegen den VfL Wolfsburg erschüttert in seinen Strafraum liegen und wollte die Welt nicht mehr verstehen.
Wahrscheinlich schoß Koch noch einmal die Szene aus der 85. Minute durch den Kopf. Da machte der Keeper keine glückliche Figur und trug seinen Teil dazu bei, daß Marian Kovacevic mit der einzigen echten Wolfsburger Chance das 0:1 erzielte. Vor allem aber wußte Koch, in den letzten Wochen meist der engagierteste und beste Bielefelder, daß ihn wohl gerade die Geschichte eingeholt hatte: Vor zwölf Monaten stieg er mit Fortuna Düsseldorf ab.
Arminias autoritärer Coach Ernst Middendorp, ein Spezialist für bizarre Rhetorik, hatte gegen Wolfsburg „die Glut auf der Nasenspitze“ seiner Spieler sehen wollen und nach dieser Maxieme wohl auch die Mannschaft aufgestellt: Die wegen zu offensichtlicher WM-Vorfreude in Ungnade gefallenen Iraner Daei und Bagheri blieben draußen, dafür standen der seit Monaten abgetauchte Angreifer Uwe Fuchs sowie der unerfahrene Manndecker Karsten Bremke in der Anfangsformation.
Zwar spielte Bremke gegen Roy Präger solide, und Fuchs legte 20 Minuten los, als gelte es sich für Hans-Hubert Vogts zu empfehlen, doch die spielerische Qualität der Iraner fehlte an allen Ecken und Enden. Als Middendorp sich nach 60 Minuten korrigierte und Daei und Bagheri brachte, war es fast schon zu spät. Wolfsburgs Keeper Hiemann hielt zwei Bälle von Stefan Kuntz, das war's.
Der VfL Wolfsburg hatte letztlich bloß hinten massiert gearbeitete und ansonsten darauf verzichtet, kreative Elemente ins Spiel einzubringen. Dennoch hat sein neuer Trainer Wolfgang Wolf nun gut reden: „Fußball kann manchmal traurig, sogar grausam sein“. Nicht für ihn, er hat aus zwei Spielen sechs Punkte geholt.
Für Arminias Libero Thomas Stratos schon. Der hofft noch immer, irgendwann aus einem bösen Traum zu erwachen: „Heute bin ich abgestiegen. Morgen sehen wir weiter.“ Jens Kirschneck
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