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Geschichtsbilder in der UkraineDer Krieg um den Krieg

Am 9. Mai drohen Konflikte zwischen ukrainischen Nationalisten und prorussischen Kräften. Denn das Land ist erinnerungspolitisch gespalten.

Für viele ein Nationalheld: Am 1. Januar 2014 feiern Ukrainer in Kiew den Nationalisten Stepan Bandera. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Gewalt in der Ukraine eskaliert. Sie frisst sich wie Säure in die soziale Textur und zerreißt in manchen Orten das selbstverständliche Vertrauen, dass man im Alltag nichts Lebensbedrohliches zu befürchten hat.

Geschichte ist umkämpftes Terrain in dem drohenden Bürgerkrieg. Gerade am 9. Mai, gerade auf dem Gebiet der Ukraine, das von 1930 bis 1945 von einem Gewaltorkan heimgesucht wurde, der mannigfache Traumatisierungen hinterlassen hat. Nach 1939 war die Ukraine Schauplatz der in dieser Region besonders brutalen deutschen Kriegsführung.

Anfang der 30er Jahre fielen drei Millionen vor allem ukrainische Zivilisten einer vom stalinistischen Terrorsystem künstlich verstärkten Hungersnot zum Opfer. In der Sowjetunion wurde dieses Verbrechen verschwiegen. Ukrainische Historiker tauften es in den 90er Jahren „Holomodor“, übersetzt „Hungertod“, in problematischer Anlehnung an den Holocaust. Manche Politiker deuteten die Hungerkatastrophe zum „ukrainischen Holocaust“ um.

Für viele in der Ostukraine ist der 9. Mai 1945, wie in Russland, Symbol einer identitätstiftenden historischen Erzählung: des alles überstrahlenden Sieges über die Nazis. Unter Putin ist der 9. Mai zum Zeichen der Größe Russlands stilisiert worden. Schattenseiten sind aus dem heroischen Entwurf getilgt: etwa die während des Kriegs weiterwütende stalinistische Gewaltherrschaft oder die Deportation von aus Deutschland zurückkehrenden sowjetischen Zwangsarbeitern in den Gulag. Die Geschichte wird patriotisch in Dienst gestellt. In dieses Bild passt, dass auf der Krim am Freitag russisches Militär paradiert. So wird Putins aggressive Politik 2014 mit dem Kampf der Sowjetunion gegen Hitler legitimiert.

Russische Staatsmedien schüren Ängste vor „Faschisten“, die in Kiew die Macht an sich gerissen hätten. Dies verfängt in Donezk, auch weil West- und Ostukraine erinnerungspolitisch anders ticken. Die Angst vor Faschisten im Westen sitzt im historischen Gedächtnis vieler Ostukrainer tief. Den Riss symbolisiert vor allem das schroff entgegengesetzte Bild des Nationalisten Stepan Bandera. In der Westukraine baute man in den 90er Jahren vielerorts Orten Denkmäler für Bandera, der als Unabhängigkeitskämpfer verehrt wird – im Osten gilt er als Nazikollaborateur.

Nationalheld und -feind Stepan Bandera

Bandera und die nationalistische OUN bekämpften in den 30er Jahren militant Polen und Russen. 1941 verbündete sich die OUN mit der einfallenden Wehrmacht gegen die Rote Armee, in der falschen Hoffnung, dass Hitler eine eigenständige Ukraine dulden würde. OUN und später die UPA waren an Massakern an Juden und polnischen Zivilisten beteiligt. Manche Aufrufe der OUN ähneln in der Agitation gegen „jüdischen Bolschewismus“ Nazipamphleten.

Der prowestliche Präsident Juschtschenko bedachte Bandera, trotz internationaler Proteste, 2010 mit der Titel „Held der Ukraine“. Juschtschenko nobilitierte den OUN-Kämpfer Roman Schuchewytsch, aber auch Sowjettreue. Dies war der gescheiterte Versuch, einen historischen Nationalkonsens durch reine Addition zu stiften. Unter dem prorussischen Präsidenten Janukowitsch wurde die Aufnahme von Bandera und Schuchewytsch in den nationalen Pantheon wieder zurückgenommen.

Wie aggressiv der ukrainische Nationalismus ist, demonstrierten am 9. Mai 2011 Aktivisten der Swoboda-Partei. In Lwiw verbrannten rechtsextreme Jugendliche rote Fahnen, pöbelten gegen Kriegsveteranen und skandierten: „Ehre der Ukraine! Ehre den Helden!“ Im ukrainischen Nationalismus erscheint Moskau als der Feind, der benötigt wird, um die eigene Nation als Opfergemeinschaft zu inszenieren.

Zwei historische Identitäten

So stehen sich zwei historische Identitäten gegenüber. Im Bandera-Kult wird, so der ukrainische Historiker Andrij Portnov, „die Mitwirkung der OUN an der nationalsozialistischen Judenvernichtung ausgeblendet“. Im gefeierten Bild des Großen Vaterländischen Krieges wird oft, mehr oder weniger offen, Stalin rehabilitiert.

Diese Retroinzenierungen schaffen binäre Zuordnungen. Sie sind Resonanzräume, in denen die Nachrichten vom Einsatz der Berkut-Schützen auf dem Maidan und vom Feuer in dem Gewerkschaftshaus in Odessa ihre radikalisierende Wirkung entfalten. Identity kills. Auf beiden Seiten. In Charkiw und Odessa wurden die offiziellen Gedenkfeiern zum 9. Mai abgesagt. Man fürchtet Gewalt zwischen prorussischen und proukrainischen Demonstranten.

Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine ist gut halb so hoch wie in Weißrussland, ein Drittel so hoch wie in Polen. Die Nachfrage nach dem heroischen Gestern ist auch Reflex von Verarmung und einem schrumpfenden Zukunftshorizont.

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19 Kommentare

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  • Es bleibt zu hoffen, dass die Menschen in der Ukraine (und auch in anderen ehem. SU-Republiken) irgendwann ihre ganze Geschichte aufarbeiten können. Die Beschäftigung etwa mit dem Stalinterror darf weder als Relativierung von Kollaboration mit den NS-Besatzern dienen, noch darf eine solche Relativierungsabsicht reflexhaft unterstellt werden.

    Kleiner historischer Fehler im Text: Die Ukraine war unzweifelhaft Hauptschauplatz des 2. Weltkrieges in der SU, allerdings nicht ab 1939 sondern erst ab 1941. Bis dahin kooperierten Stalins SU und das "Großdeutsche Reich" wirtschaftlich und vor allem bei der Aufteilung Mittel-/Osteuropas. Auch dies ein Punkt, der beim Gedenken an den 2. WK gern verschwiegen wird - außer natürlich in Polen, im Baltikum und in Finnland, der damaligen "Teilungsmasse".

  • 0G
    0564 (Profil gelöscht)

    Während sie im unteren Text ganz gut ethnische Trennungen als machtpolitische Konstruktionen entlarven, kann ich ihnen hier nur teilweise zustimmen. Ich verstehe nicht, warum sich die russische Regierung bei den ukrainischen Juden für das verhaften und umbringen angeblicher und wahrhaftiger Trotzkisten entschuldigen soll. Diese Terrormaßnahmen Stalins lagen im Gegensatz zur Ärzteverschwörung nicht in der Ideologie einer semitischen Weltverschwörung begründet und auch der Grund, warum die SU "nicht auf Israels Seite stand" ist vielmehr gegensätzlichen geopolitischen Interssen geschuldet. Und wieso ist der Antisemitismus eine Endemie speziell Osteuropas? Was soll diese geographische Eingrenzung, damit soll was gesagt sein? Des weiteren ist ein Faschist nicht undebingt auch ein Antisemit, das gehört so nicht kategorisch zusammen. Und alle antifaschistisch Handelnden, handeln nicht unbedingt immer menschenfreundlichen (was auch immer das genau heißen mag). Sie folgen teilweise selbst kruden Ideologien, so bestand die franz. Résistance beispielsweise aus einem Mix von ganz unterschiedlich politisch motivierten (Nationalisten, Christen, Kommunisten, Sozis usw.).

    • 0G
      0564 (Profil gelöscht)
      @0564 (Profil gelöscht):

      falsch platzierte Antwort an Ingrid Werner

  • Ein guter und aufklärerischer Text! Danke Stefan Reinecke!

    S.R. verdeutlicht die historischen Gräben zwischen West und Ost- Ukraine... als er auch die Gemeinsamkeiten von Ost und West erahnen lässt..

    Viel gemeinsames Leid, viel Leid durch verschiedene politische Zugehörigkeiten..

    Die Prägung einer nationalen Identität geschah durch Zugehörigkeit zur einstmals Sowjetunion..

    Die fragile nationale Identität seit der Unabhängigkeit der `Orangenen Revolution´ endete im Missbrauch durch kapitalistisch verführte Oligarchen (siehe Frau Julia Timoschenko etc.). Die Idee Herrn Janukovitch´s- von ökonomischer Anlehnung an Russland- war gut und klug. Unklug war es von den USA/EU die neue, kosmopolitisch- friedlich- moderne Bewegung des Maidan für sich zu vereinnahmen..

    Denn dadurch wurde die Identitätsbildung- oder der dialektische Prozess dorthin, zu einer Nation- unterbrochen..

    ---------------

    Und nun mangelt es an einer gemeinsamen Perspektive, die da die Ost und West Ukraine vereinen könnte.

    Die `regierung´ in Kiew orientiert sich- Identität suchend gen Westen, die Menschen im Osten orientieren sich- Identität suchend nach Russland.

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    Und das ohne Dialogbereitschaft!

    Aber mit Bereitschaft- sich durch den Propagandasturm stimuliert- sich zu hassen und zu töten...

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    Es ist nur zu hoffen, das positive, historisch mentale Gemeinsamkeiten zwischen den ukrainischen Ost/West Divergenzen erwachen um Gewalt zu mindern, Wege zum Dialog zu öffnen, und zu friedlicher Harmonie zu finden..

  • Die Schulden der Ukraine werden erst mit einem Krieg zweitrangig. Kiew braucht einen Krieg. Deshalb sollte man nicht überrascht sein wenn morgen oder übermorgen plötzlich ein Kriegsgrund herbeigezaubert ist. Tonkin läßt grüßen.

  • "Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine ist gut halb so hoch wie in Weißrussland" Das fände ich aber schon erstaunlich. Welcher aspekt puscht die weißruss Statistik?

    • @ingrid werner:

      Nicht die Statistik ist geputscht, sondern die weißrussische Wirtschaft hat von außen sog. Impulse bekommen, wie das in der Marktwirtschaft heißt.

       

      Über was redete denn die alte Regierung der Ukraine die ganze Zeit?

      Über einen Beitritt zu eurasischen Wirtschaftsunion statt zur EU. Weißrußland ist schon Mitglied dieser Union hat dadurch für seine Exporte Zollfreiheit, was das Volkseinkommen entsprechend steigen lässt. Da Russland aber einen Teil der Subventionen durch verbilligte Gaslieferungen wieder zurückgefahren hat, wird auch in Weißrussland das Ergebnis nicht mehr ganz so "rosig" ausfallen. Aber dank dieser eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft immer noch besser als die Wirtschaftsdaten der Ukraine.

  • Aus all den historischen Verwerfungen resultiert ein berechtigtes Angstgefühl. Ich habe mich mit älteren Russen unterhalten, die in der Anfang der 40iger Jahre das vergangenen Jahrhunderts in der Ukraine gelebt haben und dann nach Polen vertrieben worden sind. Die haben Grauenvolles berichtet. Die daraus resultierenden Ängste haben Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Dazu die himmelschreiende Korruption in diesem Land. Und genau in dieses Stimmungsgemisch kommt das Gezerre um einen Assozionsvertrag, der millitärische Zusammenarbeit mit den Nato-Staaten verlangt. Danach der Putsch gegen die frei gewählte Riegierung und das Verbot der russischen Sprache. Lieber Herr Reinecke haben die EUUSA Politiker gewusst, was Sie hier- trefflich analysiert- beschreiben? Ich glaube schon. Warum haben sie dann so eine grottenschlechte Politik gemacht und auch noch ukrainische Faschisten unterstützt? Dieser Schaden ist schwer zu reparieren.

  • Wir schreiben Geschichte weiter:

     

    Am 9. Mai - morgen - trifft der mit dem Aegis-System (die "anti-iranische" Raketenabwehr der NATO) ausgerüstete Raketenkreuzer USS Vela Gulf im Schwarzen Meer ein. Passend zum Jahrestag.

     

    Die NATO rückt Russland auf die Pelle. Den wiederum gestern von Russland gereichten Arm zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts will man nicht ergreifen. Weil das nicht den Zielen der NATO entspricht: den Einflussbereich auf die Ukraine zu erweitern und dort NATO-Raketen zu installieren.

     

    Statt dessen machen wir Wirtschaftskrieg. Auch auf Kosten der westeuropäischen Bevölkerung. Der geht es ja schon so gut in den PIGS-Staaten. Da kann man ja gut - nach den Wünschen von Herrn Donath - noch eine 30%-ige Erhöhung der "Verteidigungs"-Haushalte finanzieren. Und den Rückschlag der Russlandsanktionen stecken wir doch auch mühelos weg - auf Kosten der Armen.

     

    So gesehen ist ein III. Weltkrieg doch gar nicht so schlecht: nach Abzug des Kanonenfutters haben wir bestimmt wieder Vollbeschäftigung. :D

  • "Ukrainische Historiker tauften es in den 90er Jahren 'Holomodor', übersetzt 'Hungertod', in problematischer Anlehnung an den Holocaust. Manche Politiker deuteten die Hungerkatastrophe zum 'ukrainischen Holocaust' um."

     

    Ich habe gerade noch mal mit jemanden gechattet, der zumindest russisch kann und wenn sie keine "prorussische" Agentin von Putin geworden ist, dann heißt es "Holodomor" von Hunger und Mord abgeleitet und hat nix mit "Holocaust" zu tun. Wiki bestätitgt das auch so, wie ich gerade gelesen habe. Der Begriff kam mir seltsam vor. Inhaltlich ist es imo auch sehr, sehr fragwürdig, eine Hungersnot mit der Shoa gleichzusetzen. Da gibt es viele Argumente, die dagegen sprechen. Selbst, wenn die Hungersnot nicht nur das Ergebnis einer miesen Ernte war, sondern von Stalin noch durch Beschlagnahmungen gefördert wurde, ist es doch was anderes als Menschen gezielt in den Gastod zu schicken.

     

    Und ansonsten.

    Dass das Land gespalten war, war ja immer schon an den Wahlergebnissen abzulesen. Sonst wäre nicht mal Juschtschenko und dann wieder Janukowitsch gewählt worden. Insofern hat es mir auch nie behagt, wenn man die Maidan-Bewegung als "Demokratie-Bewegung" bezeichnet hat. Sie war zum damaligen Zeitpunkt eine Gruppe, die bei einer Parlaments- und Präsidentenwahl diesmal nicht die Mehrheit erreichte. Ob nun grundsätzlich jede Opposition mit allen Kräften bis zu den Faschisten hin, gemeinsame Sache machen sollte, um die irgendwie demokratisch gewählten parlamentarischen Vertretungen in ihrem Sinne umzukrempeln, halte ich für fragwürdig.

     

    Toll wäre es, wenn wir eine Regierung hätten, die den 09.Mai zum Anlaß nehmen würde, sich bei den Ukrainern zu entschuldigen für die Greueltaten, die der jüdischen damaligen Bevölkerung in der Ukraine angetan wurden und damit eindeutig Stellung beziehen würde, was sie von den faschistoiden Tendenzen in der Ukraine hält.

    • @Age Krüger:

      Die innerhalb des Deutschen Volkes so von Deutschen Behörden und deutschen Behörden-Angestellten mit so vielfältigen und auch industriellem, deutschen Verbrennungs und Gaskammern-Erfindergeist betriebenen Tötungsmethoden an sogenannten Untermenschen, ist mit gar nichts auf der Welt vorher da Gewesenem und danach Gewesenen vergleichbar.

      Diese typisch dumpfdeutsche, so beamten- ordentliche und auf so deutsche, wie auch abstoßende Familienakkuratesse so viel wert legende Gehorsamswilligkeit, solcher immer ihre jegliche Pflicht verbrechende, das Deutsche Wesen charakterisierenden, volksstämmigen Deutschen, haben den widerwärtigsten Menschen-Abschlachtungs-Betrieb aller Zeiten, staatlich betrieben und volkswirtschaftlich so penetrant wie penibel durchgeführt.(Kosten- Nutzen Buchhaltung über die Auswaidung der Leichnahme (Goldzähne, Haare, Knochenfett für Seife) und Experimente an noch Lebenden.

      Also sei du hier bitte nicht so zurückhaltend scheu im Sinne von „sehr, sehr fragwürdig“ sondern benenne es gerade heraus: Es ist schon wieder eine große Sauerei im Gange, für die Relativierung des Holocausts,- lass dir das nicht gefallen wenn du dich nicht mit dieser Sorte Deutscher gemein gemacht wissen willst.(falls du überhaupt deutscher sein solltest) Ich finde es gut und unterstütze dich dabei, dass man in Deutschland hellhörig bleibt wenn auch nur ansatzweise versucht wird, auch anderen Ländern ein bisschen Holocaust zuschieben zu wollen. Denn diese Sorte Deutsche, die bis zur Selbstverarschung nach jedem auch noch so moralisch schmierigen Strohhalm greifen wollen, die hatten wir ja schon mal und so welche sollen niemals wieder das Sagen haben

    • @Age Krüger:

      Beim Entschuldigen hätten die Russen auch noch Nachholbedarf, angefangen bei den Odessaer Pogromen 1871- 1905, über die Beseitigung der Trotzkisten, wie überhaupt unter führenden russ Revolutionären viele Juden waren, für viele damals u noch lange danach hinreichender Beweis einer jüd Weltverschwörung; Es folgen die sogen. Ärzteverschwörung, und die Oligarchen der Jelzinära, mit nicht wenigen Juden in ihren Rängen, auch diese waren und sind bis heute Anlass beliebter antisemit Narrative in Russland. Es war auch kein Zufall dass die SU, trotz sozialist Tendenzen der Gründer Israels, nicht auf israel Seite stand, und mit ihr der gesamte Ostblock. Man kann viel ohne Befürchtungen v der Wissenschaft widerlegt zu werden, behaupten der Antisemitismus war in ganz Osteuropa endemisch. Deshalb ist es schlicht falsch die Ukrainer nun einseitig als die Antisemiten/Faschisten zu brandmarken u die Russen als die menschenfreundl Antifaschisten abzubuchen. Die osteurop Geschichte ist nicht gerade leicht in Schubladen zu stecken.

      • @ingrid werner:

        Darüber hatte ich auch schon nachgedacht, dass natürlich eine gemeinsame deutsch-russische Erklärung das beste wäre.

        Aber meinen Sie wirklich, dass wäre jetzt in der Kürze der Zeit machbar?

        Es ist ja schon utopisch von mir, davon auszugehen, dass in der BRD jemand den Konflikt in der Ukraine wahrnimmt, um sich über die Vergangenheit im WKII Gedanken zu machen. Inwieweit sich die Russische Förderation dann für die Verbrechen der Zarenzeit oder der SU verantwortlich fühlt, wage ich nicht zu beurteilen.

        • @Age Krüger:

          Berdytschiw war ein kulturelles Zentrum für Juden, Polen und Ukrainer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Nach dem deutschen Einmarsch am 7. Juli 1941 wurde die jüdische Bevölkerung, die etwa die Hälfte der damals 66.306 Einwohner ausmachte, am Rande des nahe gelegenen Flugplatzes systematisch ermordet. Eine sogenannte Großaktion des Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C.

          Zunächst forderte der Stadtkommandant am 10. Juli 1941 eine Kontribution in Höhe von 100.000 Rubeln von der jüdischen Bevölkerung der Stadt, es kam zu pogromartigen Ausschreitungen, bei der ganze Gruppen ermordet und die Synagogen in Brand gesteckt wurden. Am 25. August 1941 erging dann der Befehl zur Einrichtung eines Ghettos. Am 4. September 1941 wurden auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers 1.500 junge Männer unter dem Vorwand eines Ernteeinsatzes selektiert und außerhalb der Stadt erschossen.

          Zehn Tage später erreichte das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C die Stadt. Am nächsten Morgen gegen 4:00 Uhr wurde das Ghetto von SS und Polizei abgeriegelt und 18.600 Menschen zu vorbereiteten Gruben am Flugplatz der Stadt getrieben, wo sie erschossen wurden (15. September 1941).Die überlebenden jüdischen Einwohner wurden in mehreren Aktionen bis Mitte Juni 1942 nach und nach ermordet. Am 3. November 1941 wurden die Familien der Handwerker, die bislang verschont worden waren, insgesamt etwa 2.000 Menschen, ermordet. Am 7. April 1942 folgte die Ermordung von 70 jüdischen Frauen, die mit Nichtjuden verheiratet waren. Am 16. Juni 1942 wurden die verbliebenen Handwerker umgebracht.

          Berdytschiw wurde am 15. Januar 1944 von der Roten Armee befreit. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch 15 Juden in der Stadt.

    • @Age Krüger:

      "Dass das Land gespalten war, war ja immer schon an den Wahlergebnissen abzulesen" Ich halte diese Interpretation , im spez an Hand der Wahlergebnisse, nach wie vor für einen medialen Mythos, auch wenn er im Westen von vielen nachgequatscht wird. Quelle dieser These soll ja ursprüngl das CIA- Factbook gwesen sein. Wenn man aber nach Wahlergebnissen geht, dann müsste auch Deutschland, oder die USA "gespalten" sein. Auch sprachl, wie einige linguist Studien seit Jahren zeigen ist die Ukraine, bis auf die Region Lemberg weitestgehend russifiziert, selbst unter denen die sich als ethn ukrainisch einordnen u denen, die noch Ukrain als Muttersprache angeben, dominiert im alltägl Umgang absolut das Russische. Russisch hätte wohl auch ein höheres kulturelles Prestige. Dies alles weist den Linguisten zufolge darauf hin, dass sich das Ukrainische weiter auf dem absteigenden Ast befindet. Zudem lebt man, bis auf die Gebiete die nach dem 2.WK hinzukamen, schon seit Jhn miteinander in einem Land zusammen, Unterschiede dürften mehr auf region. Volkstümelei beruhen. Sie lassen sich aber durchaus wieder zu echten Konflikten hochpuschen, wie Putins "Separatisten" zeigen. Der These widerspricht auch ihr Nachsatz, "Sonst wäre nicht mal Juschtschenko und dann wieder Janukowitsch gewählt worden." die These impliziert ja aber eine ethnisch bedingte Spaltung, die sich an den Wahlergebnissen festmacht, offenbar scheint es aber auch wechselnde Mehrheiten zu geben.

      • @ingrid werner:

        Gut, dass sie darauf noch mal hinweisen. Ich kenne die Interpretation des CIA-Factbook diesbezüglich nicht, kann mir aber vorstellen, dass da ein Interesse bestehen würde, die Konflikte als ethnisch oder linguistisch bedingt darzustellen.

        Das war nicht meine Intention. Ich interpretiere das auch ganz klar marxistisch, dass das Sein das Bewusstsein schafft.

        Und da sehe ich schon eine Spaltung zwischen einer sehr armen und fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägten Westukraine mit starkem Zuspruch für Timoschenko und auch faschistische Kräfte und einer industrialisierten Ostukraine mit mehr Zuspruch zu Janukowitsch.

         

        Letztendlich muss ich Ihnen aber hier zustimmen, dass es sich bei den wechselnden Mehrheiten um demokratische Entscheidungen gehandelt hat, die Proteste auf dem Maidan völlig gegen jegliche demokratisch-parlamentarische Vorstellungen gerichtet waren.

  • Ich habe auch Angst vor den Faschisten bzw. Neonazis im Westen - im Westen von Europa!

     

    Die NPD / NSU muß endlich von der Bundesrepublik Deutschland verboten werden, als bundesdeutsche "Signal"-Wirkung gen Westen, gen Osten und gen Europa, gen Europäisches Parlament mit den Europawahlen am 25. Mai 2014.

     

    Mein Großvater war Sozialdemokrat in Ostpreußen, in Königsberg. Er siedelte mit seiner Familie nach Berlin um, nicht wegen der Russen, sondern wegen der marodierenden, marschierenden und grölenden Nazis auf den Straßen und in ihren Versammlungssälen.

    Ein Großonkel hatte einen hebräischen Nachnamen und kam in Ostpreußen ums Leben.

    Mein Vater wurde während des "Kampfes um Berlin" von einem russischen bzw. sowjetischen Offizier gerettet, weil er gebildet genug war zu erkennen, daß er keine Soldatenuniform trug, sondern eine Arbeitsuniform von der BVG.

    Mein damals kleiner, zweijähriger Bruder namens "Alexander" wurde von den einfachen, begeisterten Soldaten über diesen Jungennamen nicht meiner Mutter weggenommen und "entführt", weil eine Nachbarin Russisch konnte und mit Engelszungen auf die Soldaen einredete, daß der kleine Junge zur Mutter gehört.

     

    Ich habe daher Angst vor den Nazis, Neonazis - und nicht vor den Russen. Außerdem vertraue ich letztendlich auf die Vernunft des demokratischen US-Präsidenten Barack Obama. In den USA gehört er immer noch zu einer Minderheit, erst recht als afroamerikanischer US-Präsident.

  • "Sie sind Resonanzräume, in denen die Nachrichten vom Einsatz der Berkut-Schützen auf dem Maidan und vom Feuer in dem Gewerkschaftshaus in Odessa ihre radikalisierende Wirkung entfalten."

     

    Wieder mal ein netter Versuch der Meinungsmache seitens unserer "objektiv" berichetenden taz:

     

    Auf der einen Seite (Maidan) klar die angeblichen Täter "Berkut" benennen, obwohl selbst die ARD in ihrem "Monitor" Bericht erhebliche Zweifel an dem von der Übergangsregierung gemachten Version des Tathergangs äußert.

    Auf der anderen Seite bei dem Brandattentat von Odessa die Täter nicht benennen obwohl diese klar feststehen (Rechter Sektor)!!!