: Geschäumte Versionen
■ Jamiroquai versuchen live, der Verseichtung entgegenzuwirken
Die Rückkehr der Teppichmütze geschieht unter neuen Vorzeichen. Erfaßte JK und seine Band Jamiroquai bei ihrem ersten Hamburger Auftritt vor zwei Jahren beim Jazzport die hitgeilen Völker noch mit dem rasenden Charme einer über sich selbst hinauswachsenden Schülerband, so bietet The Return Of The Space Cowboy die stark aufgeschäumte Version einer einst originellen Idee zum Verkauf. Soul-Funk und Rare-Grooves, Understatement und raffiniert dosierte Erotik, die Mischung, mit der die Band über drei Hit-Videos die Spucke verschlug, bildet in der zweiten Studio-Generation nicht viel mehr als schale Unterhaltung.
Reichte das Ideenreservoir nach Ablassen des ersten Stausees nicht mehr, um bereits im zweiten Jahr wieder eine vollständige CD aufzunehmen? Bekam der Band die Verkürzung auf einen brillant singenden Hofnarren nicht? Oder senkt Ruhm den Bluthochdruck? Auf jeden Fall geriert sich all das, was auf Emergency On Planet Earth scharf, cool, frech und lästerlich war, auf der letztes Jahr veröffentlichten Nachfolge-CD in Form von Routine, Abgeschmacktheit und Selbstzitat. Vielleicht war bei dem enorm erfolgreichen Erstling auch einfach der Überraschungsfaktor zu hoch, um die Neugier mit dem doch recht begrenzten Stilkanon der Band zu erneuern.
Ungeklärt muß die Frage bleiben, ob Stuart, Toby, Derrick, Wallis und Jay Kay in der Hitze des Stadtparkes wieder etwas von der erfrischenden Ungeduld ihrer ersten Auftritte reproduzieren können oder ob hier einfach langweilige Adoleszenz zum Vorschein kommt. Schon 60 Prozent der Energie des Zeltauftritts von 1993 wäre dazu genug.
Als Vorspiel wurde der amerikanische Songwriter Terrell kurzfristig gebucht. Der im Blues verwurzelte Sänger verzerrt amerikanische Sehnsüchte zu schwarzen Rock'n'Roll- Epen über Teufel und Südstaatenschmerz und bissigen Satiren.
Till Briegleb
Sa, 15. Juli, 19 Uhr, Stadtpark
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen