Geschäftsführer-Wackeln bei der WAZ: Ärger für Nienhaus
Nach Bodo Hombach gerät sein WAZ-Geschäftsführerkollege Christian Nienhaus unter Druck. Ihm droht Ärger wegen eines Interviews.
Die baldige Ablösung von Geschäftsführer Bodo Hombach scheint beim Essener WAZ-Konzern nur noch Formsache zu sein. Doch nach dem ehemaligen SPD-Kanzleramtsminister Hombach gerät jetzt auch dessen Geschäftsführer-Kollege Christian Nienhaus unter Druck.
Ursache dafür sind aber nicht wie bei Hombach die geplanten Veränderungen im Gesellschafterkreis, wo die Funke-Gruppe die Anteile der Familie Brost übernehmen will,auf deren Ticket Hombach läuft.
Nienhaus droht vielmehr Ärger wegen eines bislang eher wenig beachteten Interviews mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem er kräftig gegen die Politik und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk austeilt. Nienhaus, im Nebenjob Präsident des Zeitungsverlegerverbandes in Nordrhein-Westfalen ist, hatte in der FAZ erklärt, es gebe "eine große Ignoranz der Politik und auch eine Angst der Politik" mit Blick auf ARD und ZDF, weil "bei jeder kritischen Frage" die Politiker "sofort mit kritischer Berichterstattung in ganz anderen Punkten überzogen" würden.
Dabei mache "der Staatsrundfunk im Internet den Markt kaputt". Der WDR habe sogar "im Landtag von Nordrhein-Westfalen (…) Abgeordneten gedroht, wenn sie gegen die Mediengebühr stimmten, würde das in der WDR-Berichterstattung Folgen haben." Der NRW-Landtag muss im Herbst den Staatsvertrag zur Umstellung der Rundfunkgebühr auf eine Haushaltsabgabe ratifizieren.
Wegen der nicht belegten Anschuldigungen "erwägt der WDR jetzt rechtliche Schritte", bestätigte Unternehmenssprecherin Gudrun Hindersin der taz. Nienhaus' Interview, das nicht mit der WAZ-Spitze abgesprochen war, wird auch ein politisches Nachspiel im NRW-Landtag haben. "Das wird im Landtags-Präsidium noch zur Sprache kommen", so Landtags-Vizepräsident Oliver Keymis (Grüne) zur taz.
Derzeit ist in NRW noch Urlaubszeit und das Parlament in den Ferien. "Ich halte das für völligen Quatsch", so Keymis weiter: "Abgeordnete, die sich vom WDR unter Druck setzen lassen würden, gibt es nicht. So eine Aktion kann ich mir beim WDR auch nicht wirklich vorstellen. Es ist schon fast peinlich, dort nachzufragen."
Falls Nienhaus dennoch ernstzunehmende Hinweise auf eine solche Einflussnahme habe, "soll er Ross und Reiter nennen, statt solche nebulösen Anschuldigen zu verbreiten", sagte Keymis.
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