German Padel Open: Ganz großes Quasitennis
Die Weltklasse im Padel hat Düsseldorf besucht. Mit dem Event soll der Sport auch in Deutschland populär werden. In Spanien ist er das schon.
Enrique Marques ist dieser Tage unterwegs in einer höheren Mission. Der CEO der World Padel Tour, die in der vergangenen Woche erst mal auch in Deutschland Halt gemacht hat, will seinen boomenden Sport nun endgültig auch in unseren Gefilden in das Bewusstsein der Menschen rücken.
Er hatte sich dafür den Standort Düsseldorf ausgesucht. Das Castello war vermutlich genau die richtige Eventlocation für die German Padel Open. Die Mehrzweckhalle fasst knapp 3.000 Zuschauer. Am Freitag, als die Viertelfinalmatches ausgetragen wurden, war die Halle vielleicht zur Hälfte gefüllt. Das beweist: Es ist schon ordentlich Nachfrage da, aber es geht eben noch sehr viel mehr.
Marques saß am Freitagnachmittag im VIP-Raum des Castello auf einer kleinen Bühne. Er blickte von oben durch eine große Glasscheibe runter auf den Centre Court. Das Set-up wirkte sehr professionell. Der Platz sah edel aus. Eigentlich ist der Bodenbelag beim Padel immer blau. Aber in Düsseldorf hatten sie das geändert. Das Spielfeld war schwarz. Die Linien weiß. Der Hauptsponsor ließ grüßen.
Marques, ein zupackender Spanier mittleren Alters, weiß natürlich, dass Padel in Deutschland erst noch im Kommen ist. Aber er sagt auch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Padel nach diesem ersten WPT-Turnier auch in Deutschland durch die Decke gehen wird. Padel wird wie eine Welle nach Deutschland schwappen“, so der oberste Padelboss.
Nach seinem kurzen Speakerauftritt gönnte sich Marques am Freitag ein Bier. Natürlich ein spanisches. Se habla español, man sprach, aß und trank im Düsseldorfer Castello spanisch. Das Mutterland des Padel ist zwar Mexiko, aber im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich die Iberische Halbinsel zur Antriebslokomotive dieser superschnellen Sportart entwickelt.
Selbst die Verkäufer des kleines Padelstores im Unterrang der Arena sind aus Madrid und Barcelona mit in den Norden gekommen. Draußen vor der Halle stand ein großer Werbekubus des Hauptsponsors der World Padel Tour, ein katalonischer Autohersteller.
Kann Deutschland Padel?
Aber kann auch Deutschland Padel? Kommt die Welle wirklich? Wann beißen hierzulande die Finanziers an? Diese Fragen konnte Marques naturgemäß nicht beantworten. Er konnte mit seinen Leuten eigentlich nur das Produkt anpreisen.
Das gelang in Düsseldorf schon gut. Die gesamte Weltelite des Padelsports war bis Sonntag am Start. Anders als beim Tennis, wo es nur auf den großen Turnieren sogenannte Combined Events von Männern und Frauen gibt, sind auf den Padelturnieren immer beide Geschlechter am Start.
Im Castello dominierten, natürlich, wieder die Spanier und Argentinier: Ariana Sánchez und Paula Josemaría bei den Frauen, Arturo Coello und Agustín Tapia bei den Männern. Das waren die dominierenden Doppelpaarungen. Sie boten Weltklassepadel. Die Ballwechsel waren spektakulär. Als Zuschauer bekam man so manches Mal das Gefühl, dass der von Glas- und Gitterwänden umrandete Käfig regelrecht glühte. So hoch war das Niveau.
Die deutschen Starter spielten bei den German Padel Open übrigens keine Rolle. Was nicht weiter verwunderte. In der Entwicklung dieser noch jungen Sportart liegt Deutschland wahrscheinlich gut zehn Jahre hinter Ländern wie Spanien zurück. Die Strukturen in den Klubs sind noch gar nicht vorhanden, oder sie entstehen jetzt erst langsam.
Jasper Ahrens, Vorstand des Deutschen Padel Verbands, sagte in Düsseldorf: „Wir gehen davon aus, dass Veranstaltungen wie die German Padel Open die Entwicklung von Padel in Deutschland exponentiell beschleunigen werden. Genauso war es zuvor auch schon in anderen europäischen Ländern wie Schweden zu sehen, nachdem die World Padel Tour dort erstmals zu Gast war.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!