Gerichtsurteil zur Plagiatsaffäre: Einblick in Guttenbergs Unterlagen
Der Bundestag muss Einsicht in Unterlagen gestatten, die Guttenberg für seine Doktorarbeit benutzt hat. Darauf klagte ein Journalist und war erfolgreich.
BERLIN dapd | Der Bundestag muss Journalisten Einblick in Dokumente gewähren, die Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für seine Doktorarbeit verwendet hat. Das entschied das Verwaltungsgericht Berlin am Freitag.
Es gab damit einem Kläger recht, der die acht Dokumente der Wissenschaftlichen Dienste und des Sprachendienstes hatte einsehen wollen, wie das Gericht mitteilte. Der Bundestag hatte die Herausgabe der Dokumente mit der Begründung verweigert, dass die Arbeiten der Mandatsausübung der Abgeordneten zuzurechnen und daher als Wahrnehmung parlamentarischer Angelegenheiten vom Informationsfreiheitsgesetz ausgenommen seien.
Dem schloss sich das Gericht nicht an. Die Arbeiten der Dienste seien Grundlage für die parlamentarische Arbeit der Abgeordneten, nicht aber bereits selbst parlamentarische Tätigkeit. Auch der Schutz des geistigen Eigentums stehe dem Anspruch nicht entgegen.
Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Falles hat das Gericht die Berufung zum Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg und die Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht zugelassen.
Guttenberg war im März 2011 von seinem Ministerposten und allen politischen Ämtern zurückgetreten und verlor kurz darauf seinen Doktortitel. Er hatte seine Dissertation in weiten Teilen abgeschrieben, unter anderem aus Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes des Parlaments.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Angela Merkels Kritik an Friedrich Merz
Aus der Seele gesprochen
Altkanzlerin zu CDU-Antrag zur Migration
Eine Ohrfeige für Merz
Merkel zur CDU-Kooperation mit AfD
Merkel rügt Merz
Reaktionen der EU auf CDU-Antrag
Merz gegen Geas
Die Wahrheit
Das, wo sie drauf pfeifen
Lichtblicke bei Migrations-Abstimmung
Erfrischend stabil