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Gerichtsprozess gegen indischen GuruVergewaltiger statt „Bote Gottes“

„Rockstar Baba“ wurde in zwei Fällen schuldig gesprochen. Seine Anhänger randalierten nach dem Urteil. Es starben 36 Menschen.

Da lächelte er noch Foto: ap

Er wird „Rockstar Baba“ oder der „Guru of Bling“ (Guru des Schmucks) genannt. In der Tat ist der 50-Jährige, der sich Heiliger Dr. Gurmeet Ram Rahim Singh Ji Insam nennt, kein traditionell erscheinender indischer Guru, der sich als alter weiser Mann mit Bart gibt. Vielmehr kommt er als modernes Multitalent daher: Der Exzentriker Singh rettet in Actionfilmen als „Bote Gottes“ die Welt vor Drogendealern und Außerirdischen. Auch tritt er gern als Popsänger auf. Der als Sikh Geborene trägt nicht nur den üblichen Turban, sondern auch gern Hüte und Sonnenbrillen und liebt Motorräder.

Als Chef der Sekte Dera Sacha Sauda (Sekte des wahren Geschäfts), die 46 Ashrams betreibt und ihre Hochburg im Punjab und in Haryana hat, predigt er Meditation und eine Mischung der Lehren großer Religionen. Er zählt angeblich mehr als 50 Millionen Anhänger, meist aus der Unter- und Mittelschicht. Sie schätzen, dass er als Philanthrop tätig ist, Massenhochzeiten für Witwen und frühere Prostituierte organisiert und seine Anhänger Gemeinschaftsdienste leisten.

Weil er so viele Anhänger hat, suchen Politiker seine Nähe und hoffen auf seinen Zuspruch. Singh hatte bisher auch kein Problem damit, sich direkt in die Politik einzumischen. Rief er früher zur Wahl der Kongresspartei auf, mobilisiert er seit einiger Zeit für die hindunationalistische BJP.

Die hat nun ein Problem: Singh wurde am Freitag in zwei Fällen der Vergewaltigung für schuldig gesprochen. Am Montag soll das Strafmaß bekannt gegeben werden. Es wird mit mindestens sieben Jahren Haft gerechnet. Eine weitere Klage wegen Mordes ist noch nicht entschieden.

Mehr als 100.000 Anhänger Singhs, die für ihren Guru alles tun würden, waren zur Urteilsverkündung in die Stadt Panchula gekommen. Zwar rief er sie zur Gewaltlosigkeit auf, doch als das Urteil fiel, begannen sie zu randalieren.

Die Sicherheitskräfte hatten 25.000 Polizisten und mehrere hundert Soldaten mobilisiert, das Mobilfunknetz abgeschaltet, drei Stadien in Gefängnisse umgewandelt und Hunderte Zugverbindungen gestrichen. Doch am Samstag waren 36 Menschen tot, Hunderte verletzt und festgenommen.

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