Gentrifizierung in St. Pauli: Esso-Häuser: Abriss rückt näher
Der Investor, der über die Zukunft der "Esso Häuser" am Spielbudenplatz entscheidet, hält Abriss der Häuser für sinnvoll. Endgültige Entscheidung steht noch aus.
HAMBURG taz | Die Gentrifizierung im Stadtteil St. Pauli nimmt weiter zu. Nachdem die Pläne der Investoren im Bernhard-Nocht-Quartier von den Gentrifizierungsgegner offenbar nicht verhindert werden konnten, wird nun mit einem neuen Gutachten auch der Abriss der Esso Häuser immer wahrscheinlicher.
Die Entwicklung des 6.190 Quadratmeter großen Areals zwischen Kastanienallee, Taubenstraße und Spielbudenplatz ist für den Stadtteil richtungsweisend. Der Investor, die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe, kaufte den 1960er-Jahre-Bau am Spielbudenplatz 5-13 im Mai 2009 mit dem Ziel, die Gebäude abzureißen.
Neben den zur Reeperbahn hin liegenden Betrieben, zu denen auch der Livemusikclub Molotow gehört, einer Tiefgarage und der Tankstelle befinden sich dort auch zwei Häuser mit insgesamt 110 Wohnungen.
Nach Protesten gegen die Abrisspläne hatte der Bayrische Investor im vergangenen November angekündigt, eine Sanierung mit einer zusätzlichen Bebauung als Alternative zu einem Neubau zu prüfen. Dem jetzt vorliegendem Gutachten zufolge sind die Gebäude baufällig, marode und sanierungsbedürftig.
"Eine Entscheidung bezüglich Abriss und Neubau oder Sanierung ist aber noch nicht gefallen", sagt die Pressesprecherin der Bayerischen Hausbau Sabine Hagn. In Gesprächen mit der Esso-Initiative werde noch geprüft, welche Optionen es sonst gebe.
Andererseits teilt die Bayerische Hausbau mit: "Weil eine aus technischen Gründen unumgängliche Sanierung der Wohnhäuser aber mit einem Auszug der Mieter verbunden ist, erachten wir einen Abriss als sinnvoll."
Damit ist davon auszugehen, dass es zu einem Abriss kommen wird. Davon geht auch der stadtentwicklungspolitischen Sprecher der SPD, Andy Grote, aus.
Die Anwohner-Initiative Esso Häuser ist über die Äußerungen des Investors überrascht. Eigentlich habe es eine Abmachung gegeben, dass die Initiative auf dem Laufenden gehalten werde. Nun hat die Initiative vom Planungsstand aus der Presse erfahren.
Für die Initiative kommt ein Abriss des Areals nicht infrage. Nur durch einen Erhalt könne der Umstrukturierung St. Paulis zu einem Viertel mit seelenlosen Glasbauten etwas entgegengesetzt werden.
SPD-Stadtentwicklungspolitiker Andy Grote hat die Initiative bei ihrem Kampf gegen den Abriss nicht auf ihrer Seite. Denn die jetzigen Wohnungen seien Grote zufolge in schlechtem Zustand und nicht preisgünstig.
Der Bau von 100 neuen Sozialwohnungen sei für St. Pauli wichtiger. "Zumal es sich bei den Esso Häusern aus den 60ern nicht um erhaltenswürdige historischen Gebäude handelt."
Für das Areal strebt der Investor künftig eine Mischung aus sozial gefördertem und frei finanziertem Wohnungsbau an. In der Bauphase soll es für die derzeitigen Mieter günstige Ersatzwohnungen in der Nähe geben. Dazu soll es laut Grote Vereinbarungen mit anderen Vermietern auf St. Pauli geben.
Vor 2014 soll die Projektentwicklung nicht beginnen: Ein Architekturwettbewerb und ein anschließendes Bebauungsplanverfahren sollen bis zu zwei Jahre dauern.
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