Gentechnisch-kontaminierter Reis: Millionenstrafe für Bayer
US-Bauern haben einen Sieg gegen den Konzern errungen, dessen Gen-Reis ihre Ernte verunreinigt hatte. Bayer will gegen das Urteil vorgehen.
BERLIN taz | Der Chemiekonzern Bayer ist in den USA zu einer Schadenersatzzahlung von rund 48 Millionen Dollar, das sind rund 35 Millionen Euro, an Landwirte verurteilt worden, deren Ernte mit gentechnisch verändertem Reis verunreinigt worden war. Das hat die Jury eines Gerichts in Arkansas am Donnerstagabend entschieden. Die Summe ist die bisher höchste in einem jahrelangen Verfahren.
"Wir sind mit dem Urteil sehr unzufrieden", sagt Richard Breum, Sprecher der betroffenen Konzerntochter Bayer Crop Science. Man werde mit allen juristischen Mitteln dagegen vorgehen. Das Unternehmen wehrt sich zum einen gegen die "unangemessen hohe" Summe, die den Landwirten zugesprochen worden sei, zum anderen gehe die Straf-Schadenersatzzahlung weit über die in Arkansas gesetzlich zulässigen Summen hinaus, so Breum.
Neben einer Schadenersatzzahlung von 6 Millionen Dollar besteht die Summe auch aus einem Strafschadenersatz von 42 Millionen Euro. Eine solche Strafe - die auch den betroffenen Landwirten zugute kommt - wird bei einem vorsätzlich schädlichen Verhalten eines Unternehmens verhängt.
"Das Urteil gegen Bayer ist nur konsequent", sagt Alexander Hissting von Greenpeace. Durch die Kontamination mit LL 601 sei der US-Reisindustrie ein Schaden von bis zu 1,3 Milliarden Dollar zugefügt worden. "Wenn die Gentechnikindustrie ihre Produkte nicht unter Kontrolle hat, muss sie dafür geradestehen."
Schon im Dezember 2009 und im Februar und März dieses Jahres war Bayer von Gerichten in verschiedenen US-Bundesstaaten zu Zahlungen zwischen einer und zwei Millionen Dollar verurteilt worden. Bayer Crop Science hatte zusammen mit der Staatsuniversität Lousiana auf Versuchsfeldern die gentechnisch veränderte Reissorte Liberty Link 601 angebaut, die resistent gegen ein Pflanzengift ist. Obwohl die Sorte zunächst keine Zulassung als Lebensmittel hatte, gelangte sie in den internationalen Handel. Die EU und Japan verhängten daraufhin Einfuhrsperren für amerikanischen Reis, die Bauern blieben auf ihrer Ernte sitzen; rund 3.000 Landwirte verklagten Bayer auf Schadenersatz. In den ersten beiden Urteilen von Dezember und Januar hat der Konzern bereits neue Verfahren beantragt, in den jüngsten werde eine Berufung geprüft, so Breum.
Die Koordination gegen Bayer-Gefahren forderte das Unternehmen unterdessen auf, "umgehend alle betroffenen Landwirte zu entschädigen". Außerdem müsse Bayer den Antrag auf eine EU-Importzulassung für herbizidresistenten Reis zurückziehen. Die Risiken eines großflächigen Anbaus seien unkalkulierbar.
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