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Genitalverstümmelungen in GambiaBeschneidung ist unislamisch

Gambia hat die Verstümmelung weiblicher Sexualorgane untersagt. Die Praxis habe im Islam keinen Platz. Viele Frauen werden zu der Operation gezwungen.

Ein senegalesisches Mädchen beobachtet eine Zeremonie zur Abschaffung von Genitalverstümmelungen (Archivbild 2006). Foto: dpa

Genf/Banjul epd | Gambia hat weibliche Genitalverstümmelung als unislamisch verurteilt und mit sofortiger Wirkung untersagt. Die in Gambia weit verbreitete Praxis habe im Islam keinen Platz, sagte der Präsident des westafrikanischen Landes, Yahya Jammeh, am Mittwoch im Fernsehsender Al-Dschasira.

Geschätzte drei Viertel der Gambierinnen haben sich der gefährlichen Operation unterzogen, bei der Teile der weiblichen Sexualorgane entfernt werden. Sie wird meist bereits bei jungen Mädchen und unter grausamen Bedingungen vorgenommen. Zu den Folgen gehören lebenslange Schmerzen, Infektionen wie Tetanus, HIV, Hepatitis bis hin zu Unfruchtbarkeit.

Menschenrechtler begrüßten die Ankündigung und erklärten, die Umsetzung zu beobachten. Der Putschist Jammeh ist wegen seines autokratischen Führungsstils umstritten. Mehrfach hatte er etwa ein unnachgiebiges Vorgehen des Staats gegen Homosexuelle propagiert.

Weibliche Genitalverstümmelung wird in zahlreichen afrikanischen Ländern praktiziert. Ihre Anhänger begründen dies mit Tradition und islamischen Glaubensvorschriften. Kritiker sehen die Praxis dagegen als Teil einer patriarchalischen Ordnung, die Frauen und ihre Sexualität unterdrückt.

Gambia ist eines von mehr als 20 afrikanischen Ländern, die Genitalverstümmelung untersagt haben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leben mehr als 125 Millionen Frauen mit verstümmelten Genitalien.

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3 Kommentare

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  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Ich bin zwar selbst Atheist aber die Bescheidung bei den Frauen hat mit Islam überhaupt nicht zu tun. Eine deutsche Islamwissenschaftler hat diese Unsitte in Afrika untersucht und raus gefunden, dass diese Tradition geht vor islamischen Zeit zurück. Deshalb gibt es diese Tradition außer dem afrikanischen Kontinent nirgendswo. Trotzdem wird es diese Tradition von europäischen Islamhasser gegen Islam ausgenutzt.

    • @70023 (Profil gelöscht):

      "Außerhalb Afrikas ist bisher der Jemen das einzige Land mit Beschneidungspraxis, für das die Verbreitung statistisch erfasst wurde: 22,6 Prozent der 15- bis 49-jährigen Mädchen und Frauen sind betroffen. Indizien deuten darauf hin, dass die Beschneidung weiblicher Genitalien in Syrien und dem West-Iran präsent ist. Weiter ist die Praxis für das irakische Kurdistan für Teile des übrigen Irak, für kurdisch besiedelte Regionen in der Türkei, für das nördliche Saudi-Arabien und südliche Jordanien, für Beduinen in Israel, für die Vereinigten Arabischen Emirate, für muslimische Gruppen in Malaysia und für Indonesien (primär auf den Inseln Sumatra, Java, Sulawesi, Madura, vorwiegend Typ I und IV) dokumentiert."

       

      Erbil: 58%

      Sulaimaniyya: 54%

      Kirkuk: 20%

       

      Quelle: WP (Weibliche Genitalverstümmelung, Female genital mutilation)

    • @70023 (Profil gelöscht):

      Religion hat mit der Frage, ob etwas legitim ist, überhaupt nichts zu tun. Sie kann keine Rechtfertigung für etwas sein, was man ohne Religion nicht rechtfertigen könnte. Dass die Beschneidung von Mädchen Vorislamisch sei und die von Jungen hingegen islamisch kann zu der Bewertung überhaupt nicht beitragen und kann getrost als Schutzbehauptung gewertet werden. Fakt ist, dass mindestens eine islamische Rechtsschule FGM als sunna bezeichnet.

       

      Weiterhin gibt es diese Tradition nicht nur in Afrika sondern auch in Asien. In Malaysia sind 93% aller Frauen beschnitten. Dort wird unter guten medizinischen Verhältnissen operiert und die Begründung ist der Islam und, wie bei Jungen auch, vorgebliche hygienische Vorteile.

       

      Das sich Religionen herausnehmen, zu definieren, welche Körperverletzungen an Unmündigen geboten sind und dass der Gesetzgeber diesem mit §1631d BGB auch noch nachgekommen ist und elementare Grund- und Kinderrechte geopfert hat, ist nach wie vor ein Skandal.