Generalstreik in Burundi: Benzin wird zum Luxusgut – mit gravierenden Konsequenzen
Benzin ist in Burundi rar und unerschwinglich – eine Konsequenz von Misswirtschaft. Jetzt haben Bus- und Taxifahrer die Schnauze voll.
Die Straßen in Burundi sind verwaist. Kaum ein Auto, Bus oder Lastwagen ist unterwegs in dem kleinen Land im Herzen Afrikas. In der Wirtschaftsmetropole Bujumbura am Tanganyikasee drängen sich Tausende Wartende vor dem Textilkomplex Cotebu, wo sämtliche Taxen und Busse aus dem Umland halten.
Der Grund: Ein spontaner Streik sämtlicher Fahrer im Land, der am Sonntag ausgerufen wurde. Sie protestieren gegen die horrenden Treibstoffpreise.
Burundi steckt seit Jahren in einer wirtschaftlichen Krise. Besonders betroffen ist der Handel mit Benzin und Diesel, denn diese Treibstoffe werden auf dem Weltmarkt teuer mit US-Dollar eingekauft.
Lange hielt die Firma Interpetrol Trading quasi ein Monopol darauf. Ab 2017 zahlte Burundis Zentralbank fast alle ihre verfügbaren Dollar an diese Firma aus, die mit dem Führungszirkel von Präsident Pierre Nkurunziza verbandelt war.
Treibstoff ist rationiert
Präsident Évariste Ndayishimiye, der nach Nkurunzizas Tod 2020 an die Macht kam, wollte dies ändern. Er ordnete 2021 die Zentralbank an, den Großteil der verfügbaren Dollardevisen an die öffentliche Wasser- und Stromgesellschaft Regideso zu bezahlen.
Die gründete 2022 die private Firma Prestige, die eine Importlizenz für Treibstoff erhielt und enge Kontakte zu Ndayishimiyes Führungszirkel hält. Sie bekommt nun bevorzugt die US-Dollar der Zentralbank, und ihr werden Misswirtschaft und Korruption vorgeworfen.
Seitdem steigen die Benzinpreise weiter rasant. Genau vor einem Jahr musste die Regierung die Ausgabe von Treibstoff an den Tankstellen limitieren. Autos erhielten nur noch 20 Liter pro Tankfüllung, Busse und Lastwagen 50 Liter – nicht genug für weite Strecken.
Dementsprechend hat der illegale Schmuggel von Benzin aus Tansania und der Demokratischen Republik Kongo zugenommen. Der Kraftstoff auf dem Schwarzmarkt ist zum Teil mit Wasser gepanscht.
Mittlerweile kostet ein 20-Liter-Kanister Benzin viermal so viel wie vor 2024. Für viele Burundier ist es mittlerweile zu teuer, täglich zur Arbeit zu fahren – oder gar zu Beerdigungen oder Hochzeiten aus der Großstadt in die Dörfer.
Polizei kontrolliert Fahrpreise
Als Ende Juni der neue Haushalt verabschiedet wurde, ordnete Innenminister Martin Niteretse die strikte Einhaltung des offiziellen Fahrpreises an. Seitdem stoppen Polizisten entlang der Überlandstraßen Busse und Taxen und fragen die Fahrgäste, wie viel sie bezahlt haben. Hat der Fahrer einen zu hohen Preis verlangt, muss er Strafe bezahlen.
Deswegen streiken nun die Fahrer. „Wir haben beschlossen, so lange anzuhalten, bis die Regierung uns erlaubt, unsere eigenen Preise festzulegen“, sagte einer von ihnen der Exilnachrichtenplattform SOS Medias.
Immerhin, 18 Tankstellen in Bujumbura und 19 weitere im Landesinneren wurden am Dienstag mit Kraftstoff versorgt.
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