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Gendermarketing fürs KinderzimmerIt’s a pink (or blue) world

Der renommierte Globushersteller Räthgloben hat einen pinken und einen blauen Kinderglobus hergestellt: für Mädchen und für Jungs halt.

Blauer Planet: Hier die Originalversion zum Vergleich Foto: dpa

Seriously? Man glaubt an versteckte Kamera, Zusammenarbeit von Postillon und The Onion. Doch es ist wahr: Der pinkfarbene „Kinder-Leuchtglobus ZP 25 62“ ist 35 Zentimeter hoch (Kugeldurchmesser 25 Zentimeter), beleuchtbar (Energieeffizienzklasse C), beschriftet und mit zahlreichen Abbildungen versehen. Er ist „sozusagen die pinkfarbene Version des KR 25 62“, also des blauen Globus, „und stellt die gleichen Informationen über Länder, Tiere und Bauwerke dar“. Immerhin das.

Hunderttausende Welt­ku­geln „von höchster kartografischer und ästhetischer Qualität“ habe man seit Firmengründung 1917 in allen Erdteilen verkauft, schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Und: „Paul Räth, der Firmen­gründer, war ein Mann, der sehr genau wusste, dass Bildung sehr viel mit Bildern zu tun hat.“ Das hat seine Firma im Laufe der Zeit offenbar vergessen.

Immerhin beeilt sich das Unternehmen, via Website mitzuteilen: „Gern dürfen Sie diese Farbvariante auch für Ihren Sohn erwerben oder die blaue Variante für Ihre Tochter.“ Gibt es auch einen grünen Globus für die Linksalternativen und einen braunen für Pegida, AfD und Co? Warum nicht? (Und wie würden sich die Informationen unterscheiden?)

Räth: „Bildung hat sehr viel mit Bildern zu tun.“ Foto: Räth Globen

Neben diversen anderen Gender-Verfehlungen ist der Globus auf der Shortlist für den Negativpreis „Der goldene Zaunpfahl“, der jährlich die schlimmsten Gendermarketing-Absurditäten auszeichnet. Verleihung ist am 3. März im Berliner HAU, eine Jury (u. a. mit taz-Mitarbeiterin Margarete Stokowski) muss aus fünf Marketing-Auswüchsen auswählen: das pinkfarbene Überraschungsei für Mädchen, geschlechterspezifische Leselernbücher (Polizist, Pirat, Alien für Jungs versus Prinzessin, Pferd, Kochen für Mädchen), geschlechterspezifische Milch für Babys. (Ja. Für Babys.)

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9 Kommentare

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  • Hallo Malte,

     

    nein, braun gibt's nicht. Allenfalls Globen im Stil antiker Karten, aber auch die sind politisch aktuell.

    In Grün gibt's (nur für dich) mehrere, z.B. den hier: http://www.raethgloben.de/kollektionen/atmosphere-design-lightcolour/design-leuchtglobus-atmosphere-light-colour-green.

    Ansonsten, einfach mal Kontakt aufnehmen zum Verlag, bevor man ganz viel Unsinn schreibt.

  • Ich bin gegen eine Verballhornung des Genderbegriffs und Frau Stokowski steht exemplarisch für eine sehr stumpfsinnige Art der Gentrifizierung. Es zeugt nicht von herausragender Intelligenz oder sozialem Feingefühl einen rosa Globus zu kritisieren. Es gibt auch schwarze, silberne oder weisse Globusse und jetzt gibt es halt noch einen rosafarbenen...höchstwahrscheinlich weil die Firma bemerkt hat, dass ein Großteil der verkauften Globusse von jungs gekauft wurden, das gleiche vllt auch beim Ü-ei...aber warum recherchieren, wenn man pöbeln kann. Das einzige was mich mal interessiert ist warum und ob Mädchen rosa lieber haben als andere Farben. Diese Frage gilt es erst zu verstehen und der ganze Rest folgt marktwirtschaftlichen Gesetzen.

    • @DerArchitekt:

      Welche Frau Stokowski meinen Sie? Die, die mir geläufig ist, steht weder "exemplarisch" noch "stumpfsinnig". Wofür auch immer.

    • @DerArchitekt:

      "höchstwahrscheinlich weil die Firma bemerkt hat, (...)das gleiche vllt auch beim Ü-ei...aber warum recherchieren, wenn man pöbeln kann. "

       

      Wie cool, du argumentierst mit möglicherweise, vllt, aber meinst, dass der Artikel nur pöbelt statt zu recherchieren. Ich wäre da in meiner Wortwahl vorsichtiger.

       

      "Es gibt auch schwarze, silberne oder weisse Globusse" Kannst du mir mal einen Globus zeigen, wo alles schwarz, silber oder weiss eingefärbt ist? Das glaube ich dir nicht, dass es das gibt. Hier geht es nicht darum, dass das Gestell irgendwie rosa ist. Sondern der ganze Globus, abweichend von der üblichen Farbgebung. Das ist das Problem.

    • @DerArchitekt:

      Mädchen eines gewissen Alters mögen rosa. So zwischen 3 und 6. An sich ist es ja auch eine schöne Farbe, die zwischen Altrosa und Pink viele Nuancen annehmen kann. Das dann erwachsene Frauen lieber eine rosa Bohrmaschine als eine grüne kaufen, nun ja.

      • @Energiefuchs:

        Unsinn! "Mädchen eines gewissen Alters" gibt es gar nicht. Rosa lieben 3- bis 6-jährige Mädchen vor allem dann, wenn ihnen die Farbe von Erwachsenen oder anderen Kindern oft genug als Mädchenfarbe vorgestellt wurde. Und zwar deswegen, weil bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren ein sogenanntes "Entwicklungsfenster" offen steht, aus dem heraus sie ihr Geschlecht und das der anderen "entdecken". In dieser Zeit sind sie besonders empfänglich sind für jede "Hilfestellung", die die Sache irgendwie vereinfacht.

         

        Es geht den Kita-Kindern damit im Übrigen wie ihren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Die glauben auch oft, dass das, was man ihnen eingeredet hat, das ist, was sie selbst herausgefunden haben oder was ihnen sogar angeboren ist. :-(