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Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg"Die CDU muss ihr Dogma ablegen"

Das baden-württembergische Handwerk stellt sich klar hinter die grün-rote Schulreform im Ländle. "Das ist auch unser Projekt", sagt Präsident Joachim Möhrle.

Nicht nur Grundschüler sollen gemeinsam lernen. Bild: dapd
Interview von Christian Füller

taz: Herr Möhrle, freuen Sie sich jetzt, dass die neue grüne-rote Landesregierung in den Schulen längeres gemeinsames Lernen möglich machen will? Oder ärgern Sie sich?

Joachim Möhrle: Ich finde es gut, weil wir das Prinzip der neuen Gemeinschaftsschule schon seit Langem propagieren. Wir wollen, dass die Schüler länger zusammenbleiben und so Restschulen vermieden werden. In erster Linie aber müssen wir unsere Lernkultur ändern! Das Lernkonzept der "Belehrung" darf nicht länger im Mittelpunkt stehen.

Ihr Handwerkstag hat schon vor neun Jahren die Belehrung als "Unterrichtsprinzip des auslaufenden Industriezeitalters" kritisiert. Hat ganz schön lange gedauert, bis die Politik den Ball aufgenommen hat, oder?

In der alten Landesregierung war die dreigliedrige Schule halt ein Dogma. Da hatten wir keine Chance mit unseren Vorstellungen von einer Basisschule, die bis zur neunten oder zehnten Klasse alle Schüler zusammen unterrichtet und sich dann in einen beruflichen und einen allgemeinbildenden Zweig mit Abiturmöglichkeit aufspaltet. Die Landes-CDU hat sich zusammen mit Bayern als die letzte Bastion der gegliederten Schule gesehen.

Was raten Sie der Union?

Zunächst haben ja die Kommunen und die Eltern das Wort. Denn über die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule wird vor Ort entschieden. Das finden wir richtig. Sollten die Eltern sich jetzt in der Breite für die Gemeinschaftsschule entscheiden, dann sollte die Union nicht zögern. Die CDU ist gut beraten, sich endlich von ihrem selbst auferlegten Dogma der gegliederten Schule zu befreien. Wir brauchen dringend eine Entideologisierung der Debatte. Es muss darum gehen, jeden einzelnen Schüler individuell zu fördern - und das kann die Gemeinschaftsschule.

Was halten Sie von einem Schulfrieden wie in Bremen, bei dem alle Parteien mit ins Boot geholt werden?

Ich fände einen Schulfrieden sehr wichtig. Es dauert lange, um ein Schulsystem weiter zu entwickeln, mindestens eine Legislaturperiode wird ins Land gehen. Aber man weiß ja nie, was mit einer Regierung passiert. Wir haben schon vor Langem geschrieben, dass wir bei der Schule "nicht mit Reparaturmaßnahmen auf der Grundlage traditioneller Gestaltungsmuster" weiterkommen. Grundlegende Neuorientierungen wie die Gemeinschaftsschule aber brauchen Zeit. Deswegen wäre ein gemeinsamer Weg aller Parteien zur Gemeinschaftsschule ein gutes Zeichen.

Im Interview: Moderne Handwerker

Es gilt als das beste Pisa-Papier der Republik. Bereits im Juli 2002 verabschiedete der Handwerkstag in Baden-Württemberg seine "Konsequenzen aus Pisa". Darin stand, dass es einer neuen Lernkultur bedarf, wenn das Land den Pisa-Schock überwinden will. Unter Geschäftsführer Hartmut Richter fomulierten die Handwerker aus dem Ländle visionäre Ziele: Eine gemeinsame Basisschule für alle Kinder bis zur neunten Klasse, darauf aufsetzend ein berufliches und ein allgemein bildendes Gymnasium.

Hauptautorin Ekaterina Kouli plädierte für einen gemeinsamen gesellschaftlichen Aufbruch - kaum neun Jahre später ist auch die Politik so weit. Warum waren ausgerechnet die Handwerker so modern, die sonst jeden vierten Lehrling durch Strenge vergrätzen? In Baden-Württemberg verlieren sie die Schulabsolventen an Global Player wie Daimler oder Bosch und den technologiefreudigen Mittelstand.

Joachim Möhrle

Möhrle, 63, ist zum zweiten Mal Präsident des Handwerkstages in Baden-Württemberg und zugleich im Deutschen Handwerkskammertag. Möhrle betreibt ein Autohaus in Freudenstadt.

Herr Möhrle, was stört Handwerker, also einen Schreiner oder einen Autohändler wie Sie, eigentlich an der gegliederten Schule.

Wir haben insgesamt 56.000 Lehrlinge im Handwerk, zwei Drittel davon kommen bei uns mit dem Hauptschulabschluss an. Wir bemerken aber seit vielen Jahren, dass die Ausbildungsreife, wie wir das nennen, immer schlechter wird. 20 Prozent der Schulabsolventen sind unseres Erachtens nicht in der Lage, eine Ausbildung aufzunehmen. Unsere Handwerksmeister übernehmen teilweise die Funktion von Nachhilfelehrern.

Aber darüber klagen Sie doch schon, seit es den Handwerkstag gibt.

Das stimmt, aber es hat sich noch einmal deutlich verschärft, und wir glauben, dass das eng mit dem Ausbluten der Hauptschulen zusammenhängt. Die Lernatmosphäre und das Anspruchsniveau leidet in Restschulen erheblich. Die Gemeinschaftsschule kann das verhindern, weil sie eine leistungsstarke Schule mit individueller Förderung verbindet - wenn die Eltern und die Kommunen diese Schule wollen.

Was meinen Sie damit?

Die Idee, die Schulstandorte nicht von oben nach unten umzukrempeln, halten wir für richtig. Das heißt aber auch: Jetzt haben es die Eltern und die Schulträger in der Hand, das Bildungssystem zu reformieren. Der Wandel kommt von unten.

Wieso gefällt Ihnen das so?

Ein so grundlegender Paradigmenwechsel im Lernen lässt sich meines Erachtens nicht von oben verordnen. Die Lehrer werden es gar nicht leicht haben, weil sie keine reinen Wissensvermittler mehr sind, sondern sie begleiten die Schüler bei ihren viel eigenständigeren Lernprozessen. Sicher müssen auch die Lehrpläne anders aussehen in Zukunft. Kurz: In der Schule wird sich vieles verändern. Wir wünschen uns ein ganzheitliches Lernkonzept, das Hand und Kopf verbindet. Wichtiger als Noten sind uns die Entwicklung der Persönlichkeit. Wir wollen jedes Talent der Schüler fördern. Dafür brauchen wir einen neuen Typ von Lehrern und Schulleitungen, die viel mehr Verantwortung bekommen sollten als bisher.

Was wird der Handwerkstag tun, damit das Konzept der Gemeinschaftsschule ein Erfolg wird?

Wir bieten auch für die Gemeinschaftsschulen Betriebspraktika und eine ausgeprägte Berufsorientierung an. Das heißt, wir werden über Schulpartnerschaften helfen, dass künftige Lehrlinge über die Berufe sehr gut informiert sind. Uns ist aber auch wichtig, dass jetzt die anderen Schulformen nicht benachteiligt werden.

Werden Sie die weithin unbekannte Gemeinschaftsschule denn auch öffentlich unterstützen?

Die Gemeinschaftsschule ist auch unser Projekt. Wir werden dafür öffentlich einstehen. Bis jetzt wissen ja viele Menschen in Baden-Württemberg noch gar nicht, was eine Gemeinschaftsschule überhaupt ist.

Sie haben im Juli 2002 in Ihrem berühmten Pisa-Papier geschrieben, "Ziel sollte es sein, dass Baden-Württemberg in zehn Jahren im internationalen Vergleich eine Spitzenposition einnimmt". Wie lange hat der Exportweltmeister Baden-Württemberg denn überhaupt noch noch Zeit, um darauf zu warten?

Das ist keine leichte Frage. Wir stehen im nationalen Vergleich ja ganz gut da. Aber die Zahl der Risikoschüler ist eindeutig zu hoch für ein wirtschaftsorientiertes Land wie Baden-Württemberg, das ist unser Problem. Ich kann Ihnen jetzt auch nicht sagen, wie lange die Reform dauern wird. Für uns ist wichtig, dass es jetzt endlich losgeht.

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9 Kommentare

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  • M
    Minderheit

    des weiteren sollte man sich mal über die Außenwirkung Gedanken machen -- die anderen Länder werden nicht wieder umkehren und die werden auch nicht wieder geringere Abiturientenzahlen und Akademikerzahlen bekommen - wie sieht das also aus, wenn es in DE weiterhin Kinder gibt, die auf Sonder- und Hauptschulen landen? Das vermittelt den Eindruck, es würde hier viele dumme Menschen geben - oder ist es vielmehr so, dass man sich hier selbst viele dumme Menschen generiert?

     

    Wo sie doch anderswo gar nicht als solche auffallen würden.

     

    und in Arbeit vermitteln lassen sie sich auch hier oft nicht mehr!

     

    in Großstädten werden bald 60% aller Schüler einen Migrationshintergrund haben - da kann man nicht einfach ständig die Hauptschule und förderschule empfehlen, nur weil sie die Sprache nicht ausreichend beherrschen! Und die Menschen sind nunmal da! Das Schulsystem muss damit zu einem System des Förderns werden und nicht des Selektierens. Sonst werden die Probleme größer, denn in diesem System ist kein Platz für Förderung, weil immer die 1/3Regelung eingehalten werden musste -- 1/3 musste früher immer der dumme Rest für die Hauptschule sein in Relation zu den anderen Leistungen in der Klasse.

     

    Dieses System muss immer Gewinner und Verlierer produzieren - das kann man sich aber nicht mehr leisten! DE hat seit Jahrzehnten eine niedrige Geburtenrate - in Zukunft muss man jeden mitnehmen! auch Behinderte können in normalen Berufen arbeiten, wenn man sie vorher mitnimmt!

     

    und wer immer behauptet, die Arbeitslosenrate unter jungen Leuten in DE ist gering: nun ja, wir haben nur halb so viele junge Leute unter 30 wie Frankreich z.B.!, wir haben ein ausgefeiltes einzigartiges Übergangsmaßnahmensystem, in dem 40% eines Abschlussjahrgangs geparkt werden inkl. statistischer Bereinigung.

     

    die Schülerzahlen schrumpfen weiter... man muss nehmen, was man kriegen kann und das BESTE daraus machen!

  • MI
    Minderheit in der BRD

    im Zentrum von Schulpolitik hat außerdem das Wohl! ALLER Kinder zu stehen und nicht die Interessen einiger Eltern die meinen, ihnen stünde eine herausragende "Sonderbehandlung" zu mit der Fortführung einer vermeintlichen Eliteschule, welche schon 1809 eigentlich dafür vorgesehen war, eine Schule für ALLE Kinder zu werden (Wunsch Humboldts). Umgesetzt wurde dieses Prinzip in den angelsächsischen Schulsystemen, die mittlerweile global verbreitet sind.

     

    in einer Demokratie muss man nunmal ALLEN Kindern die höchstmögliche und möglichst lange Bildung zukommen lassen. Es wird niemand dümmer vom längeren Lernen. Anderswo kann man auch schon längst mit einer Ausbildung zeitgleich ein Abitur erhalten bzw. unsere Berufe sind anderswo schon längst in den tertiären Sektor hochgewandert. so zählt manches in DE unberechtfertigter Weise als minderwertiger, was anderswo fachlich erweitert wurde!

     

    das Gymnasium war eigentlich von Humboldt derart angedacht, dass es allen eine umfangreiche Bildung bieten sollte.. außerdem würde derartiges helfen, die Löhne im unteren Segment anzuheben, denn dann müssten die Arbeitgeber dort noch viel mehr um Schüler werben, welche dann mehr Wahlfreiheit bei der Berufswahl hätten.

     

    das spezifische Wissen eines Zimmermanns ist nicht schlechter als das des Historikers. Allein die Mentalität macht hier daraus etwas niedrigeres -- anderswo wurde dieses Ständedenken halt aufgehoben! Deshalb sind das anderswo auch oft schon Bachelor (=Geselle!) und Master und das wird so weitergehen! Es ist und wird halt gleichgestellt! Deutschland kann das seinen Einwohnern auch nicht verwehren - die wollen evtl. auch mal anderswo arbeiten!!

  • M
    Minderheit

    und was ist mit der anderen Hälfte der Kinder, die buchstäblich von diesem Bildungssystem ausgekotzt wird??

     

    http://www.privates-gymnasium.de/

     

    http://www.fr-online.de/wissenschaft/die-letzte-chance/-/1472788/8281340/-/view/asFirstTeaser/-/index.html

     

    das sind auch begabte Kinder, die ursprünglich sogar aufs Gymnasium empfohlen wurden! Doch man will sie da nicht haben! trotz ihrer Begabung (die ja eigentlich jeder in einem Gebiet hat) müssen sie bos runter in die Förderschule oder Hauptschule, obwohl sie ja eigentlich intelligent sind!

     

    Nur wer Geld für eine Privatschule hat, kann ihnen das ersparen, dass sie dann unterfordert werden! Auch in meinem Bekanntenkreis haben viele ihre Kinder auf Privatschulen gesendet, weil sie anderswo gescheitert sind! Da sind nicht nur die schlauen!

     

    wir machen Kinder mit unseren Schulen krank! nicht die Kinder sind verkehrt, sondern ein Schulsystem, dass aus Kindern Gewinner und Verlierer macht ist verkehrt!

     

    ADS und ADHS-Kinder sind oft selbstmordgefährdert. Ein Schulsystem muss allen Kindern gerecht werden. Das geht aber nicht, wenn das System nur auf Selektion aus ist und Behinderte und missliebige Kinder abschieben kann.

     

    Ein Schulsystem muss so organisiert sein, dass es Stärken herausarbeitet und nicht nur die Schwächen sieht! Unsere Lehrpläne arbeiten noch nach den Prinzipien der 60er Jahre, ebenso die Berufsfindung.

     

    Das ist nicht mehr zeitgemäß. Anderswo konzentriert man sich aufs Wesentliche! Man muss nicht Sport bei Unsportlichen zensieren! Deutsche Kinder müssen ja alles können: schön schreiben, gut malen, sportlich sein, fingerfertig beim Häkeln und Stricken......

     

    Die Schule in Deutschland hat sich nicht weiterentwickelt.

     

    Moderne Schulen sind mittlerweile in anderen Ländern - dort fördert die Pädagogik die Stärken und sucht nicht nur nach den Schwächen, um damit auszuselektieren.

     

    ein Modell für Deutschland sind Schulen wie diese:

     

    http://www.papakurahigh.school.nz/

     

    die leben damit, dass jedes Kind anders ist!!! Es gibt keine homogen gruppierbaren Kinder! Das ist Gleichmacherei des Ungleichen! Denn man kann Individuen nicht "homogenisieren". Kinder sind immer heterogen und vielfältig und damit muss man arbeiten und das Beste herausholen.

     

    Das Schulsystem in DE praktiziert Gleichmacherei, in dem es unterstellt, es gebe Kinder, die man homogenisieren kann - das ist unrealistisch, denn es gibt diversität der Begabungsausprägungen und keine festen 3 Begabungstypen!

     

    außerdem ist praktisch-technisches nichts minderwertigeres, sondern halt eine Ausprägung unter vielen. Menschen müssen ganzheitlich gebildet werden, aber Deutschland splittet alles auf! der eine erhält nur Hand, der andere nur Hirn!! Selbes gilt für die Profile an den Schulen und die Aufsplittung in 70 verschiedene Wege, ein Abitur zu absolvieren -- viel zu kompliziert für Kinder. Anderswo ist es ganz einfach: eine Schule, maximal 2 mit Juniorhighschool/Grundschule --- danach vielfältige Möglichkeiten ab Oberstufe/Seniorhighschool.

  • M
    Minderheit

    fast alle Länder der OECD haben nunmal Gemeinschaftsschulen! Und die haben sie nicht ohne Grund! Die sind in vielen Ländern sukzessive im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden und haben sich herauskristallisiert als der Übergang zur modernen demokratischen Gesellschaft erfolgte. In den meisten Ländern steht mittlerweile das praktisch-technische gleichberechtigt neben dem theoretischen Wissen, so dass aber auch alle Schüler zu beiden Wissensarealen Zugang haben! Das Denken, dass praktisches Wissen minderwertiger ist stammt aus dem Ständestaat, als die höheren Schulen nur fürs Großbürgertum gedacht waren und einfache Handlanger und Bauern die einfache Bildung erhalten sollten!

     

    Die Lehrpläne in Deutschland bilden auf Hauptschulen immernoch einfache Handlanger heran, aber Berufe entwickeln sich nunmal weiter!!! Mein Onkel hat mit seinem Handwerk eine Firma gegründet und baut Komponenten für Windkraftanlagen - das ist auch praktisch-technisch, aber der Lehrplan an Haupütschulen sieht immernoch Stricken und Häkeln vor und nur rudimentäre Kenntnisse in Mathe, Englisch, Physik für vermeintlich dümmere Kinder! Wenn ich aber jmd. nur wenig Input vermittel, so kann er nachher logischerweise auch nur weniger!!! An Hauptschulen hängt man deshalb in vielen Fächern 1,5 Jahre hinter Realschulen hinterher!!

     

    Man könnte also sagen: Deutschland macht seine Kinder teilweise dümmer als sie sein müssten! Dazu passt, dass auf Sonderschulen der IQ sogar sinkt, wenn man dort zu lange verweilt!!!

     

    Anderswo lernen mittlerweile alle Kinder 12-13 Jahre. Davon wird niemand dümmer, wie sieht es also aus, wenn man in DE irgendwann das letzte Land der OECD ist, dass Schüler mit 16 abschult. Andere Berufe werden mittlerweile anderswo studiert und die sind in DE immernoch Sekundarstufe 2 -- mitunter total unterbewertet, denn der technische- kommunikative und wissenschaftliche Fortschritt macht auch vor Berufen nicht halt! Auch Handwerker arbeiten mittlerweile mit Umwelttechnologie, Bauern mit Computertechnik etc..

  • S
    Schulmensch

    Wenn das deutsche gegliederte System so gut ist, warum wird es nicht vom Ausland übernommen?

     

    Kann keiner mehr lesen in Deutschland? Seit den 1960er Jahren sind wir bei PISA u.ä. im Mittelfeld. Alle Schulpreissieger sind Grund- oder Gesamtschulen. Bayern produziert zu wenig Abiturienten. 50% der Grundschulempfehlungen sind falsch. Die Hälfte der Abiturienten an Gesamtschulen hatten keine Gymnasialempfehlung. usw. usw.

     

    Fazit: Herr Möhrle hat mit seiner Analyse völlig recht.

  • G
    Grüner

    Weg von der reinen Belehrungskultur, das klingt gut. Ein Blick in den Bildungsplan 2004 für Baden-Württemberg zeigt: der erste Schritt ist längst getan. Beeinflusst vom Bielefelder Reformpädagogen Dr. Hartmut von Hentig wurde die Input-Orientierung der alten Lehrpläne verabschiedet - und die straffen Vorgaben verschwanden. Auf einer knappen Doppelseite werden die Standards für jeweils zwei Jahrgänge pro Fach beschrieben - die reine Wissensvermittlung wurde (so BP2004) durch die Anbahnung, Vertiefung und Einübung von fachlichen, methodischen, sozialen und personalen Kompetenzen ersetzt. Klingt das nach reaktionärer CDU-Bildungspolitik? Ich meine nein.

    Auf der Grundlage des BP2004 sollen die Schulen konstant weiter arbeiten dürfen - wo Bedarf ist auch in Gemeinschaftsschulen, anstelle der unsäglichen Werkrealschulen der CDU.

    Aber bitte bitte bitte: Keine ideologischen Grabenkämpfe von Grünrot und schwarz mehr. Jede Studie zeigt: die Struktur spielt eine untergeordnete Rolle; Konstanz, Motivation der Lehrkräfte und Unterrichtsklima spielen die Hauptrolle.

  • C
    Caro

    Woher will der Interviewte wissen, dass die Leistungsfähigkeit der Schüler mit 6 Jahren Grundschule und Gemeinschaftsschule steigt? Das Gegenteil ist der Fall:

    1. Berlin hat die 6-jährige Grunschule. Dort schneiden in Leistungsvergleichen die 6-Klässker der Gurnschule bis zu 2 Schuljahre schlechter ab, als Gymnasiaten der 6ten Klasse.

    2. Gerade die Bundesländer, die sich den "Reformversuchen" verweigern, schneiden immer sehr gut ab (man siehe BaWü und Bayern), die Bundesländer die bei allem mitmachen und überdurchschnittlich viele Gesamtschulen haben (z.B. NRW), schneiden extrem schlecht ab.

    3. ALLE Reforschulversuchen scheitern (Beispiel Schreiben-Lernen: Seitdem Kinder im offenen Unterricht und rein nach dem Hören schreiben "lernen", können sie nicht mehr lesen und schreiben)

    4. Zwangsweise Gesamtschulen bewirken keine gemischtere Schülergruppe, ganz im Gegenteil: Man kann in alle Gesamtschulländern feststellen, dass bildungsorientierte Eltern ihre Kindern noch stärker separieren und Privatschulen noch und nöcher entstehen.

     

    Der Vorsitzende der Handwerkskammer weiss nur, dass die Auszubildenden immer schlechter beschulbar sind. Die Gründe dafür vermutet er, entsprechend indoktriniert, im 3-gliedrigen Schulsystem. Er ist kein Lehrer und scheint die Verhältnisse, unter denen wir Lehrer mittlerweile beschulen sollen, nicht.

  • N
    Nachfrager

    Ich finde es ja lustig wie immer wieder die Gesamtschule propagiert wird aber alle Studien und Versuche daraus hinauslaufen, dass die Schüler im Schnitt schlechter sind. Am einfachsten sieht man den Sinn der Gesamtschule doch bei den Politikern die lauthals die Gesamtschule propagieren. Wo schicken diese ihre Kinder hin? Richtig - auf Privatschulen. Noch fragen?

    Hier weiter lesen -> http://ef-magazin.de/2010/08/03/2407-einheitsschule-teil-1-festhalten-am-scheitern

    Inklusive schönen vergleich zum Fußball, ab jetzt trainieren wir die 3. Liga zusammen mit der ersten - das schafft dann ganz sicher den absoluten Durchbruch (wer Ironie findet.. Ach ne lassen wir das..)

  • U
    Ulmer

    Führt ruhig die Gemeinschaftsschule ein, denn sie führt zu mehr Bildungsgleichheit. Baden-Württemberg wird sich dann nämlich in einigen Jahren auf dem gleichen Niveau wie Bremen befinden.

    Da ich in Ulm wohne (direkt an der Grenze zu Bayern) werde ich meine Kinder dann später einmal dort in die Schule schicken, um sie vor linken ideologischen Experimenten zu bewahren.