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Archiv-Artikel

Gelungener Coup kurz vor der Stichwahl

KOLUMBIEN Das Militär befreit drei Soldaten aus langjähriger Geiselhaft in den Händen der Farc-Guerilla

PORTO ALEGRE taz | Nach fast zwölfjähriger Gefangenschaft kam für Luis Mendieta und zwei seiner Gefährten überraschend die Erlösung: Am Sonntagmittag befreite die kolumbianische Armee in der Urwaldprovinz Guaviare die drei Soldaten, die 1998 von der Farc-Guerilla verschleppt worden waren. Die Aktion habe mit einer Festnahme vor drei Monaten ihren Anfang genommen, sagte Armeechef Freddy Padilla. Ein verletzter Rebell habe die Waffen niedergelegt und genaue Informationen über den Aufenthaltsort der Geiseln geliefert. Eine vierte wird noch gesucht.

Mendieta hatte im November 1998, als die Farc im November 1998 die abgelegene Provinzhauptstadt Mitú angriffen, als Oberstleutnant das Kommando über die Polizeikräfte. Letztes Jahr beförderte man ihn in der Gefangenschaft zum General. Damit war er der ranghöchste Uniformierte in der Gewalt der Farc. Neben rund 70 zivilen Geiseln halten die Farc immer noch 19 Polizisten und Soldaten gefangen, die sie gegen inhaftierte Guerilleros austauschen wollen. Die kolumbianische Regierung lehnt dies ab und akzeptiert nur Geiselfreilassungen.

Für Präsident Álvaro Uribe und seinen angehenden Nachfolger, den früheren Verteidigungsminister Juan Manuel Santos, der am Sonntag auf einen Sieg in der Stichwahl zusteuert, kommt die Rettungsaktion wie gerufen. „Menschenrechte können nicht dafür herhalten, um die Sicherheitskräfte zu missbrauchen“, wetterte Uribe, nachdem ein früherer Offizier zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde. Der Mann war des „Verschwindenlassens“ von elf Zivilisten nach der Rückeroberung des Justizpalastes 1985 für schuldig befunden worden – das Urteil ist nach Ansicht rechter Militärs ein Akt „juristischer und politischer Kriegsführung“ vonseiten des „nationalen und internationalen Terrorismus“. GERHARD DILGER