Geldpolitik der US-Zentralbank: Ende des Krisenmodus

Die US-Notenbank Fed hat entschieden, das Tempo ihrer Wertpapierkäufe zu drosseln. Das markiert eine geldpolitische Trendwende nach der Pandemie.

Der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell erscheint auf einem Fernsehbildschirm auf dem Parkett der New Yorker Börse

Die Währungshüter wollen das Tempo der Wertpapierkäufe drosseln Foto: Richard Drew/dpa

BERLIN rtr | Die US-Notenbank Fed bereitet mit einem allmählichen Entzug der Konjunkturspritzen den Boden für eine Zinserhöhung im kommenden Jahr. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell entschieden, das Tempo ihrer Wertpapierkäufe zu drosseln.

Das Volumen von derzeit monatlich 120 Milliarden Dollar soll ab Mitte November um 15 Milliarden Dollar sinken. Sie steuern jedoch diesen als Tapering bekannten Sinkflug. Die Fed behält sich je nach Wirtschaftlage vor, das Tempo zu erhöhen oder zu verringern. Die US-Aktienmärkte reagierten mit einem Kursfeuerwerk. An der Wall Street stiegen der breit gefasste S&P 500, der Nasdaq und der Dow Jones auf Rekordstände.

Das allmähliche Zudrehen des Geldhahns markiert zugleich eine geldpolitische Trendwende, nachdem die Notenbank ab März 2020 im Kampf gegen die Pandemiekrise die Geldschleusen sperrangelweit geöffnet hatte. Das Ende der Zukäufe, das Mitte nächsten Jahres erreicht sein könnte, gilt zugleich als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Derzeit liegt der Leitzins in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Doch dem Ende des Taperings könnte bereits im Juli 2022 eine geldpolitische Straffung folgen.

EZB will sich Zeit lassen

Der Fed zuvorkommen dürfte jedoch die britische Notenbank, die Marktspekulationen zufolge bereits am Donnerstag den Leitzins von derzeit 0,1 Prozent anheben könnte. Die EZB will sich hingegen mit einem solchen Schritt noch länger Zeit lassen: Präsidentin Christine Lagarde erklärte, derzeit sei nicht mit einer Zinserhöhung im kommenden Jahr zu rechnen.

„Es ist nicht verwunderlich, dass die Fed lange vor der EZB mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnt“, sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. Die konjunkturelle Erholung der USA sei weiter fortgeschritten, außerdem sei die Fiskalpolitik noch expansiver als in Europa. Die US-Währungshüter hatten bereits im September signalisiert, dass sie 2022 eine Erhöhung ins Auge fassen könnten.

Powell sagte, es liege im Bereich des Möglichen, dass nach den massiven Jobverlusten in der Pandemie bereits Mitte nächsten Jahres wieder Vollbeschäftigung erreicht sei. Die Fed erwarte zudem im laufenden Jahr ein starkes Wirtschaftswachstum.

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