: Geld zurück – aber nicht an Scholz
Hapag-Lloyd zahlt erstmals Dividende
Von Sven-Michael Veit
Gutes Timing sieht anders aus. Kaum ist Ex-bürgermeister Olaf Scholz nach sieben Amtsjahren gen Berlin aufgestiegen, zahlt die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd erstmals Dividende. Am Mittwochnachmittag, zeitgleich mit der Kür des bisherigen Finanzsenators Peter Tschentscher zum Scholz-Nachfolger, gab Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen auf der Jahresbilanz-Pressekonferenz an der Binnenalster – und in Sichtweite des Rathauses – bekannt, eine Rendite ausschütten zu wollen, die das Unternehmen sich so recht gar nicht leisten kann.
57 Cent Dividende je Aktie will Hapag-Lloyd ausschütten, insgesamt rund 100 Millionen Euro. Verdient hat die Reederei jedoch nur 32 Millionen Euro, sodass die Dividende zum Teil aus der Substanz gezahlt werden muss. Man wolle den Eigentümern zeigen, dass man ihre Unterstützung in den vergangenen Jahren schätze, sagte Habben Jansen. Hamburg mit seinem Anteil von 13,9 Prozent kann sich somit auf eine Überweisung von etwa 14 Millionen freuen.
Und das ist ein rein politischer Preis, wie Habben Jansen indirekt einräumte. Bereits auf seiner allerersten Bilanz-Pressekonferenz als neuer Vorstandschef im März 2015 hatte der Niederländer versichert, die Rückzahlung der städtischen Milliarden sei „Ehrensache“. Schon ab 2016 „wollen wir schwarze Zahlen schreiben und dann auch Dividenden zahlen“. Das dauerte dann ein bisschen länger.
„We want our money back“, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) 2012 angekündigt, als die Stadt unter seiner SPD-Alleinregierung ihre Anteile an dem kriselnden Unternehmen am Ballindamm aufstockte. 1,145 Milliarden Euro hat der Stadtstaat in die viertgrößte Frachtreederei der Welt gepumpt, weil sie als unverzichtbar für die Hanse- und Hafenstadt galt. Allein die jährlichen Zinszahlungen für die Kredite haben eine dreistelligen Millionensumme erreicht – aber an eine Rückzahlung war bislang nicht zu denken.
Nun entwarf Habben Jansen ein positives Zukunftsbild. Die globale Schifffahrtskrise sei nun aber wirklich bald vorbei, der weltweite Markt für Containertransporte werde in nächster Zeit um rund fünf Prozent jährlich wachsen, und damit auch Umsätze und Gewinne von Hapag-Lloyd.
Die erste Anzahlung von der Rückzahlung streicht nun der neue Bürgermeister Tschentscher ein. Und kann sich auf die Zukunft freuen. Wenn die Reederei auch fürderhin in diesem Umfang und Tempo ihre Verpflichtungen abstottert, bekommt Hamburg sein Geld tatsächlich zurück – in 83 Jahren zur Jahrhundertwende.
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