Geld für Wald klappt nicht: Norwegen holzt Regenwald ab
Wälder sollen 27 Prozent des vom Menschen verursachten CO2 speichern. Norwegens rot-grüne Regierung wollte deshalb eigentlich den Regenwald schützen. Eigentlich.
![](https://taz.de/picture/258227/14/stoltenberg_0718.jpg)
STOCKHOLM taz | Die Wälder der Erde sind der beste Garant gegen den Klimawandel. Laut einer jetzt im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie speichern sie jährlich rund 27 Prozent des von Menschen verursachten CO2.
Bisher galten die Ozeane als wirksamer, die 26 Prozent aufnehmen. Um so wichtiger wäre der Schutz besonders von Tropenwäldern. Doch der kommt kaum voran.
Als vorbildlich galt bislang der Einsatz Norwegens. Die dortige rot-grüne Regierung hatte den Regenwaldschutz ganz oben auf ihre umweltpolitische Agenda gesetzt. 2007 bei der Klimakonferenz in Bali versprach Ministerpräsident Jens Stoltenberg, das Land werde zwischen 2008 und 2012 jährlich 3 Milliarden Kronen, circa 400 Millionen Euro, als Ausgleich an Länder zahlen, die auf eine Abholzung von Regenwaldflächen verzichten. Eine Zusammenarbeit mit drei Staaten sollte Priorität haben: Brasilien, Indonesien und Guyana. Doch nach einer jetzt veröffentlichen Übersicht werden 90 Prozent der Gelder nicht genutzt.
Guyana sollte 1,5 Milliarden Kronen erhalten
Guyana sollte bis 2015 1,5 Milliarden Kronen erhalten, allerdings konnte man sich bislang nicht einmal darauf einigen, nach welchen Prinzipien langfristigen Schutzprojekte anerkannt werden. Umweltschutzorganisation kritisieren zudem mangelnde Überwachung: Norwegen verlasse sich einfach auf die Aussagen der Behörden Guyanas - die Interessen der Ureinwohner des Landes würden überhaupt nicht berücksichtigt.
Ähnliche Hindernisse gibt es für die Auszahlung der Gelder an Brasilien und Indonesien, für die jeweils bis 2015 und 2013 sechs Milliarden Kronen bereitstehen. So verkündete zwar Jakarta im Mai ein Waldrodungsmoratorium, doch zu dem gibt es in Oslo so viele Fragezeichen, dass man erst mehr Informationen haben will. "Von einem wirklichen Regenwaldschutz kann da keine Rede sein", sagt Lars Løvold vom norwegischen Regenwaldfonds. Im Gegenteil würden in Brasilien sogar mehr Abholzung drohen.
Auch wird zunehmend die Janusköpfigkeit Norwegens kritisiert. Das Land will Milliarden in den Regenwaldschutz stecken, investierte aber gleichzeitig fast das fünffache in Geschäfte zu deren Zerstörung: Staatliche Pensionsfonds bunkern Milliarden überschüssiger Ölgelder für spätere Generationen und investieren in Gesellschaften, die mit teilweise ungesetzlicher Abholzung dieser Wälder Profit machen. "Damit untergräbt man auch noch selbst die positiven Effekte der eigenen Politik zum Regenwaldschutz", kritisiert Løvold.
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