Geiselkrise in Kolumbien: Hugo Chávez: "Uribe redet wie Bush"
Nach dem Ende der Versuche, Farc-Rebellen und Regierung an einen Tisch zu bringen, wettern die Präsidenten Venezuelas und Kolumbiens gegeneinander.
BOGOTÁ taz Zwischen den Nachbarländern Venezuela und Kolumbien hängt der Haussegen so schief wie lange nicht mehr. "Ich will die Beziehungen nicht abbrechen, aber wir sind auf alles vorbereitet", sagte Hugo Chávez am Sonntag im Fernsehen. "Die Krise ist durch Präsident Uribe und seine Lügen ausgelöst worden. Uribes Maske ist gefallen - jetzt redet er wie Bush." Zuvor hatten sich beide Staatschefs heftige Wortgefechte geliefert.
Nachdem Uribe am Mittwoch abrupt die dreimonatige Vermittlungsmission seines venezolanischen Kollegen für einen möglichen Gefangenenaustausch mit der Farc-Guerilla vorzeitig beendet hatte, waren die Reaktionen aus Caracas noch abwartend. Chávez "bedauerte" die Entscheidung und stellte sich weiterhin "zur Verfügung". Doch am Samstag zerschlug Uribe durch eine 18-Punkte-Erklärung jegliche Hoffnung, die Friedensmission könne doch noch fortgesetzt werden. Die scharfen Angriffe auf die Farc, die "das größte Interesse" daran hätten, "Risse und Antagonismen zwischen Kolumbien und Venzuela zu schaffen", gipfelten in dem Fazit: "Wir dürfen dem Terrorismus nicht in die Falle gehen."
Damit war Chávez Geduld zu Ende. "Ich erkläre der Welt, dass ich die Beziehungen zu Kolumbien in eine Tiefkühltruhe lege, weil ich das Vertrauen zur kolumbianischen Regierung völlig verloren habe", sagte er am Sonntag in der Nähe der Küstenstadt Maracaibo. Uribe warf er "Lüge, Zynismus und fehlende Achtung" vor. Kolumbien verdiene einen "besseren, einen würdigen Präsidenten", sagte Chávez. Unter einem fadenscheinigen Vorwand habe Uribe die Vermittlungsbemühungen gestoppt, die auf einem guten Weg gewesen seien. "Er wird von den Gringos, der Oligarchie, den Militärs stark unter Druck gesetzt", stichelte Chávez. "Hoffentlich lässt Uribe nicht zu, dass Kolumbien gegen Venezuela benutzt wird."
Die Antwort folgte postwendend. In der Karibikprovinz Bolívar sagte Uribe, Chávez sei weniger an einer Lösung in der Geiselfrage interessiert gewesen als daran, in Kolumbien "eine Regierung mit Einfluss des Terrorismus" zu installieren. Offenbar ginge es ihm nicht um Frieden in Kolumbien, sondern um "expansionistische Projekte" und "darum, dass Kolumbien das Opfer einer terroristischen Farc-Regierung wird", sagte Uribe. Im Rahmen ihrer eng mit Chávez abgestimmten Vermittlungen hatte die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba in den USA mit einem inhaftierten Guerillero über politische Wege aus dem Krieg und eine "Übergangsregierung" in Kolumbien geredet.
Anschließend rechnete Uribe mit Chávez aktiver Regionaldiplomatie ab: "Man darf den Kontinent nicht in Brand setzen, von Imperialismus reden, wo Sie doch selbst ein Imperium aufbauen wollen", rief er.
In Bogotá eröffnete der Oberste Gerichtshof ein Verfahren wegen Landesverrats gegen Piedad Córdoba. Und Unternehmer beiderseits der Grenze befürchten bereits Einbußen beim Handel, der in den letzten Jahren floriert hatte wie schon lange nicht mehr.
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