■ Soundcheck II: Gehört: Megadeth
Gehört: Megadeth. So klingt Metal, der nur den Metal kennt. Darauf hatten sich Megadeth und ihre gut 900 Fans in der Markthalle von vornherein geeinigt. Metal, live vom Bühnensofa und als Antwort ein qualitatives Abnicken der vertrauten Songs statt euphorischer Headbangerei. Bei Megadeth ging diese amerikanische Lifestyle-Fassung in Ordnung. Aber nur, weil das reife Quartett von Anfang an dabei war und Kopf Dave Mustain immerhin zur Gründungsriege von Metallica gehörte.
Ihr neues Album haben Mustain und seine Musik-Könner zwar bedeutungsvoll Cryptic Writings genannt, aber unzugänglich klangen ihre Interpretationen des härtesten aller Rock-Genres nun wirklich nicht. Kein Zappen in benachbarte Sound-Kammern, kein phonetischer Wutausbruch, nicht einmal die sonst so beliebten Coverversionen schmückten den eher geruhsamen Abend. Die Welt von Megadeth pflegt die Kultur des gesetzten Metal-Amüsements. Meister Mustain, diesem ewig-knatschigen Anti-Entertainer, wird es recht sein, wenn die Nachwelt ihn als museale Größe und nicht als Erweiterer in Erinnerung halten wird. Das ist weniger anstrengend.
Berit Windisch
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