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Geheimdienste in RumänienElogen auf einen Verbrecher

Der letzte Chef der Securitate, Iulian Vlad, ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Manche Medien feiern ihn als einen wahrhaftigen Patrioten.

Iulian Vlad bei einer Buchpräsentation im Jahre 2012 Screenshot: YouTube

Berlin taz | Der letzte Chef der gefürchteten rumänischen Geheimpolizei Securitate, Iulian Vlad, ist am Samstag im Alter von 86 Jahren in Bukarest gestorben. Der Tod von Generaloberst Vlad, der von 1987 bis zum Untergang der nationalkommunistischen Ceauşescudiktatur 1989 an der Spitze der Securitate stand, löste in Bukarester Medien eine Flut schnulziger Würdigungen aus.

In zahlreichen Nachrufen, die bereits kurz nach seinem Tod in den einflussreichen nationalistischen Tageszeitungen Evenimentul Zilei und Cotidianul erschienen, wurde der frühere Geheimdienstchef als großer rumänischer Patriot dargestellt. Er habe während des Volksaufstands von im Dezember 1989 Rumänien davor bewahrt, in einen Bürgerkrieg zu schlittern.

Und im Ton verschwörungstheoretischer Überlegungen heißt es weiter: Er sei es gewesen, der einen Einmarsch sowjetischer und ungarischer Truppen verhindert und die von langer Hand geplante Zerstückelung seines Vaterlandes abgewendet habe.

Der frühere Kanzleichef von Vlad, der pensionierte Brigadegeneral der Securitate Aurel Rogojan, hob in seinen schwelgenden Nachrufen den heldenhaften Mut und die professionelle Diskretion seines Vorgesetzten hervor, der von anti-rumänischen Vaterlandsverrätern 1990 unschuldig zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt wurde.

Antisemitisch und anti-ungarisch

Seine Ausführungen untermauert Rogojan mit Auszügen aus Interviews mit Vlad und Zitaten aus dessen Memoiren, die demnächst als Buch erscheinen sollen.

Bezeichnend für die Geisteshaltung des verstorbenen Geheimdienstchefs sind etliche antisemitisch und anti-ungarisch grundierte Zitate, in denen er von der jüdisch dominierten kommunistischen Partei spricht und dem von fremdstämmigen Offizieren durchsetzten Securitateapparat, der erst nach der Überwindung des Stalinismus unter Ceauşescu in den Dienst des rumänischen Volkes gestellt werden konnte.

Über den persönliche Beteiligung Vlads in den 1980er Jahren an der Unterdrückung streikender Arbeiter in Braşov/Kronstadt, am Terror gegen rumänien-ungarische Regimekritiker und an der Ermordung des Dissidenten Gheorghe Ursu im Bukarester Securitategefängnis verliert Rogojan kein Wort.

Im Gegenteil: Vlad wird als ein Geheimdienstprofi beschrieben, der im Sinne urväterlicher rumänischer Werte handelte, Gewalt ablehnte und nur das Wohl seiner Nation vor Augen hatte.

Strafanzeige gegen Vlad

Andrei Ursu, der Sohn des ermordeten Dissidenten Gheorghe Ursu ist anderer Meinung. Er besitzt auch einschlägige Beweise, die Vlad belasten. Im März stellte er Strafanzeige gegen Vlad, dem er vorwarf, am gewaltsamen Ende seines 1985 zu Tode geprügelten Vaters mitschuldig zu sein. Einige Dokumente aus dem Securitatarchiv, die Vlads Beihilfe zum Mord an Ursu belegen, sind im Internet einsehbar.

Die politische Karriere des 1931 in einem südrumänischen Dorf geborenen Iulian Vlad begann mit seinem Beitritt zur kommunistischen Partei 1946. Als Gymnasiast und später als Student des Pädagogischen Instituts in Bukarest betätigte er sich als Aktivist des Jugendverbandes.

1952 absolvierte er die Offiziersschule für angehende Securitateleute. Im gleichen Jahr wurde er Leutnant im Securitateapparat. Danach war er in der Lehranstalt für Geheimdienstoffiziere tätig, die er von 1974 bis 1977 leitete.

Vor seiner Ernennung zum Geheimdienstchef 1987, war er 10 Jahre lang Staatssekretär im Innenministerium, dann drei Jahre lang stellvertretender Innenminister.

Begnadigung nach vier Jahren

Ende Dezember 1989 wurde er verhaftet und wegen seiner Beteiligung an der Repression der Revolution verurteilt, aber bereits nach vier Jahren begnadigt.

In den letzten Jahren trat Iulian Vlad immer wieder bei öffentlichen Veranstaltungen ehemaliger Securitateoffiziere auf und versuchte den Geheimdienst und seine Rolle innerhalb der politischen Polizei zu verharmlosen.

Beifall und Unterstützung erhielt er seitens zahlreicher nationalistischer Organisationen und Medienmacher. Und natürlich von seinen Kameraden.

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