Gegner über Olympia-Bewerbung: "Was bleibt nach 18 Tagen?"
Ludwig Hartmann von der Initiative Nolympia hält die Idee von Olympia in München für gescheitert. Die Macher hätten keinen Draht zur Bevölkerung und den Gegnern gefunden.
taz: Herr Hartmann, ist die Münchener Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 gescheitert?
Ludwig Hartmann: Sie ist zumindest auf dem besten Wege, in den nächsten Wochen endgültig zu scheitern. Aber jeden Tag, den sie aufrechterhalten wird, schadet dem Frieden in der Region. Die Gräben werden immer größer. Man muss die Bewerbung so schnell wie möglich stoppen, möglichst noch bevor demnächst Steuergelder in dieses aussichtslose Unternehmen gepumpt werden.
Zuletzt versuchte die Bewerbungsgesellchaft das Ruder noch einmal herumzureißen, indem man "18 Irrtümer über die Olympia-Bewerbung" verschickte. Nur das letzte Zucken einer Leiche?
Das ist vor allem ein Versuch, doch noch Oberwasser zu kriegen und Transparenz zu suggerieren. Aber Fakt ist, dass das Mini Bid Book [die erste Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee] immer noch nicht übersetzt ist, sondern nur auf Englisch und Französisch vorliegt. Fakt ist, dass viele wichtige Planungen überhaupt noch nicht vorliegen. Vor allem aber wird auch mit dieser Initiative wieder nicht die zentrale Frage beantwortet, die wir seit Monaten stellen.
ist 32 Jahre alt, sitzt für die Grünen im bayerischen Landtag und ist Mitbegründer der Initiative Nolympia gegen die Münchener Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018.
Welche wäre das?
Was ist der Mehrwert für die Region München und Garmisch-Partenkirchen. Das ist die Frage, die sich in Garmisch-Partenkirchen alle stellen. Aber darauf hat die Bewerbungsgesellchaft keine Antwort. Die erzählt nur: Die Jugend der Welt trifft sich bei uns, solche Klischees. Ich habe überhaupt nichts gegen Großveranstaltungen, aber was ist nach den 18 Tagen Olympia? Was bleibt? Das wollen die Leute im Ort wissen.
Bernhard Schwank, der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, wirft Ihnen "falsche Behauptungen" vor, also im Klartext: Die Olympia-Gegner würden Lügen verbreiten.
Das ist ein harter Vorwurf. Vor allem, wenn man sieht, wie intensiv und detalliert wir uns mit der Bewerbung befasst haben.
Sie wären nicht gesprächsbereit, heißt es.
Ich habe bereits im Herbst 2008 die ersten Gespräche mit Michael Vesper [Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB und Aufsichtsratsvorsitzender der Bewerbungsgesellschaft] geführt. Aber wenn man ein Jahr lang nicht weiter kommt, dann bricht man diese Gespräche eben ab.
Wie ist denn Ihr Verhältnis zum Parteifreund Vesper heute?
Wir grüßen uns, wenn wir uns sehen, wir sprechen miteinander zu anderen Anlässen. Aber Michael Vesper hat ja kein politisches Amt mehr in der Partei inne. Er ist heute ein Sportfunktionär, der eben ein grünes Parteibuch hat.
War Willy Bogner als Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft ein Glücksfall für die Initiative Nolympia?
Er hat uns auf jeden Fall unfreiwillig immer wieder Gefallen getan. Nach jedem seiner Auftritte ist die Zustimmung für uns nach oben gegangen.
Warum können die Bauern ihn nicht leiden?
Dieses angeblich weltmännische Auftreten von Herrn Bogner, das kommt in der Region gar nicht gut an. Bogner hat in Vancouver für die Bewerbung geworben, aber hier vor Ort hat er sich nicht blicken lassen. Er spricht die Sprache der Landwirte nicht.
Hat Bogner die bayerische Seele nicht verstanden?
So kann man das sagen. Ich habe schon früher gesagt: Die Olympia-Bewerbung hat zwei große Gegner. Uns, die Initiative Nolympia, und die Bewerbungsgesellschaft selber. Die waren, so wie sie in Garmisch-Partenkirchen aufgetreten sind, selbst ihr größter Feind. Die haben niemals verstanden, dass so ein Ort erst einmal an seine eigene Zukunft denken muss. Die haben nie ehrlich gesagt, wo der Mehrwert sein soll für die Region. Die haben immer nur gesagt: Olympia ist toll. Da haben sich die Landwirte verarscht gefühlt.
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