■ Mit ostdeutschen Bauern auf du und du: Gegen rote Junker
Leipzig (AP) – Der Zusammenbruch der DDR hat etwa zwei Drittel der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze in Ostdeutschland vernichtet. Um den Rest streiten sich Bauern und ehemalige Funktionäre der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften noch immer. Am Wochenende hat der Deutsche Landbund zu einer Demonstration aufgerufen. Der Verband hatte sich nach der Wende gegründet, um die Interessen privater Kleinbauern besser zu vertreten, als das im Deutschen Bauernverband möglich schien.
Etwa 500 Landwirte haben sich am Samstag in Markkleeberg bei Leipzig versammelt und „Chancengleichheit“ für ihre Familienbetriebe gefordert. Fünfzig Jahre nach der Enteignung durch SED und sowjetische Militärbehörden fühlen sie sich abermals betrogen.
Tatsächlich verwaltet das Bundesfinanzministerium heute noch etwa 1,4 Millionen Hektar enteignetes Bodenreformland, das nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes vorzugsweise an die landwirtschaftlichen Agrargenossenschaften – die Nachfolger der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften – veräußert werden soll. „Dieses Land darf nicht an die roten Junker verscherbelt werden“, schimpft Landbund- Präsident Gerd Winzer. Nach seiner Rechnung haben die Enteigneten nur sechs Prozent ihres ehemaligen Bodens pachten können. Bei den Wiedereinrichtern liege diese Zahl bei 20 Prozent. Dagegen seien die LPG- Nachfolger mit 60 Prozent „vorzüglich behandelt worden“.
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