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Gegen Abzulehnendes

Politischer Elektro? Protestsong? Nötiger denn je: Das Rumpelpunk-Trackwriting-Trio „Knarf Rellöm Ism“ ist am Wochenende im Schanzenpark zu Gast

Dass der Protestsong in seiner parolenhaften Plakativität ein Holzweg sein könnte, geht es um das politische Wirksamwerden von (Pop-) Musik, darauf wiesen prominente Popdiskursverwalter (wie der Autor und Freiwillige Selbstkontrolle-Musiker Thomas Meinecke) hin. Wenngleich solche These in der richtigen Verkürzung gut und gerne auch eine ist,mit der mancher Akteur seine eigene (vermeintliche) Unpolitischwerdung gewissermaßen entschuldigen zu können glaubt.

Knarf Rellöm, Sänger und Namensgeber des Ism, mag sich in der Vergangenheit in die Tradition des Protestsongs eingemeindet vorgefunden haben, wider Willen. Er war in den frühen 90er Jahren bei Huah!, und die haben nicht nur eines ihrer Alben Scheiß Kapitalismus genannt; für ihre Rolle als Wegbereiter eines unpeinlichen deutschsprachigen Popformats finden sich bis heute flammende Fürsprecher.

Mindestens genauso gut ist aber, was Rellöm danach gemacht hat; ein um Jahre verzögertes Solo-Debüt trägt mit Bitte vor R.E.M. einordnen nicht nur einen der besten (deutschen) Albumtitel überhaupt, sondern korrespondierte darin auch mit dem erklärten Ziel Rellöms: Durch ständiges Umbenennen – seinem Namen stellte er wechselnde Vokabeln wie „Atlantik“, „Kommando“ oder auch „Ladies Love“ voran – beabsichtigte er immerhin, mittelfristig die Plattenindustrie in Verwirrung zu stürzen.

Einer der letzten Schritte im Projekt war das Formieren einer neuen Band, eben Ism. Rellöm gibt dort wie eh und je den Entertainer, Viktor Marek (sonst hauptsächlich bei 8doogymoto) lässt dazu die Maschinen heulen, und der Jazzschlagzeuger Heinrich Köbberling spielt zwischen niederen Instinkten und vertrackten Punktierungen. Das Album von Knarf Rellöm Ism trug vor gut drei Jahren den ebenfalls wohlgewählten Titel Fehler is King, und da liegt bei dem Ganzen der Hund auch begraben: Fehler und Brüche und Regelverstöße machen auf dem laut dieser Zeitung „Antipoden“ zu Blumfelds polarisierendem Album Old Nobody vielleicht noch mehr Brisanz aus als die fulminanten Texte gegen allerlei Abzulehnendes.

„Sprich fremde Sprachen im eigenen Land“ – Ein schmuckes Zitat der (soeben wiedervereinigten) Fehlfarben am Revers, bitten Knarf Rellöm Ism jetzt ins behagliche Ambiente des Zelttheaters im Schanzenpark, um die unübersichtliche Zeiten zu beschallen mit Elektrogeboller und Punkhabitus, Ironie im besten Sinne und mitreißender Agitation. Alexander Diehl

mit Erobique und DJ Patex: Sonnabend, 20 Uhr, Zelttheater im Schanzenpark

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