Gefangenenaustausch in Israel: Soldat Schalit freigelassen
Der Israeli Gilad Shalit ist am Dienstag am Grenzübergang Rafah freigelassen worden. Bis kurz vorher verhandelt der Oberste Gerichtshof noch über Einsprüche der Opfer.
BERLIN taz/afp | Am Dienstag ist der israelische Soldat Gilad Schalit, der seit fast fünfeinhalb Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten wurde, freigelassen. Zuerst traf er in Ägypten ein, wie Sprecher der Hamas und der israelischen Armee bestätigten, danach wurde er in seine Heimat ausgeflogen.
Noch am selben Tag sollen im Gegenzug 477 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß gesetzt werden. Der Ablauf ist bis ins Detail festgelegt. Gleich nach der Übergabe des Soldaten wollte Israel zuerst eine Gruppe von 27 palästinensischen Frauen freilassen.
Auf dem Militärstützpunkt Tel Nof in Zentralisrael wird Schalit von seinen Eltern sowie Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak in Empfang genommen.
Nach einer ärztlichen Untersuchung soll Schalit dann mit seiner Familie in Begleitung der politischen Führung zum Heimatort Mizpe Hila in Galiläa geflogen werden. Laut einer Umfrage befürworten rund 79 Prozent der Israelis den Tausch von insgesamt 1.027 Palästinensern gegen Schalit.
Sobald Schalit in Israel ist, sollen weitere 450 palästinensische Gefangenen freikommen. Etwa 200 werden aber nicht in ihre Heimatorte zurückkehren dürfen, sondern ins Exil gehen müssen. Rund 160, die aus dem Westjordanland stammen, können sich im Gazastreifen niederlassen. 40 weitere sollen ins Ausland gebracht werden.
Nach Angaben der Hamas haben sich die Türkei, Syrien und Katar bereit erklärt, diese Personen aufzunehmen.
Im Gazastreifen wie im Westjordanland bereiteten die Familien sich auf den Empfang ihrer Angehörigen vor, die bis zu 20 Jahren in israelischer Haft verbracht haben. In Gaza machten sich die Al-Kassam-Brigaden an eine eher untypische Beschäftigung, indem sie Fahnen aufhängten und politische Slogans malten wie "Hamas hat ein Versprechen gegeben und Hamas hat sein Versprechen gehalten".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos