Gefaketer CDU-Spot im Internet: Schadet oder nutzt es der Union?
Ein angeblicher CDU-Spot zur Abgeordnetenhauswahl irritiert im Internetportal youtube. Er überspitzt die Aussagender Union. Die Partei distanziert sich und kündigt rechtliche Schritte an.
"Wir machen Berlin zu dem, was es einmal war", kündigt eine junge, sehr entschlossen klingende Männerstimme an. Und erklärt zu Bildern von Moscheen, Bier trinkenden Obdachlosen oder vermüllten Parks auch gleich, wie das geht: mit einem verpflichtenden "Gemeinschaftsdienst" für "Hartz-IV-Bezieher" etwa, einem klaren Ja zu "Gewinnmaximierung" und Privatisierungen oder einem Numerus Clausus für Gymnasien. Und auch "das Migrationsproblem" muss, damit Berlin wieder zu einem "Elitestandort" wird, "hart und effizient angegangen werden": keine Einwanderer mehr aus "fremden Kulturkreisen wie der Türkei".
Als CDU-Werbespot kommt das Video auf YouTube daher, ziemlich professionell und überzeugend gemacht. Und hat damit in der taz-Redaktion zunächst für ebenso viel Aufregung gesorgt wie in den Kommentaren auf YouTube: Als "scheiß Faschisten" und "Drecks-Nazis" werden da die Macher des Spots, der seit Freitag online ist, bezeichnet, "das könnte von der NPD sein", schreibt einer.
Spätere Kommentatoren werden allerdings - wie auch wir in der Redaktion - nachdenklicher: Kleinigkeiten wie die Verwendung des politisch korrekten Begriffs "Hartz-IV-Bezieher" statt "Empfänger" wecken den Verdacht, dass vielleicht doch nicht die CDU Urheberin des Videos ist.
Andererseits: Wenn die Wahlprognosen für die SPD wieder steigen, nachdem Rechtsausleger Thilo Sarrazin nicht ausgeschlossen wurde, warum sollte nicht die CDU auch in dem braunen Tümpel fischen gehen? "Wirklich schön gemachter Spot. Den im Werbefernsehen platziert und die CDU gewinnt", schreibt ein Internet-User.
Die CDU will mit dem Video aber nichts zu tun haben: Ein "verleumderisches Fake" sei das, heißt es aus der Landeszentrale der Partei. Man habe bei YouTube die Löschung beantragt und prüfe juristische Schritte gegen die Urheber.
Redaktioneller Nachtrag, Stand 31.5.11, 12.50 Uhr: Das Video ist auf youtube mittlerweile gesperrt.
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