Gefahr für kulinarische Spezialität: Plattwurm frisst Weinbergschnecke
Invasion aus Neuguinea: Der Platydemus manokwari wurde erstmals in Frankreich entdeckt. Laut Experten soll er aber nicht nur das Lieblings-Weichtier der Franzosen bedrohen.
PARIS afp | Ein gefräßiger Wurm, der aus Neuguinea nach Europa gelangt ist, bedroht eine der bekanntesten kulinarischen Spezialitäten Frankreichs – Weinbergschnecken. Der rund fünf Zentimeter lange und fünf Millimeter breite Neuguinea-Plattwurm (Platydemus manokwari) habe es auf alle Arten von Schnecken abgesehen, warnten Wissenschaftler in einem am Dienstag in der Internet-Fachzeitschrift PeerJ veröffentlichten Beitrag. Demnach steht der flache Wurm aus Asien, der eine olivschwarze Ober- und eine helle Unterseite hat, bereits auf der Liste der hundert weltweit gefährlichsten Eindringlinge.
Gesichtet wurde der Schädling in Frankreich erstmals im Botanischen Garten der normannischen Stadt Caen, dessen Mitarbeiter Alarm schlugen. DNA-Tests hätten ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt, berichteten französische Wissenschaftler in dem Beitrag für PeerJ: Der bereits in mehr als 15 Ländern im Pazifikraum verbreitete Neuguinea-Plattwurm ist nun auch in Europa angekommen.
Der Wurm sei ein besonders gefährlicher Eindringling, betont Jean-Lou Justine vom französischen Nationalmuseum für Naturkunde. „Ich hoffe, wir können seinen Vormarsch rasch stoppen.“ Wenn dies nicht gelinge, könnten „alle Schnecken in Europa“ aussterben. „Das mag jetzt ironisch erscheinen, aber es sollte auf den Effekt hingewiesen werden, den das auf die französische Küche haben würde“, fügte der Wissenschaftler hinzu.
Den Experten zufolge klettert der Vielfraß Schnecken sogar auf Baumstämmen hinterher. Wenn er keine Schnecken mehr findet, begnügt er sich mit Regenwürmern. Der Wurm stammt ursprünglich aus einem rund 3000 Meter hohen Bergmassiv in Neuguinea, wo milde Temperaturen herrschen. Tests haben jedoch gezeigt, dass er Temperaturen bis zu zehn Grad Celsius aushält – damit hat er gute Überlebenschancen in europäischen Regionen mit gemäßigtem Klima, wo es besonders viele Schnecken gibt.
„Platydemus manokwari ist eine neue und bedeutende Gefahr für die Artenvielfalt in Frankreich und Europa“, schreibt PeerJ. Der Wurm bedrohe Hunderte von Schneckenarten, von denen einige bereits vom Aussterben bedroht seien und daher unter Artenschutz stünden. Daher müssten Maßnahmen zur Ausrottung oder zumindest zur Kontrolle des Wurms in Europa ins Auge gefasst werden.
Ein entfernter Verwandter des Wurms, der aus Neuseeland stammende Arthurdendyus triangulatus, hat dem Bericht zufolge bereits im Norden Großbritanniens erhebliche Schäden angerichtet: Er wird für den drastischen Rückgang bei Regenwürmern verantwortlich gemacht, die die Erde auflockern und damit die Qualität von Böden verbessern. Mehrere europäische Staaten haben bereits Maßnahmen beschlossen, um eine Verbreitung dieses Schädlings - etwa durch importierte Pflanzen - zu verhindern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!