Gedenktag für die Opfer des Holocaust: Höcke in Buchenwald unerwünscht
Der AfD-Politiker Björn Höcke beschwerte sich über das Holocaust-Gedenken in Deutschland. Am Gedenktag ist er nun im ehemaligen KZ Buchenwald nicht willkommen.
Bei Ort und Zeitpunkt des Gedenkens handele es sich um zentrale Bestandteile eines öffentlichen Erinnerns, das der AfD-Politiker bei seiner Rede am 17. Januar in Dresden als „dämliche Bewältigungspolitik“, die eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ erfordere, diffamiert habe, begründete die Stiftung diesen Schritt.
Bertrand Herz, Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos und selbst bis 1945 KZ-Häftling, betonte: „Die Überlebenden der Nazibarbarei und die Angehörigen der Ermordeten können nicht zulassen, dass die Bedeutung des Holocaust relativiert und das Andenken an die Opfer herabgewürdigt wird. Wir wehren uns gegen das Erscheinen von Verharmlosern beim Gedenken an der Stätte unseres Martyriums“, fügte der 86-jährige Franzose hinzu.
Nach seiner Rede in Dresden sei eine Teilnahme von Höcke an der Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald nicht akzeptabel, sagte Vize-Stiftungsdirektor Rikola-Gunnar Lüttgenau. Man schließe keine Menschen, sondern Haltungen aus, die dem Stiftungszweck – der Vermittlung der mit Buchenwald verbundenen Geschichte – zuwiderliefen. „An anderen Tagen als dem 27. Januar 2017 kann Herr Höcke daher gern privat die Gedenkstätte und ihre Ausstellungen besuchen, um sich über die verheerenden Folgen nationalistischer und völkischer Gesellschaftspolitik zu informieren“, fügte er hinzu.
Das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar wurde 1937 eingerichtet. Nach neuen Erkenntnissen waren im Lager bis zu seiner Befreiung am 11. April 1945 fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Mehr als 56.000 Menschen starben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Jedes Jahr werden in der KZ-Gedenkstätte etwa 500.000 Besucher gezählt.
AfD-Chefin Frauke Petry grenzte sich erneut von Höcke ab. Sie stellte in einem am Mittwochabend verschickten Schreiben an die Mitglieder fest: „Als Partei haben wir nach all diesen Auftritten dutzende Veranstaltungsorte, Unterstützer und Spender verloren, auch der AfD wohlgesonnene Verbände ziehen sich zurück, und die Verankerung in der Gesellschaft wird dadurch immer schwieriger.“
Höcke hatte mit seiner Rede vorige Woche heftige Reaktionen aufgelöst. Vor Anhängern der „Jungen Alternative Dresden“ sagte er unter anderem über das Berliner Holocaust-Mahnmal: „Die Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Die Äußerungen stießen insbesondere bei Holocaust-Überlebenden auf Entsetzen. Der AfD-Mann selbst sprach von einer missverständlichen Deutung seiner Worte und sieht sich als Opfer innerparteilicher Machtkämpfe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag