Gedenken an Tschernobyl: Blick zurück in die Katastrophe
Eine AKW-Ausstellung im Potsdamer Landtag erinnert an das Reaktorunglück vor 25 Jahren.
Menschen, die aus Angst vor Verstrahlung ihre Heimat verlassen; die ständige Sorge, in welche Richtung der Wind weht; Hamsterkäufe und Jodtabletten: Der drohende Super-GAU in Japan hat die Erinnerungen an die atomare Katastrophe in Tschernobyl wieder lebendig werden lassen. Und die Ausstellung "25 Jahre Tschernobyl. Menschen - Orte - Solidarität", die diese Woche im Brandenburger Landtag in Potsdam eröffnet wurde, liefert Bilder und Berichte dazu.
"Infolge der verheerenden Naturkatastrophe in Japan werden uns in diesen Tagen die Gefahren der Risikotechnologie Atomkraft gnadenlos ins Bewusstsein gerufen", sagte Landtagspräsident Gunter Fritsch bei der Eröffnung der Schau am Dienstag. Er fügte hinzu: "Wir müssen lernen, die Bilder zu ertragen, die uns die ganze Reichweite der Atomkraft vor Augen führen."
Es sind beeindruckende Fotos, die den Besuchern die verheerenden Folgen des Reaktorunglücks verdeutlichen. Sie zeigen verlassene Dörfer, verwaiste Kindergärten und Schulen, die gespenstische Atomsphäre der Geisterstadt Prypjat. Nicht nur die auf Jahrhunderte unbewohnbaren Orte stehen im Mittelpunkt, sondern auch die betroffenen Menschen: 50 Zeitzeugen berichten in Interviews und Tonbeiträgen, wie ihr Leben durch den Super-GAU am 26. April 1986 verändert wurde.
Etwa Mykola Vlasov. Zusammen mit Anatoli Ligun, einem weiteren Zeitzeugen, ist der 62-Jährige zur Eröffnung nach Potsdam gereist, um "Tschernobyl vor dem Vergessen zu bewahren" und von seinen Erlebnissen als "Liquidator" zu berichten. Als "Liquidatoren" bezeichnet man die schätzungsweise 800.000 Menschen, die wie Vlasov und Ligun die Folgen der Reaktorexplosion in Tschernobyl beseitigten: Sie bauten den Sarkophag um den Reaktor, evakuierten die Sperrzone und leisteten technische Katastrophenhilfe. Als "vergessene Helden Europas" werden sie in der Ausstellung bezeichnet. Denn obwohl viele Liquidatoren unter Nervenkrankheiten, Kreislaufstörungen und Müdigkeit leiden, werden diese bis heute nicht offiziell als Folgen ihres Einsatzes anerkannt.
"Tschernobyl zeigt, dass Atomenergie keine Energie der Zukunft ist. Wir müssen die Erinnerung daran für eine gemeinsame Zukunft nutzen und endlich umdenken", sagte Ludwig Brügmann vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB). Über ein Jahr hatte man im IBB an der Wanderausstellung gearbeitet, die in 40 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen sein wird.
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