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Gedenken an Hanau in BerlinIm Scheinwerferlicht

Antifaschistische Kampagne beleuchtet AfD-, Springer-, und Polizei-Fassaden. Der Vorwurf: Mitschuld an rechter Gewalt.

Projektion von NIKA auf die Fassade der Bundesgeschäftsstelle der AfD in Berlin Foto: Christian Mang

Berlin taz | Hanau: Seine Waffe – Eure Munition“ erstrahlt in Großbuchstaben auf der unauffälligen Bürofassade in der Schillstraße. Nur der leichte Blauschimmer einer Neonreklame deutet darauf hin, dass die AfD in der sechsten Etage ihre Zentrale hat.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht an diesem Donnerstagabend eine Gruppe von Ak­ti­vis­t:in­nen mit Generator und Beamer. Sie sind hier, um der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau zu gedenken: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu.

Gleichzeitig geht es ihnen darum, Bewusstsein für ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Rechtsterrorismus zunimmt. Die Aktivistin Karolina Gabor von Nationalismus ist keine Alternative Berlin (Nika) begründet das so: „Es war die Waffe des Täters, doch die Munition lieferten viele andere.“ Welche Akteure damit gemeint sind, zeigt sich an den drei Fassaden, die an diesem Abend bestrahlt werden: die AfD, der Springer-Verlag und die Polizei.

Als „parlamentarischer Arm des Faschismus“ vergifte die AfD das gesellschaftliche Klima seit Jahren, betont die Aktivistin. Mit ihrer Rhetorik bereite die Partei den Boden für rechtsextremen Terrorismus. Auch die Berichterstattung bestimmter Medien verstärke die Ressentiments. Nach der AfD-Fassade richten die Ak­ti­vis­t:in­nen ihren Beamer auf das Axel-Springer-Hochhaus. Problematisch sei neben der Boulevardpresse insbesondere die Berichterstattung der Welt, in der regelmäßig Shisha-Bars zum Brennpunkt von Clan-Kriminalität stilisiert werden, heißt es.

Auf ihrer Website teilt Nika eine Audiospur mit Redebeiträgen von Angehörigen und Freun­d:in­nen der Ermordeten. Die ­Reden sollen bundesweite Verbreitung finden, um der Opfer des Anschlags vom 19. Februar zu gedenken.

Serpil Temiz Unvar, Mutter des Ermordeten Ferhat Unvar, mahnt darin: „Der Tod unserer Kinder muss das Ende rassistischer Angriffe sein und der Anfang von etwas Neuem: von einem Zusammenleben, in dem wir alle gleiche Rechte haben.“

Ihren Abschluss findet die Projektor-Aktion vor dem Landeskriminalamt am Platz der Luftbrücke. Durch wiederholte Razzien und einen überzogenen Fokus auf Clan-Strukturen habe die Polizei die Aufmerksamkeit auf Orte wie die Arena Bar in Hanau gerichtet. Lange erscheint der Nika-Schriftzug allerdings nicht an der Fassade des Landeskriminalamts. Als eine Polizistin Ausweise fordert, packen die Ak­ti­vis­t:in­nen ein und verabschieden sich in die Nacht.

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4 Kommentare

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  • "Als eine Polizistin Ausweise fordert [...]"

    Ermittelt jetzt nun der Staatschutz? Wegen unerlaubten Anleuchtens eines Gebäudes?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Der Hammer ist, dass einer der Getöteten versucht hat, mehrmals die Polizei anzurufen - es nahm aber niemand ab. Daraufhin hat er selbst die Verfolgung des Täters aufgenommen und wurde erschossen.

    Schon wieder ein Totalversagen der Behörden - wie auch im Fall Amri.



    Man sollte die Opfer von Hanau großzügigst entschädigen, wenigstens das!

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Stimmt, großzügiger Beistand wäre angemessen...jedoch, ....der Begriff Versagen ist oft noch zu kurz gegriffen. Schauen Sie im u.g. Link.



      Wer das einzig Gute tut, wird von den Offiziellen abgestraft, wie es Jan-Robert von Renesse ergangen ist, Zitat:



      "Der Streit mit der NRW-Justiz gipfelte in einem Disziplinarverfahren vor dem Dienstgericht in Düsseldorf. Der damalige Nordrhein-Westfälische Justizminister Thomas Kutschaty von der SPD warf Renesse "Rufschädigung der Sozialgerichtsbarkeit" vor."



      Zitat Ende



      www.br.de/nachrich...ettorenten,QdKhJqe

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Polizei und Rettungsdienst zu erreichen ist immer so eine Sache. Das lokale Revier erreicht man oft nicht, man muss immer über 110 gehen auch wenn es eigentlich nicht nötig ist, Parkschaden oder sowas. auch beim Rettungsdienst muss man es oft ein paar probieren. Alles schon bei Unfällen getestet. Einmal dachte ich ich spinne: Erster Rettungsdienst ging nicht dran, der zweite (112) sagte lokal nicht zuständig (?) ich verbinde Sie an die für den Ort zuständige Station, dort ging aber niemand dran, erst der dritte Anruf beim ersten Dienst meldete sich und erklärte sich bereit zu kommen. Denen musste ich den Weg noch erklären. Weg erklären musste ich auch ein zweites Mal. Was ich sagen will: Unterbesetzung und schlechte Ausstattung sind einfach ein Problem. Es steckt kein böser Wille dahinter. Das muss sich aber ändern. Im o.g. Fall war ich Ersthelfer bei einer Kopfverletzung. Gut dass diese nicht ernst war und die Person nach kurzer Bewusstlosigkeit wieder wach und stabil war. Die 15(!) Minuten bis zum Eintreffen des Sanka am Rande einer Metropole (! Nicht in der Pampa!) hätten ganz anders ausgehen können. Im Fernsehen haben die Einsatzkräfte immer schon das Handy lokalisiert und so weiter. Dahin ist es noch ein langer Weg.