: Gebt euer Vermögen den Banken
betr.: „Alte sollten vorsorgen, nicht reisen“, Interview mit Elmar Alten, taz vom 30. 6. 05
Statt sich Gedanken zu machen, wie ein erneuerter Generationenvertrag aussehen könnte, stellt Herr Helten es als unumstößliche Tatsache (ein Naturgesetz?) dar, dass „immer mehr alte Menschen … in Zukunft von ihrer Rente nicht mehr leben können“. Wieso eigentlich nicht? Unehrlich ist auch die Aufforderung: „Dieses Vermögen brauchen die Leute für sich selbst, anstatt es zu vererben.“ Denn der Vorschlag heißt doch in Wirklichkeit: „Gebt euer Vermögen den Banken statt den Erben.“ Eine sozial und generationengerechte Reformierung des Erbrechts stelle ich mir anders vor!
Das Fazit eures Interviewpartners lautet: „Die älteren Menschen müssen an ihre Vermögen ran, statt von der arbeitenden Bevölkerung zu leben“, während sie heutzutage ihr „Geld … verprassen“, bevor „man für sein längeres Leben vorgesorgt hat“. Aber:
1. beziehen Rentner Alterseinkünfte, für die sie ihr Leben lang durch Sozialbeiträge vorgesorgt haben,
2. wurden die Rentenkassen teilweise zweckentfremdet durch die Politik geplündert,
3. ist die hohe Arbeitslosigkeit – vergrößert und nicht reduziert durch die marktgläubige, die Binnennachfrage beschneidende Wirtschaftspolitik der Kohl- und Schröder-Regierungen – ein gewichtigerer Grund für die Ebbe in den Sozialkassen als das „Prassen“ der Rentner,
4. leben sie deshalb nicht auf Kosten der arbeitenden Generation, die sie großgezogen haben, deren Ausbildung sie finanziert haben und die auf der Basis der Lebensleistung der heutigen Rentner – im Positiven wie im Negativen – leben,
5. muss die aktive Generation immer sowohl die nachwachsende als auch die ältere Generation ernähren; die Wahl besteht nur in der Art der Finanzierung: Ist private Vorsorge, vermittelt durch profitorientierte Versicherungen und Kreditinstitute wirklich für die Gesellschaft preiswerter und sozial gerechter als gesellschaftliche Lösungen, die das Prinzip des Generationenvertrags beibehalten, aber auf breitere Schultern stellen, so dass auch die Vermögendsten einbezogen werden? DIETER WALTER, Strausberg