Gebrauchsanweisung Google Buzz: Die Universalmaschine benutzen
Google steigt mit "Buzz" groß in den Markt der Sozialen Netzwerke ein. Für die Nutzer heißt das: noch mehr aufpassen. taz.de erklärt den Dienst und seine Tücken.
![](https://taz.de/picture/321637/14/googlebuzz_f1.jpg)
BERLIN taz | Der Suchmaschinenriese Google wird noch größer. Seine neueste Erfindung heißt "Buzz" und wurde direkt in das beliebte E-Mail-Programm des Internetkonzerns eingebaut. Hier sollen die Nutzer ihre Erlebnisse, Bilder und noch viel mehr publizieren. Wer sich derart im Netz produziert, muss wie ein Luchs darauf achten, dass dabei die Privatsphäre nicht auf der Strecke bleibt. Google hat ein Werbevideo auf Youtube gepostet. Hier die Fragen und Antworten, die man dort nicht findet.
1. Wird Google nun noch ein mächtigeres Monopol?
Der Internet-Riese beherrscht das Suchmaschinengeschäft in vielen Ländern der Welt mit Marktanteilen von 70 und mehr Prozent. Im Bereich sozialer Netzwerke - zu den erfolgreichsten gehören hierzulande aktuell Facebook, StudiVZ oder Twitter - war das aber noch nie so. Buzz ist also der Versuch, auch in diesem Markt Fuß zu fassen. Da man sofort seine vielen Millionen E-Mail-Nutzer zu Mitgliedern macht, könnte das gelingen - aber nur, wenn die User mitspielen. "Google probiert das schon länger und hat sich nicht durchgesetzt", kommentierte der US-Suchmaschinenexperte Danny Sullivan. "Es gibt keine Garantie dafür, dass das bei Buzz anders sein wird." Googles Facebook-Variante "Orkut" ist beispielsweise nur in Brasilien besonders populär.
2. Was ist mit dem Datenschutz?
Buzz ist vor allem deshalb problematisch, weil es Informationen an einem zentralen Ort zusammenfasst. Alles, was man öffentlich im Google-Universum tut - vom eingestellten Foto bei "Picasa" über das Video bei "YouTube" bis hin zum mit Freunden geteilten Nachrichtenhinweis im "Google Reader", taucht auch im Buzz-Nachrichtenstrom auf. Wer dort angibt, was er gerade tut und das nicht auf seinen Freundeskreis beschränkt, muss damit rechnen, dass es nach Eingabe seines Namens in Googles Suchmaschine auftaucht - Neuigkeiten aus Buzz werden dort nämlich ständig aktualisiert.
Wenn Buzz mobil verwendet wird, bietet Google sogar an, bei Eingabe einer Botschaft gleich den aktuellen Ort mit zu integrieren. Auf einer Karte sehen dann andere, wo man sich gerade befindet, außerdem liefert eine zentrale Übersicht alle aktuell in der Umgebung abgelassenen Kommentare. Mit diesen Daten lassen sich Persönlichkeitsprofile erstellen.
3. Wenn ich bei Buzz mitmache, bin ich dann im Netz einfacher zu finden?
Wahrscheinlich ja. Google trägt alle bei Buzz und seinen anderen Diensten gesammelten Infos auf Wunsch auf einer Profilseite zusammen, die sich andere leicht ergoogeln können. Bei Buzz gilt jedoch wie bei allen anderen Anwendungen im "Social Web" auch: Wer nicht mitmacht oder bei der Verwendung ein Pseudonym nutzt (was Google durchaus erlaubt), hinterlässt auch keine Hinweise auf die eigene Person. Da Buzz mit der persönlichen E-Mail-Adresse verknüpft ist, wird das bei dem Dienst allerdings schwerer als bei anderen.
4. Wie komme ich raus aus diesem Netz?
Google Buzz wird automatisch für jeden Google-Mail-Zugang freigeschaltet - ein Automatismus, den Google offensichtlich gewählt hat, um seinen Dienst von vorneherein möglichst weit zu verbreiten. Wer dabei nicht mitspielen will, kann den Buzz-Menüpunkt entweder ausblenden (was allerdings mit etwas Einstellarbeit an sogenannten Filtern verbunden ist) oder sich mit einem Klick auf "Turn off Buzz" (Buzz abschalten) komplett aus dem neuen sozialen Netz verabschieden. Diese Funktion findet man ganz unten auf der Seite, gleich über Googles Urheberrechtshinweis.
Wer weiter an Google Mail, nicht aber an Buzz teilnimmt, muss sich allerdings die Frage der Inkonsequenz gefallen lassen: Schon der beliebte elektronische Postdienst des Internetgiganten war und ist unter Datenschützern nämlich umstritten. Der Grund: Jede neue Mail (und inzwischen auch Teile des Archivs) wird mit einem speziellen Algorithmus durchforstet, um passende Reklame dazu anzuzeigen. (Erwähnt Mutti dann in einer Botschaft beispielsweise den Blumenstrauß zum Geburtstag, wirbt daneben Fleurop.) Google betont, dieses Mitlesen erfolge "nur durch Maschinen" und kein Mensch schaue drauf. Doch auch dabei fallen Daten an.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen