Imageschaden für Google: "Datenschutzalbtraum" Buzz

Nach harscher Kritik an problematischen Voreinstellungen bei Googles Twitter-Klon rudert der Internet-Konzern zurück: Man wolle die Privatsphäre künftig besser schützen.

Hat sich mit "Buzz" nicht nur Freunde gemacht: Google. Bild: ap

So sieht wohl ein PR-Desaster aus: Nachdem Google am vergangenen Dienstag mit großem Tamtam seinen Twitter- und Facebook-Klon "Buzz" vorgestellt hatte, hagelte es bereits kurz nach dem Start Kritik. "Datenschutzalbtraum" hieß es da auf Fachdiensten und Blogs oder "Leck' mich, Google", nachdem eine Frauenrechtsaktivistin feststellen musste, dass ihr gewalttätiger Ex-Ehemann plötzlich per Buzz wieder an sie herankam. Die Idee, das neue soziale Netzwerk direkt mit dem populären Email-Dienst Google Mail zu verknüpfen, mag zwar in der Theorie gut geklungen haben – schließlich bekam Google so potenziell Zugriff auf fast 180 Millionen User. Doch in der Praxis erwies sich die Kombination aus Privatem (Email) und Öffentlichem (Buzz) als enorm problematisch.

Besonders viel Ärger gab es um die Automatismen, die Google in Buzz eingebaut hatte. So bekam jeder Google Mail-Nutzer ohne Nachfrage den Dienst aufgedrückt und erhielt automatisch Vorschläge, mit welchen Menschen er oder sie denn am besten Kontakt aufnehmen sollte. Weniger clever: Diese Liste setzte sich aus den wichtigsten Mail- und Chat-Partnern zusammen, egal ob es sich um Geschäftskontakte, flüchtige Bekannte oder Freunde handelte. Schlimmer noch: Wer die Liste annahm und sich beim ersten Posten einer Buzz-Nachricht mit zwei Klicks ein Profil anlegte (das Google voraussetzte), posaunte seine Freundesliste auch noch in alle Welt hinaus, sollten diese Kontakte, was nach kurzer Zeit wahrscheinlich war, ebenfalls schon bei Buzz angemeldet sein. So meldeten sich Journalisten, auf deren Profilen plötzlich wichtige Informanten als "Freunde" auftauchten. Zwar ließ sich diese Funktion abschalten, doch war sie standardmäßig aktiviert.

Ebenfalls problematisch: Es ist relativ schwer, andere Buzz-Nutzer davon abzuhalten, einem zu folgen. Die erwähnte Frauenrechtsaktivisten musste jeden neuen Versuch von Hand abwehren, um Kontakte zu unterbinden. Einen Modus, bei dem man Buzz vorschreiben kann, dass jeder Kontakt genehmigt werden muss, existiert bislang nicht. Kritik gab es außerdem an der Einbindung von Google Reader und Picasa Photos. Diese Dienste posaunten alle freigegebenen Infos ganz automatisch bei Buzz heraus. Und zu guter Letzt war da noch die Mobilversion des Dienstes, die auf iPhone, Android- oder Symbian-Handy versucht, hausnummerngenaue Positionsangaben beim Posten einer Botschaft ins Netz zu stellen. Auch dies lässt sich zwar abdrehen, doch klagten Nutzer über eine schlechte Bedienbarkeit.

Inzwischen hat Google auf die Kritik teilweise reagiert. In zwei Blogpostings (1, 2) beschrieb der Konzern Verbesserungen an Buzz. So lässt sich der Dienst nun komplett abdrehen und nicht nur "verstecken" und auch die Automatismen wurden teilweise entschärft. Den Imageschaden, den der "Datenschutzalbtraum" der vergangenen Woche ausgelöst hat, wird das kaum beheben können.

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