■ Gay Games: Toleranz und Sanktionen
Dabeisein ist alles, Medaillen sind zweitrangig: Die Gay Games, das weltweit größte Sport- und Kulturereignis für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, finden alle vier Jahre statt. Für Amsterdam in diesem Jahr haben sich mehr als 15.000 AthletInnen aus 66 Ländern angemeldet; sie und die erwarteten 200.000 BesucherInnen werden die niederländische Hauptstadt vom 1. bis zum 9. August für eine Woche zur lesbisch-schwulen Hauptstadt Europas machen.
Der Grundgedanke der Spiele ist seit ihrer Gründung 1982, allen Menschen die Teilnahme an Olympischen Spielen zu ermöglichen – unabhängig von Rasse, Geschlecht, Alter, Können, politischer Überzeugung oder sexueller Orientierung –, um damit ein Fanal gegen Diskriminierung und für mehr Toleranz zu setzen. Die Bandbreite reicht von Badminton und Bodybuilding über Eishockey und Dressurreiten bis zu Standardtanzen und Rugby für Behinderte – insgesamt rund 40 Disziplinen.
Alle Jahre wieder drohen Funktionäre der „normalen“ internationalen Sportverbände ihren LeistungssportlerInnen bei Gay Games-Teilnahme mit Ausschluß oder lebenslangen Sperren. Zu hoch scheint ihnen das Risiko, mit offen schwulen oder lesbischen AthletInnen Sponsorengelder und öffentliches Gesicht zu verlieren. So legte der Deutsche Fußballbund 1995 den deutschen NationalspielerInnen „nahe“, auf eine Teilnahme bei den schwul-lesbischen Europameisterschaften Eurogames zu verzichten, andernfalls könne eine Nominierung für die Nationalelf nicht mehr garantiert werden.
Im Vorfeld der diesjährigen Gay Games sorgte die Warnung des Internationalen Eiskunstlauf-Verbands (ISU) für Wirbel, alle LäuferInnen und SchiedsrichterInnen von zukünftigen offiziellen Wettbewerben auszuschließen, falls sie an den Gay Games teilnähmen.
Die SportlerInnen kündigten mittlerweile an, aus Protest gegen die ISU-Entscheidung und zum Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte auf dem Eis Gesichtsmasken zu tragen. Tina Fritsche
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